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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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anzuschauen. Der neue Bieter war ein älterer Mann mit weißen Haaren, dennoch groß und kräftig. Er hatte ledrige braune Haut und einen sauber gestutzten, grau melierten Bart. Unter dem ausgeblichenen violetten Mantel trug er halb verborgen ein Langschwert und ein Paar Dolche.
    »Fünfundzwanzighundert.« Diesmal war es eine weibliche Stimme, ein Mädchen, klein, dick und mit schwerem Busen; sie war in eine verzierte Rüstung gekleidet. Ihr Brustpanzer aus schwarzem Stahl war mit Gold verziert und zeigte eine aufsteigende Harpyie, von deren Klauen Ketten baumelten. Zwei Sklavensoldaten hoben sie auf einem Schild bis auf Schulterhöhe.
    »Dreitausend.« Der braunhäutige Mann drängte sich durch die Menge nach vorn, seine Söldnerkumpane schoben die Bieter zur Seite, um ihm den Weg freizumachen. Ja. Kommt näher. Tyrion wusste, wie man mit Söldnern umzugehen hatte. Er glaubte nicht einen Moment lang, dass dieser Mann ihn kaufen wollte, um bei einem Fest Frohsinn zu verbreiten. Er weiß, wer ich bin. Er will mich zurück nach Westeros bringen und an meine Schwester verkaufen. Der Zwerg rieb sich den Mund, um sein Lächeln zu verbergen. Cersei und die Sieben Königslande waren eine halbe Welt entfernt. Vieles und noch viel mehr konnte unterwegs passieren. Bronn habe ich auch auf meine Seite gezogen. Wenn ich nur eine winzige Gelegenheit bekommen würde, könnte mir das bei diesem Söldner ebenfalls gelingen.
    Die Matrone und das Mädchen auf dem Schild hörten bei dreitausend auf zu bieten, nicht aber der fette Mann in Gelb. Er sah sich den Söldner mit seinen gelben Augen abschätzend an, ließ die Zunge über die gelben Zähne schnellen und sagte: »Fünftausend Silberstücke für das Los.«
    Der Söldner runzelte die Stirn, zuckte mit den Schultern und wandte sich ab.
    Sieben Höllen. Tyrion wollte ganz bestimmt nicht das Eigentum des riesigen Lord Gelbbauch werden. Allein sein Anblick, wie er da in seiner Sänfte hing, ein Berg aus fahlem Fleisch mit gelben Schweinsäuglein und Brüsten, die sich, groß wie Hübsche Sau, durch seine Seidentokar drückten, genügten, um ihm eine Gänsehaut zu bescheren. Und der Geruch, der von ihm ausging, war sogar noch auf dem Block wahrzunehmen.
    »Wenn es keine weiteren Gebote gibt …«
    »Siebentausend«, rief Tyrion.
    Auf den Bänken brach Gelächter aus. »Der Zwerg will sich selbst kaufen«, stellte das Mädchen auf dem Schild fest.
    Tyrion schenkte ihr ein lüsternes Grinsen. »Ein kluger Sklave verdient einen klugen Herrn, und Ihr seht alle aus wie Narren.«
    Das sorgte unter den Bietern für weiteres Gelächter, während der Auktionator eine finstere Miene zog und unentschlossen die Peitsche hielt, während er einzuschätzen versuchte, ob Tyrions Benehmen ihm zum Vorteil gereichte oder nicht.
    »Fünftausend sind eine Beleidigung!«, rief Tyrion. »Ich tjostiere, ich singe, ich mache lustige Bemerkungen. Ich ficke Euer Weib und bringe sie zum Schreien. Oder das Weib Eures Feindes, wenn Euch das lieber ist, wie könnte man ihn mehr beschämen? Ich morde mit der Armbrust, und Männer, die dreimal so groß sind wie ich, zittern und beben, wenn sie mir am Cyvasse-Tisch gegenübersitzen. Ich koche sogar von Zeit zu Zeit. Ich biete zehn tausend Silberstücke für mich selbst! Die bin ich wert, ganz bestimmt, ganz bestimmt. Mein Vater hat immer gesagt, ich müsse stets meine Schulden begleichen.«
    Der Söldner im violetten Mantel drehte sich wieder um. Über die Reihen der Bieter hinweg trafen sich ihre Blicke, und der Mann lächelte. Ein warmes Lächeln, dachte der Zwerg. Freundlich. Aber Götter, diese Augen sind kalt. Vielleicht sollte er uns lieber doch nicht kaufen.
    Das gelbe Ungetüm wand sich auf seiner Sänfte, und auf dem riesigen Kuchengesicht hatte sich Verärgerung breitgemacht. Er murmelte etwas Säuerliches auf Ghiscari, das Tyrion zwar nicht verstand, doch der Tonfall war deutlich genug. »Habe ich da ein weiteres Gebot vernommen?« Der Zwerg neigte den Kopf. »Ich biete alles Gold von Casterly Rock.«
    Er hörte die Peitsche, ehe er sie spürte, ein dünnes, scharfes Pfeifen. Tyrion ächzte unter dem Hieb, jedoch gelang es ihm diesmal, sich auf den Beinen zu halten. Seine Gedanken schweiften zurück an den Anfang seiner Reise, als sein größtes Problem in der Entscheidung bestanden hatte, welchen Wein er zu den vormittäglichen Schnecken trinken sollte. Das kommt davon, wenn man nach Drachen jagt. Plötzlich platzte er vor Lachen und bespuckte dabei die

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