10 - Operation Rainbow
gleichmäßig wie auf Schienen, bis die Kufen fast das Gebäude streiften. Dann zog der Pilot den Bug nach oben, beschleunigte die Motoren und bremste rasch ab. Unterhalb der Maschine schwangen die ans Seil geklammerten Männer nach vorn wie Kinder auf einer Schaukel und fielen dann, auf dem Gipfelpunkt, wieder zurück. Auf der gegenüberliegenden Seite erstarrten sie fast in der Luft, weil der Rückwärtsschwung fast gleichzog mit der verbleibenden Fahrtgeschwindigkeit des Hubschraubers, und dann standen sie auf dem Dach, so sicher und fest, als wären sie aus einer Luke geklettert. Sofort lösten Covington und seine Männer die Halterungen und ließen sich fallen. Das Abrollen geschah so geschmeidig, daß sie fast gar kein Geräusch verursachten. Kaum war das geschehen, als der Hubschrauber wieder geradezog und seinen Flug fortsetzte. Niemand am Boden hätte geahnt, daß die Maschine den Flug über das Gebäude auch nur den Bruchteil einer Sekunde unterbrochen hatte. Und nachts war sie selbst für Feldstecher mit hoher Lichtstärke fast unsichtbar.
»Er ist verdammt gut!« rief Al Stanley. »Keinen Laut hat man gehört.«
»Genau wie er versprochen hat«, stellte Clark fest.
Als hätte Malloy die Bemerkung vernommen, wandte sich der Pilot um und winkte den Männern am Boden mit hochgerecktem Daumen zu, während er für den Rest des Manövers das Gelände weiter umkreiste. Bei einem echten Einsatz war die Umkreisung nötig, um die Männer im Notfall wieder abzuholen, aber auch um die Menschen am Boden an die Gegenwart des Hubschraubers zu gewöhnen, bis er nur noch als Teil der Landschaft wahrgenommen wurde und unbemerkt im Nachthimmel verschwand. Es verblüffte immer wieder, daß der Trick funktionierte, aber es gehörte nun mal zur menschlichen Natur, das Außergewöhnliche nach einer Weile nicht mehr zu bestaunen. Wäre ein Panzer auf dem Parkplatz abgestellt, würde man ihn nach ein oder zwei Tagen auch nur noch für ein weiteres Fahrzeug halten.
Covingtons Schützentrio lief auf dem Dach entlang, dann verschwand es über eine Leiter ins Innere des Hauses und tauchte wenige Sekunden später am Eingang auf.
»Okay, Bear, hier spricht Six; Manöver beendet. Zurück in den Vogelbauer, Oberstleutnant. Ende!«
»Verstanden, Six. Bear fertig zur Landung. Ende und aus«, lautete die knappe Antwort. Der Night-Hawk verließ die Umlaufbahn und steuerte den Hubschrauberlandeplatz an.
»Was hatten Sie für einen Eindruck?« erkundigte sich Stanley bei Major Covington.
»Unglaublich geschickt, der Mann. Als wenn man vom Zug auf den Bahnsteig tritt. Malloy versteht sein Handwerk. Werkmeister?«
»Setzen Sie ihn auf die Lohnliste, Sir«, bestätigte Werkmeister Chin. »Mit dem könnten wir Pferde stehlen!«
***
»Das Maschinchen ist nicht übel«, grinste Malloy, als er zwanzig Minuten später das Kasino betrat. Er trug noch den grünen Nomex-Fliegeranzug, hatte sich jedoch einen gelben Schal um den Hals geschlungen wie ein echter Pilot. Clark wunderte sich.
»Wieso tragen Sie das Halstuch?«
»Ach, das? Es ist mein A-10-Schal. Einer der Typen, die ich in Kuwait gerettet habe, schenkte ihn mir. Wahrscheinlich ein Glücksbringer. Seitdem trage ich das bei jedem Einsatz.«
»Wie schwierig ist dieses Absetzmanöver?« wollte Covington wissen.
»Das Timing muß stimmen, und man sollte die Windverhältnisse kennen. Wissen Sie, was mir bei der Vorbereitung hilft?«
»Schießen Sie los«, drängte Clark.
»Klavierspielen.« Malloy nahm einen Schluck Lagerbier und grinste. »Fragen Sie mich bloß nicht, wieso, aber wenn ich ein bißchen gespielt habe, fliege ich besser. Lockert mir vielleicht die Finger, wer weiß? Aber der Hubschrauber, den sie uns zur Verfügung stellen, ist Klasse. Alles bestens eingestellt. Das Bodenpersonal der Air Force... na, die muß ich noch alle besuchen und einen ausgeben. Jedenfalls wissen sie, wie man einen Hubschrauber startklar macht. Erstklassige Mechaniker.«
»Ein wahres Wort!« strahlte Leutnant Harrison. Er kam vom 1. Spezialkommando-Geschwader und war im Grunde genommen verantwortlich für den Hubschrauber, obwohl er jetzt froh war, wenn er bei einem Könner wie Malloy dazulernen durfte.
»Wenn der Vogel gut gewartet wird, dann ist die Helikopterschlacht halb gewonnen«, fuhr Malloy fort. »Dem da braucht man nur gut zuzureden, und er frißt dir aus der Hand.«
»Wie ein gutes Gewehr«, warf Chin dazwischen.
»Kannste laut sagen, Werkmeister!« verkündete Malloy und
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