10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
angeschlagene Kriegsschiffe aus Lys, Reste von Salladhor Saans früherer Flotte, die durch die Herbststürme in den Norden zurückgetrieben worden waren. Saans drei Schiffe hatten dringende Ausbesserungsarbeiten gebraucht, die jedoch inzwischen erledigt sein sollten.
Elf Schiffe waren wohl kaum genug, aber wenn er noch länger wartete, würde das Freie Volk in Hartheim gestorben sein, ehe die Rettungsflotte eintraf. Jetzt in See stechen oder gar nicht. Ob Mutter Maulwurf und ihr Volk allerdings verzweifelt genug wären, ihr Leben der Nachtwache anzuvertrauen …
Der Himmel war dunkel geworden, als er mit Tycho Nestoris das Solar verließ. Es hatte zu schneien begonnen. »Unsere Atempause war nur kurz, scheint mir.« Jon zog den Mantel enger.
»Der Winter ist nah. An dem Tag, an dem ich Braavos verlassen habe, zeigte sich Eis auf den Kanälen.«
»Drei meiner Männer haben Braavos vor nicht allzu langer Zeit passiert«, erzählte Jon ihm. »Ein alter Maester, ein Sänger und ein junger Bursche. Sie haben ein Wildlingsmädchen und ihr Kind nach Oldtown begleitet. Ihr seid ihnen nicht zufällig begegnet?«
»Ich fürchte nicht, Mylord. Jeden Tag kommen Westerosi durch Braavos, aber die meisten legen im Lumpensammlerhafen an und ab. Die Schiffe der Eisernen Bank ankern im Violetten Hafen. Wenn Ihr wünscht, kann ich mich nach ihnen erkundigen, sobald ich nach Hause zurückgekehrt bin.«
»Nicht nötig. Inzwischen sollten sie sicher in Oldtown angekommen sein.«
»Hoffen wir es. Die Meerenge ist zu dieser Jahreszeit sehr gefährlich, und in letzter Zeit gab es beunruhigende Berichte über seltsame Schiffe bei den Stepstones.«
»Salladhor Saan?«
»Der Pirat aus Lys? Manche sagen, er sei in seine alten Jagdgründe zurückgekehrt, das ist wohl wahr. Und die Flotte von Lord Redwyne schleicht ebenfalls durch den Gebrochenen Arm. Ohne Zweifel auf dem Heimweg. Aber diese Männer und ihre Schiffe sind uns wohlbekannt. Nein, diese anderen Segel … sie kommen vielleicht weiter aus dem Osten … und man hört eigenartige Gerüchte über Drachen.«
»Ich wünschte, wir hätten einen hier bei uns. Ein Drache könnte alles ein wenig aufwärmen.«
»Mylord belieben zu scherzen. Ihr werdet mir verzeihen, wenn ich nicht lache. Wir Braavosi stammen von jenen ab, die vor Valyria und dem Zorn seiner Drachenherren geflohen sind. Wir machen keine Scherze über Drachen.«
Nein, offensichtlich nicht. » Ich bitte um Verzeihung, Lord Tycho.«
»Aber nicht doch, Lord Kommandant. Ich stelle fest, dass ich hungrig geworden bin. Solche große Summen Gold zu verleihen macht einem Mann Appetit. Wäret Ihr so gütig, mir den Weg zu Eurem Speisesaal zu zeigen?«
»Ich werde Euch persönlich hinführen.« Jon zeigte die Richtung. »Hier entlang.«
Im Speisesaal angekommen, wäre es unhöflich gewesen, nicht das Brot mit dem Bankier zu brechen, also schickte Jon Satin los, um ihnen Essen zu bringen. Die Nachricht von den Neuankömmlingen hatte fast alle Brüder herausgelockt, die keinen Dienst hatten oder nicht schliefen, und so herrschte im Keller großer Andrang und Wärme.
Die Königin selbst und ihre Tochter waren nicht zugegen. Vermutlich richteten sie sich gerade im King’s Tower ein. Aber Ser Brus und Ser Malegorn waren anwesend und unterhielten die Brüder mit Neuigkeiten aus Eastwatch und von jenseits des Meeres. Drei Gesellschaftsdamen der Königin saßen zusammen und wurden von ihren Mägden bedient und von einem Dutzend Männer der Nachtwache bewundert.
Näher an der Tür kämpfte die Hand der Königin mit einem Kapaun, nagte Fleisch von den Knochen und spülte jeden Bissen mit einem Schluck Bier hinunter. Als er Jon Snow erspähte, warf Axell Florent einen Knochen zur Seite, wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und schlenderte zu ihnen herüber. Mit seinen krummen Beinen, dem fassförmigen Oberkörper und den abstehenden Ohren bot er einen komischen Anblick, aber Jon war nicht so dumm, über ihn zu lachen. Der Mann war ein Onkel von Königin Selyse und hatte nach ihr zu den Ersten gehört, die Melisandres Roten Gott annahmen. Er mag kein Sippenmörder sein, aber er ist doch sehr nahe dran. Axell Florents Bruder war von Melisandre verbrannt worden, hatte ihm Maester Aemon erzählt, doch Ser Axell hatte wenig, sehr wenig unternommen, um es zu verhindern. Was für eine Sorte Mann kann einfach nur dabeistehen und zuschauen, wie der eigene Bruder bei lebendigem Leib verbrannt wird?
»Nestoris«, sagte Ser Axell, »und
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