10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
bereiten wir Euch keine allzu großen Unannehmlichkeiten.«
»Gewiss nicht, Mylord. Ihr seid uns höchst willkommen.« Willkommener als diese Königin, um die Wahrheit zu sagen. Cotter Pyke hatte einen Raben vorausgeschickt, um ihnen den Bankier anzukündigen. Jon Snow hatte seither an kaum etwas anderes denken können.
Er wandte sich wieder an die Königin. »Für Euer Gnaden wurden die königlichen Gemächer im King’s Tower vorbereitet. Sie stehen Euch zur Verfügung, solange Ihr bei uns verweilen wollt. Dies ist unser Lord Verwalter, Bowen Marsh. Er wird sich um eine Unterkunft für Eure Männer kümmern.«
»Wie freundlich von Euch, uns Quartier zu bieten.« Die Worte der Königin waren höflich, ihr Ton sagte hingegen: Das ist nicht weniger als Eure Pflicht, und Ihr solltet hoffen, dass mir meine Unterkunft zusagt. »Wir werden nicht lange bei Euch verweilen. Höchstens einige Tage. Es ist unsere Absicht, zu unserem neuen Sitz im Nightfort weiterzureisen, sobald wir uns ausgeruht haben. Die Reise von Eastwatch hierher war anstrengend.«
»Wie Ihr sagt, Euer Gnaden«, antwortete Jon. »Gewiss ist Euch kalt, und sicherlich seid Ihr hungrig. Eine heiße Mahlzeit erwartet Euch in unserem Gemeinschaftsraum.«
»Sehr wohl.« Die Königin blickte sich auf dem Hof um. »Zuerst allerdings möchten wir uns mit Lady Melisandre beraten.«
»Gewiss, Euer Gnaden. Ihre Gemächer befinden sich ebenfalls im King’s Tower. Hier entlang, bitte.« Königin Selyse nickte, nahm ihre Tochter an der Hand und erlaubte ihm vorauszugehen. Ser Axell, der Bankier aus Braavos und der Rest der Gesellschaft folgten wie Entenküken, die man in Wolle und Fell gesteckt hatte.
»Euer Gnaden«, sagte Jon Snow, »meine Baumeister haben alles getan, was in ihrer Macht steht, um den Nightfort für Euch vorzubereiten … dennoch liegt sie zum Teil noch in Trümmern. Es ist eine große Burg, die größte an der Mauer, und wir haben erst einen Teil davon wiederherstellen können. Möglicherweise hättet Ihr es in Eastwatch-by-the-Sea bequemer.«
Königin Selyse schnaubte. »Mit Eastwatch sind wir fertig. Dort gefällt es uns nicht. Eine Königin sollte Herrin sein unter ihrem eigenen Dach. Euer Cotter Pyke erscheint uns als ein ungehobelter, unangenehmer Mann, stets streitlustig und geizig dazu.«
Ihr solltet hören, was Cotter über Euch sagt. » Das tut mir leid, aber ich fürchte, die Umstände im Nightfort werden Euer Gnaden noch weniger gefallen. Wir reden über eine Festung, nicht über einen Palast. Es ist ein trostloser, kalter Ort. Wohingegen Eastwatch …«
»Eastwatch ist nicht sicher .« Die Königin legte ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter. »Dies ist die rechtmäßige Erbin des Königs. Shireen wird eines Tages auf dem Eisernen Thron sitzen und über die Sieben Königslande herrschen. Deshalb muss sie vor allen Gefahren beschützt werden, und in Eastwatch wird der Angriff stattfinden. Dieser Nightfort ist der Ort, den mein Gemahl für uns als Sitz ausgesucht hat, und dort werden wir ausharren. Wir … oh! «
Ein riesiger Schatten trat hinter dem ausgebrannten Turm des Lord Kommandanten hervor. Prinzessin Shireen schrie auf, und dreien der Ritter der Königin stockte gemeinschaftlich der Atem. Ein weiterer fluchte. » Sieben beschützt uns«, sagte er und vergaß vor Schreck seinen neuen Roten Gott.
»Keine Angst«, beschwichtigte Jon sie. »Er ist nicht gefährlich, Euer Gnaden. Das ist Wun Wun.«
»Wun Weg Wun Dar Wun.« Die Stimme des Riesen hörte sich an, als würde ein Felsbrocken einen Berg hinunterrollen. Er sank vor ihnen auf die Knie. Sogar kniend überragte er sie. »Knierkönigin, kleine Königin.« Die Worte hatte ihm ohne Zweifel Leder beigebracht.
Prinzessin Shireens Augen wurden so groß wie Untertassen. »Das ist ein Riese ! Ein richtiger Riese, wie aus den Märchen. Aber warum redet er so komisch?«
»Bislang hat er nur wenige Wörter der Gemeinen Zunge gelernt«, sagte Jon. »In ihrem Land sprechen die Riesen in der Alten Sprache.«
»Darf ich ihn anfassen?«
»Lieber nicht«, warnte ihre Mutter. »Sieh ihn dir an. Ein schmutziges Wesen.« Die Königin wandte ihr Stirnrunzeln Jon zu. »Lord Snow, was macht diese Bestie auf unserer Seite der Mauer?«
»Wun Wun ist Gast der Nachtwache, so wie Ihr auch.«
Diese Antwort gefiel der Königin nicht. Und ihren Rittern ebenso wenig. Ser Axell verzog angeekelt das Gesicht, Ser Brus kicherte nervös, und Ser Narbert sagte: »Man hat mir erzählt, alle
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