10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
Riesen wären tot.«
»Fast alle.« Ygritte hat um sie geweint.
» Im Dunkeln tanzen die Toten.« Flickenfratz vollführte schlurfend einen grotesken Tanzschritt. »Ich weiß es, ich weiß es, oh, oh, oh.« In Eastwatch hatte ihm jemand einen Narrenmantel aus Biberpelzen, Schafhäuten und Kaninchenfell genäht. An seinem Hut mit Hirschgeweih hingen Glöckchen und lange braune Klappen aus Eichhörnchenfell, die seine Ohren bedeckten. Bei jedem Schritt klingelte er.
Wun Wun schaute ihn mit offenem Mund fasziniert an, doch als der Riese nach ihm griff, tänzelte der Narr bimmelnd davon. »O nein, o nein, o nein.« Daraufhin sprang Wun Wun auf. Die Königin packte Prinzessin Shireen und zog sie hinter sich, ihre Ritter griffen nach den Schwertern, und Flickenfratz taumelte verängstigt davon, rutschte aus und landete mit dem Hintern in einer Schneewehe.
Wun Wun lachte. Das Lachen eines Riesen stellte leicht das Gebrüll eines Drachen in den Schatten. Flickenfratz hielt sich die Ohren zu, Prinzessin Shireen drückte ihr Gesicht in die Pelze ihrer Mutter, und der verwegenste Ritter der Königin bewegte sich mit dem Stahl in der Hand nach vorn. Jon hob den Arm und bremste ihn. »Ihr wollt ihn doch nicht verärgern . Steckt den Stahl ein, Ser. Leder, bring Wun Wun zurück zu Hardin’s Tower.«
»Essen jetzt Wun Wun?«, fragte der Riese.
»Essen jetzt«, bejahte Jon und fügte an Leder gewandt hinzu: »Ich lasse ihm einen Scheffel Gemüse schicken und Fleisch für dich. Zünde ein Feuer an.«
Leder grinste. »Das mach ich, M’lord, aber in Hardin’s Tower ist es eiskalt. Vielleicht könnte M’lord uns auch ein bisschen Wein schicken, damit wir uns aufwärmen können?«
»Für dich, nicht für ihn.« Bis Wun Wun zur Schwarzen Festung gekommen war, hatte er noch nie Wein getrunken, hier jedoch sofort eine gigantische Liebe für das Getränk entwickelt. Zu gigantisch. Jon war schon beschäftigt genug, da brauchte er nicht auch noch einen betrunkenen Riesen. Er wandte sich wieder an die Ritter der Königin. »Mein Hoher Vater hat stets gesagt, ein Mann solle sein Schwert nur ziehen, wenn er es auch einzusetzen gedenkt.«
»Ich hatte die Absicht, es einzusetzen.« Der Ritter war sauber rasiert und hatte ein wettergegerbtes Gesicht. Unter einem Mantel aus weißem Fell trug er einen Wappenrock aus Silbertuch mit einem fünfzackigen blauen Stern. »Man hatte mir eigentlich erzählt, die Nachtwache verteidige das Reich gegen solche Ungeheuer. Niemand hat erwähnt, dass Ihr sie hier als Haustiere haltet.«
Wieder so ein verfluchter Narr aus dem Süden. » Und Ihr seid …?«
»Ser Patrek vom Königberg, wenn es Mylord gefällt.«
»Ich weiß nicht, wie Ihr es auf Eurem Berg mit dem Gastrecht haltet, Ser. Hier im Norden betrachten wir es als heilig. Wun Wun ist unser Gast.«
Ser Patrek lächelte. »Sagt mir, Lord Kommandant, wenn die Anderen auftauchen sollten, bietet Ihr ihnen dann auch Eure Gastfreundschaft an?« Der Ritter wandte sich seiner Königin zu. »Euer Gnaden, das dort ist der King’s Tower, wenn ich mich nicht irre. Wenn Ihr mir die Ehre erweisen wollt?«
»Wie Ihr wünscht.« Die Königin nahm seinen Arm und rauschte an den Männern der Nachtwache vorbei, ohne sie auch nur eines Blicks zu würdigen.
Die Flammen an ihrer Krone sind das Wärmste an dieser Frau. » Lord Tycho«, rief Jon. »Einen Augenblick, bitte.«
Der Braavosi blieb stehen. »Ich bin kein Lord. Nur ein einfacher Diener der Eisernen Bank von Braavos.«
»Cotter Pyke hat mir geschrieben, dass Ihr mit drei Schiffen nach Eastwatch gekommen seid. Mit einer Galleasse, einer Galeere und einer Kogge.«
»Das stimmt, Mylord. Die Überfahrt kann im Herbst gefährlich werden. Ein Schiff allein kann sinken, drei zusammen können sich gegenseitig helfen. Die Eiserne Bank ist stets umsichtig in solchen Dingen.«
»Vielleicht könnten wir uns einmal in aller Ruhe unterhalten, ehe Ihr abreist?«
»Ich stehe zu Diensten, Lord Kommandant. Und in Braavos sagen wir: Keine Zeit ist so gut wie der Augenblick. Würde Euch das passen?«
»So gut wie jeder andere Zeitpunkt. Sollen wir uns in mein Solar zurückziehen, oder möchtet Ihr gern einmal auf die Mauer?«
Der Bankier sah hinauf zum Eis, das riesig und hell in den Himmel ragte. »Ich fürchte, dort oben wird es bitterkalt sein.«
»Bitterkalt und windig. Man lernt schnell, sich ein gutes Stück vom Rand fernzuhalten. Es sind schon Männer heruntergeweht worden. Und dennoch. Die Mauer ist auf
Weitere Kostenlose Bücher