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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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schien den Nordmann zu belustigen. »Ich will ewig leben in einem Land, wo die Sommer tausend Jahre dauern. Ich will eine Burg in den Wolken, von der ich auf die Welt hinunterschauen kann. Ich will wieder sechsundzwanzig sein. Als ich sechsundzwanzig war, konnte ich den ganzen Tag lang kämpfen und die ganze Nacht lang ficken. Was ein Mann will, spielt keine Rolle.
    Der Winter ist schon fast über uns, Junge. Und der Winter ist der Tod. Lieber will ich mit meinen Männern im Kampf um Neds kleines Mädchen fallen, als einsam und hungrig im Schnee zu verrecken, während die Tränen auf meinen Wangen zu Eis gefrieren. Keiner singt Lieder über Männer, die so sterben. Und was mich betrifft, so bin ich alt. Das wird mein letzter Winter sein. Lasst mich in Bolton-Blut baden, ehe ich sterbe. Ich will spüren, wie es mir ins Gesicht spritzt, wenn sich meine Axt tief in den Schädel eines Boltons beißt. Ich will es mir von den Lippen lecken und dann mit dem Geschmack auf der Zunge sterben.«
    » Ja!«, rief Morgan Liddle. » Blut und Kampf! « Dann begannen alle Bergmänner zu schreien, schlugen mit ihren Bechern und Trinkhörnern auf den Tisch und erfüllten das Zelt des Königs mit ihrem Lärm.
    Asha Greyjoy hätte einen Kampf ebenfalls begrüßt. Eine Schlacht, die diesem Elend ein Ende bereitet. Stahl auf Stahl, rosa Schnee, zerbrochene Schilde und abgehackte Glieder. Und dann wäre alles vorbei.
    Am nächsten Tag stießen die Kundschafter des Königs zufällig auf ein verlassenes Pächterdorf zwischen zwei Seen – ein ärmlicher, armseliger Ort, nicht mehr als ein paar Hütten, eine Langhalle und ein Wachturm. Richard Horpe ließ anhalten, obwohl das Heer an diesem Tag kaum eine halbe Meile zurückgelegt hatte und bis zum Einbruch der Dunkelheit noch einige Stunden vergehen würden. Es dauerte bis weit nach Mondaufgang, ehe Tross und Nachhut eintrudelten. Asha befand sich bei ihnen.
    »In diesen Seen gibt es Fisch«, sagte Horpe dem König. »Wir schlagen Löcher ins Eis. Die Nordmänner wissen, wie man das macht.«
    Selbst in seinem dicken Fellmantel und der schweren Rüstung sah Stannis aus wie ein Mann, der mit einem Fuß im Grab steht. Das wenige Fleisch, das er in Deepwood Motte noch auf den Rippen gehabt hatte, war auf dem Marsch abgeschmolzen. Unter der Haut trat der Schädel hervor, und er hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass Asha fast fürchtete, sie könnten zerbrechen. »Also Fisch«, stieß er hervor, und jedes Wort wurde von einem Knurren begleitet, »aber wir marschieren beim ersten Licht weiter.«
    Doch als es Tag wurde, erwachte das Lager in Schnee und Schweigen. Der Himmel wandelte sich von Schwarz zu Weiß, und doch wurde es nicht heller. Asha Greyjoy erwachte verkrampft und frierend unter dem Stapel ihrer Schlaffelle, und lauschte dem Schnarchen der Bärin. Eine Frau, die so laut schnarchte, hatte Asha noch nie erlebt, doch während des Marsches hatte sie sich daran gewöhnt und fand den Klang inzwischen sogar beruhigend. Vielmehr bereitete ihr die Stille Sorgen. Sie hörte keine Trompeten, die Männer aufweckten und sie zu den Pferden riefen, damit sie eine Kolonne bildeten und sich zum Abmarsch bereit machten. Und es riefen auch keine Kriegshörner der Nordmänner. Da stimmt etwas nicht.
    Asha kroch unter ihren Schlaffellen hervor und trat aus dem Zelt, wobei sie sich durch eine Mauer aus Schnee schieben musste, die sich während der Nacht davor gesammelt hatte. Ihre Eisen klirrten , als sie sich erhob und die eisige Morgenluft einatmete. Es schneite noch immer, sogar stärker als am Abend zuvor, als sie in das Zelt gekrochen war. Die Seen waren verschwunden, und der Wald ebenso. Sie erkannte die Umrisse der anderen Zelte und der Hütten und den verschwommenen Schein des orangefarbenen Leuchtfeuers auf dem Wachturm, doch den Turm selbst sah sie nicht. Der Sturm hatte alles verschluckt.
    Irgendwo vor ihnen wartete Roose Bolton hinter den Mauern von Winterfell auf sie, aber Stannis Baratheons Heer saß eingemauert von Eis und Schnee unbeweglich fest und verhungerte.

DAENERYS
    Die Kerze war fast niedergebrannt. Es blieb nur noch ein Zoll, der aus einer Pfütze geschmolzenen Wachses ragte und sein Licht über das Bett der Königin ausbreitete. Die Flamme hatte schon zu flackern begonnen.
    Sie wird schon bald ausgehen, erkannte Daenerys, und dann wird eine weitere Nacht zu Ende sein.
    Die Dämmerung kam stets zu früh.
    Sie hatte nicht geschlafen. Sie hatte nicht einmal gewagt, die Augen zu

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