Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
Vom Netzwerk:
Rückspiegel, um sich zu vergewissern, daß er nicht aus Versehen einen Löwen eingeladen hatte, aber es war Mr. Burton, der seiner Heiterkeit freien Lauf ließ.
    »Kennen Sie den Schloßherrn, der uns heute empfängt?« fragte Mrs. Burton.
    »Nein, Peggy. Es ist eine Schloßherrin, und ich hatte bisher keine Gelegenheit, sie kennenzulernen.«
    »Wie heißt sie?«
    »Madame de Hupont.
    »Das heißt, daß sie adelig ist«, erklärte Mrs. Burton ihrer Familie.
    »In Amerika gibt es keine Adeligen«, sagte Teddy.
    »Ich fürchte, Sie täuschen sich, Peggy«, sagte Lennet.
    »Es gibt viele adelige Namen ohne ,de' oder ,von' oder sonst etwas, und es gibt viele solcher kleiner Silben, die nicht auf Adel hinweisen.«
    »Wie soll man also wissen, wer adlig ist, und wer nicht?« fragte Jenny verblüfft.
    »Die, die immer vom Adel sprechen, gehören sicher nicht dazu«, antwortete Lennet. »Und die, die nicht davon sprechen, gehören manchmal dazu. Übrigens gibt es fünfzig Millionen Franzosen. Ungefähr dreißigtausend davon sind adlig, also etwa ein Franzose auf Tausendfünfhundert. Sie sehen, man begegnet auch hier nicht jeden Tag Adligen.«
    »Wenn man sich vorstellt, daß wir wirklich in einem Schloß absteigen«, sagte Jenny. »Wir können Postkarten an unsere Freunde schicken, von echten Schlössern aus, auf denen noch echte französische Aristokraten leben.«
    »Du bist ja blöd mit deiner Aristokratie«, brummte Teddy.
    »Yes«, machte Mr. Burton.
    Schloß Court, das im 18. Jahrhundert von einem reichen Herrn erbaut worden war, stand in einem typischen französischen Garten mit beschnittenen Taxusbäumen, mit Buchseinfassungen und Blumenbeeten, die komplizierte Muster bildeten. Die beiden Stockwerke des Gebäudes mit Fenstern mit Rundbogen waren an der Fassade über und über mit Verzierungen und Skulpturen bedeckt: Blumengirlanden, Putten, die Bogen spannten. »Wie hübsch!« rief Jenny begeistert. »Das ist königlich«, sagte Mrs. Burton.
    »Unser Haus in Atlanta ist fast genauso groß«, fügte Teddy lässig hinzu.
    Mr. Burton, der ohnehin schweigsam war, war zu sehr damit beschäftigt, alles zu fotografieren, als daß er auch eine Meinung hätte äußern können.
    Lennet hielt den Wagen am Eingang und half den Damen beim Aussteigen. Unterdessen öffnete sich die Tür, und eine ältere Dame mit würdevoll erhobenem Kinn erschien.
    »Madame«, sagte Lennet, »ich bin Bernard de Champ-Denis, und das sind meine Gäste.«
    Mit unbewegter Miene streckte die Dame des Hauses die Hand aus.
    »Du mußt ihr die Hand küssen«, flüsterte Mrs. Burton ihrem Mann zu.
    »No!« sagte Mr. Burton entschieden.
    Statt dessen kauerte er sich nieder und fotografierte die Frau mit einem seiner vielen Apparate.
    Entschuldigungen, Begrüßungen, Händedrücke folgten.
    Madame de Hupont setzte ihrer Güte die Krone auf, indem sie ihre Gäste mit einem flüchtigen Lächeln bedachte.
    »Man sieht, daß sie eine große Dame ist«, sagte Mrs. Burton leise zu Lennet, der sich hütete, seine eigene Meinung zu äußern.
    Während ein Hausdiener sich um die Koffer kümmerte, ließ sich die Dame des Hauses herab, folgende Worte zu sagen: »Sind Sie müde von der Reise oder wollen Sie gleich einen Rundgang durch das Anwesen machen?«
    »O ja, gleich«, schrie Jenny.
    »Gute Idee«, sagte Lennet. »Während Sie einen Rundgang machen, überwache ich den Transport des Gepäcks.«
    »Mich interessiert diese alte Baracke überhaupt nicht«, sagte Teddy.
    »Du wirst sie dir ansehen, und wenn es nur aus Höflichkeit wäre«, erwiderte Mrs. Burton streng. »Kommt!«
    Unter der Führung von Madame, die alle Stellen, die zu bewundern waren vornehm mit dem Kinn andeutete, entfernten sich die Amerikaner. Lennet nahm zwei Koffer.
    Er war stark daran interessiert, dem Hausdiener zu helfen.
    Als die Koffer der Eltern im Zimmer untergebracht waren, machte er sich an eine rasche Durchsuchung.
    Im ersten fand er nichts Verdächtiges außer einer Unmenge von Filmrollen, die alle säuberlich in Wollsocken eingewickelt waren.

    »Sieh da, sieh da!« m urmelte Lennet und betrachtete die Waffe
    Im zweiten dagegen entdeckte er außer einem Heft, das mit technischen und mathematischen Formeln halb vollgeschrieben war, deren Bedeutung Lennet nicht abschätzen konnte, einen großen Revolver, eine Smith and Wessen, und zwei Schachteln mit Patronen. »Sieh da, sieh da«, sagte Lennet vor sich hin.

Ein unfreundlicher Empfang
    Er hatte keine Zeit mehr, auch noch die Koffer

Weitere Kostenlose Bücher