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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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sie den Flammen vor, » denn die Nacht ist dunkel und voller Schrecken.«
    Ein großer Ritter namens Ser Godry Farring führte sie an. Godry Riesentöter. Ein großer Name für einen kleinen Mann. Farring hatte eine breite Brust und kräftige Muskeln unter Rüstung und Kettenhemd. Außerdem war er überheblich und eitel, schien es Asha, gierig nach Ruhm, taub für Warnungen, er sonnte sich gerne in Lob und war verächtlich gegenüber dem einfachen Volk, Wölfen und Frauen. In Letzterem unterschied er sich kaum von seinem König.
    »Gebt mir ein Pferd«, bat Asha Ser Justin, als er mit einem halben Schinken zum Karren ritt. »Diese Ketten machen mich noch wahnsinnig. Ich werde nicht versuchen zu fliehen. Darauf habt Ihr mein Wort.«
    »Ich wünschte, ich könnte Eurem Wunsch entsprechen, Mylady. Doch Ihr seid die Gefangene des Königs, nicht meine.«
    »Euer König wird das Wort einer Frau nicht annehmen.«
    Die Bärin knurrte. »Warum sollten wir dem Wort irgendeines Eisenmannes trauen, nach dem, was Euer Bruder in Winterfell getan hat?«
    »Ich bin nicht Theon«, wehrte sich Asha … aber die Ketten blieben.
    Während Ser Justin die Kolonne hinuntergaloppierte, erinnerte sie sich plötzlich an das letzte Mal, als sie ihre Mutter gesehen hatte. Das war auf Harlaw in Ten Towers gewesen. In der Kammer ihrer Mutter hatte eine Kerze geflackert, doch ihr großes geschnitztes Bett war unter dem staubigen Baldachin leer. Lady Alannys saß am Fenster und starrte hinaus aufs Meer. »Hast du meinen kleinen Jungen mitgebracht?«, hatte sie mit zitterndem Mund gefragt. »Theon konnte nicht kommen«, hatte Asha ihr geantwortet und auf das Wrack der Frau hinabgesehen, die ihr das Leben geschenkt hatte, einer Mutter, die zwei ihrer Söhne verloren hatte. Und der dritte …
    Ich schicke jedem von Euch ein Stück Prinz.
    Was immer geschehen mochte, wenn die Schlacht um Winterfell begann, Asha Greyjoy glaubte nicht, dass ihr Bruder sie überleben würde. Theon der Abtrünnige. Sogar die Bärin will seinen Kopf auf einem Spieß sehen.
    » Habt Ihr Brüder?«, fragte Asha ihre Aufpasserin.
    »Schwestern«, antwortete Alysane schroff. »Fünf waren wir. Alles Mädchen. Lyanna ist noch auf Bear Island. Lyra und Jory sind bei unserer Mutter. Dacey wurde ermordet.«
    »Auf der Roten Hochzeit.«
    »Ja.« Alysane starrte Asha kurz an. »Ich habe einen Sohn. Er ist erst zwei. Meine Tochter ist neun.«
    »Ihr habt jung angefangen.«
    »Zu jung. Aber immer noch besser, als zu lange zu warten.«
    Ein Seitenhieb auf mich, dachte Asha, aber sei’s drum. »Ihr seid verheiratet.«
    »Nein. Meine Kinder wurden von einem Bären gezeugt.« Alysane lächelte. Sie hatte schiefe Zähne und dennoch ein gewinnendes Lächeln. »Die Mormont-Frauen sind Leibwechsler. Wir verwandeln uns in Bären und suchen uns Bettgefährten im Wald. Das weiß doch jeder.«
    Asha erwiderte das Lächeln. »Mormont-Frauen sind auch Kriegerinnen.«
    Das Lächeln der anderen Frau verging. »Wir sind das, was Ihr aus uns gemacht habt. Auf Bear Island lernt jedes Kind, die Kraken zu fürchten, die sich aus dem Meer erheben.«
    Der Alte Weg. Asha wandte sich ab, und ihre Ketten klirrten leise. Am dritten Tag drängte sich der Wald dicht an sie heran, und die Straße, die aus Karrenrillen bestanden hatte, wurde zu einem Wildpfad, der bald zu eng für die großen Wagen wurde. Hier und dort wand sich der Weg um bekannte Landmarken: ein steiniger Hügel, der ein wenig an einen Wolfskopf erinnerte, wenn man ihn aus einem bestimmten Winkel betrachtete, ein halb eingefrorener Wasserfall, ein natürlicher Steinbogen, der einen Bart aus graugrünem Moos hatte. Asha kannte sie alle. Sie war auf diesem Weg schon einmal nach Winterfell geritten, um ihren Bruder Theon zu überzeugen, seine Eroberung aufzugeben und mit ihr ins sichere Deepwood Motte zurückzukehren. Daran bin ich auch gescheitert.
    An diesem Tag schafften sie vierzehn Meilen und konnten sich noch glücklich schätzen.
    Als der Abend dämmerte, lenkte der Fuhrmann den Karren unter einen Baum. Während er die Pferde ausschirrte, trabte Ser Justin heran und nahm Asha die Ketten von den Füßen ab. Gemeinsam mit der Bärin führte er sie durch das Lager zum Zelt des Königs. Auch als Gefangene blieb sie eine Greyjoy von Pyke, und es gefiel Stannis Baratheon, sie mit Brocken von seinem Tisch zu füttern, wenn er mit seinen Hauptleuten und Kommandanten speiste.
    Der Pavillon des Königs war beinahe so groß wie die Langhalle von

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