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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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sanfte Hände, dachte sie, während warme Duftöle zwischen ihre Zehen rannen. Wenn er auch ein sanftes Herz hat, werde ich ihn mit der Zeit vielleicht sogar lieb gewinnen.
    Als ihre Füße sauber waren, trocknete Hizdahr sie mit einem weichen Tuch, zog ihr die Sandalen wieder an und half ihr auf. Hand in Hand folgten sie der Grünen Grazie in den Tempel, wo die Luft von Weihrauch geschwängert war und die Götter von Ghis in Schatten gekleidet in ihren Nischen standen.
    Vier Stunden später verließen sie den Tempel als Mann und Frau, aneinandergebunden an Hand und Fuß mit Ketten aus gelbem Gold.

JON
    Königin Selyse kam über Castle Black mitsamt ihrer Tochter und dem Narren der Tochter, ihren Dienerinnen und ihren Gesellschafterinnen und einem Gefolge von Rittern, geschworenen Schwertern und Kriegern, insgesamt fünfzig Personen. Allesamt Männer der Königin, das wusste Jon Snow. Sie mögen Selyse aufwarten, doch es ist Melisandre, der sie dienen. Die Rote Priesterin hatte ihn vor ihrer Ankunft gewarnt, fast einen Tag bevor der Rabe aus Eastwatch mit der gleichen Nachricht eingetroffen war.
    Zusammen mit Satin, Bowen Marsh und einem halben Dutzend Wachen in langen schwarzen Mänteln begrüßte er die Königin bei den Stallungen. Es wäre nicht gut gewesen, dieser Königin ohne eigenes Gefolge entgegenzutreten, wenn auch nur die Hälfte von dem stimmte, was über sie gesagt wurde. Zu leicht hätte sie ihn mit einem Stallburschen verwechseln und ihm die Zügel ihres Pferdes in die Hand drücken können.
    Endlich war der Schnee nach Süden weitergezogen und hatte ihnen eine Atempause geschenkt. Es lag sogar ein Hauch von Wärme in der Luft, als Jon Snow vor dieser Königin aus dem Süden auf ein Knie ging. »Euer Gnaden. Castle Black heißt Euch und die Euren willkommen.«
    Königin Selyse sah auf ihn herab. »Habt Dank. Führt mich bitte zu Eurem Lord Kommandanten.«
    »Meine Brüder haben mir durch ihre Wahl diese Ehre zuerkannt. Ich bin Jon Snow.«
    »Ihr? Es hieß, Ihr wärt jung, aber …« Königin Selyses Gesicht sah bleich und gequält aus. Sie trug eine Krone aus rotem Gold mit Zacken in der Form von Flammen, ein Zwillingsstück zu Stannis’ Krone. »… erhebt Euch, Lord Snow. Dies ist meine Tochter, Shireen.«
    »Prinzessin.« Jon neigte den Kopf. Shireen war ein unansehnliches Kind und durch die Grauschuppen noch hässlicher, durch die ein Teil ihres Halses und der Wange steif, grau und rissig war. »Meine Brüder und ich stehen Euch zu Diensten«, sagte er zu dem Mädchen.
    Shireen errötete. »Danke, Mylord.«
    »Ich glaube, Ihr seid mit meinem Verwandten bekannt, Ser Axell Florent?«, fuhr die Königin fort.
    »Nur durch Raben.« Und Berichte. Die Briefe, die er aus Eastwatch-by-the-Sea erhalten hatte, hatten einiges über Axell Florent zu sagen gehabt, allerdings nur wenig Gutes. »Ser Axell.«
    »Lord Snow.« Florent, ein korpulenter Mann, hatte kurze Beine und eine stämmige Brust. Dicke Haare bedeckten Wangen und Kinn und wuchsen aus Ohren und Nase.
    »Meine getreuen Ritter«, fuhr Königin Selyse fort. »Ser Narbert, Ser Benethon, Ser Brus, Ser Patrek, Ser Dorden, Ser Malegorn, Ser Lambert, Ser Perkin.« Der jeweils genannte verneigte sich. Sie machte sich nicht die Mühe, ihren Narren vorzustellen, aber mit den Kuhglöckchen an seinem Hut mit dem Hirschgeweih und den Narrenkaros, die ihm auf die aufgeblasenen Wangen tätowiert waren, war er kaum zu übersehen. Flickenfratz. Auch ihn hatte Cotter Pyke in seinen Briefen erwähnt. Pyke behauptete, er sei ein Schwachkopf.
    Dann gab die Königin einem weiteren seltsamen Mitglied ihres Gefolges ein Zeichen näher zu treten: einer großen hageren Bohnenstange von einem Mann, dessen Größe noch durch einen fremdländischen dreistöckigen Hut aus purpurnem Filz betont wurde. »Und hier haben wir den ehrenwerten Tycho Nestoris, einen Gesandten der Eisernen Bank von Braavos, der gekommen ist, um mit Seiner Gnaden König Stannis Verhandlungen zu führen.«
    Der Bankier lüftete den Hut und verneigte sich schwungvoll. »Lord Kommandant. Ich danke Euch und Euren Brüdern für Eure Gastfreundschaft.« Der Mann sprach die Gemeine Zunge makellos, es war nur der Hauch eines Akzentes zu hören. Der Braavosi überragte Jon um eine Elle, und aus seinem Kinn spross ein spindeldürrer Bart, der ihm fast bis zur Taille reichte. Seine Robe war in dunklem Purpur gefärbt und mit Hermelin gesäumt. Ein hoher steifer Kragen umrahmte sein schmales Gesicht. »Hoffentlich

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