10 - Operation Rainbow
salutierte mit seinem Bierglas. »Na schön. Dann mal los mit dem Jägerlatein. Wie war'n denn eure ersten beiden Einsätze?«
»Bis auf einen alle rausgeholt.«
»Wer blieb auf der Strecke?«
»Das war in Bern. Die Geisel wurde umgebracht, bevor wir vor Ort waren.«
»Übereifrige Killer?«
»So ähnlich«, nickte Clark. »Sie waren nicht besonders helle, daß sie so früh über die Stränge schlugen. Erst dachte ich, es wären bloß Bankräuber, aber später stellte sich ein terroristischer Hintergrund heraus. Mag sein, daß sie bloß hinter dem Geld her waren. Dr. Bellow ist bis heute nicht sicher, um was es ihnen ging.«
»Sagen Sie, was Sie wollen - das sind doch bloß Ganoven, Mörder, egal, wofür sich das Gesindel hält«, gab Malloy zurück. »Ich habe Hubschrauberpiloten beim FBI ausgebildet und verbrachte ein paar Wochen in Quantico beim Geiselrettungsteam. Die haben mich über die psychologischen Aspekte aufgeklärt. Kann ganz interessant sein. Dr. Bellow - handelt es sich da um Paul Bellow, der drei Bücher darüber geschrieben hat?«
»Genau der.«
»Hat was auf dem Kasten.«
»Das will ich meinen, Oberstleutnant Malloy«, nickte Stanley und bestellte eine weitere Runde.
»Ausschlaggebend für das, was man von ihnen wissen muß, ist nur eins«, erklärte Malloy und besann sich wieder auf seine Stellung als Oberstleutnant des US-Marinekorps.
»Wie man sie abmurkst!« grinste Werkmeister Chin.
***
Die Turtle Inn Bar & Lounge war ein wohlbekannter Treffpunkt auf der Columbus Avenue zwischen 68th und 69th Street, der von Einheimischen und Fremden frequentiert wurde. Die Musik war laut, aber nicht zu laut, und der Gastraum war nicht allzu hell beleuchtet. Der Schnaps war ein bißchen teurer als üblich, aber den Aufschlag nahm man gern in Kauf für die Atmosphäre, die der Wirt für unbezahlbar hielt.
»Aha«, machte der Mann und nahm einen Schluck von seiner Rum-Cola. »Und Sie wohnen in der Gegend?«
»Neu eingezogen«, gab sie zurück und hob ihren eigenen Drink. »Ich suche einen Job.«
»Was haben Sie denn gelernt?«
»Sekretärin im Anwaltsbüro.«
Er lachte. »Da gibt's bestimmt was. Wir haben mehr Anwälte in der Stadt als Taxichauffeure! Wo kommen Sie her? Sie sagten es schon...«
»Des Moines, lowa. Schon mal dagewesen?«
»Nein. Bin von hier.« Der Mann log. Er war vor über dreißig Jahren in Los Angeles zur Welt gekommen. »Ich bin Rechnungsprüfer bei Peat Marwick.« Auch das war gelogen.
Aber in einer Single-Bar forschte niemand nach der Wahrheit. Das Mädel war höchstens dreiundzwanzig, eben aus der Sekretärinnenschule gekommen - mit braunen Augen, braunem Haar und fünfzehn Pfund zuviel auf der Taille. Wenn man Kleinwüchsige mochte, sah sie aber ganz appetitlich aus. Die drei Drinks, die sie schon intus hatte, um sich ein weltgewandtes Big-Apple-Flair zu geben, stiegen ihr allmählich zu Kopf.
»Schon mal hier gewesen?« wollte er wissen.
»Nein, das erste Mal. Und Sie?«
»Seit ein paar Monaten. Hier lernt man viele Leute kennen!«
Wieder eine der Lügen, die einem in solchen Kneipen unversehens herausrutschen.
»Die Musik ist ein bißchen laut«, maulte sie.
»Aber anderswo ist es viel schlimmer. Wohnen Sie in der Nähe?«
»Drei Straßen weiter. Habe ein kleines Einzimmer-Apartment in Untermiete. Muß für den Besitzer aufpassen. Meine Sachen kommen in einer Woche.«
»Das heißt, Sie sind noch gar nicht richtig eingezogen?«
»Genau.«
»Tja, willkommen in New York, Miß...«
»Anne Pretloe.«
»Kirk MacLean!« Sie schüttelten einander die Hände, und er hielt ihre ein klein wenig länger fest, damit sie seine Haut spüren konnte - ein wichtiger Faktor, um Vertrauen zu bilden, das er dringend benötigte. Wenige Minuten später tanzten sie, was hauptsächlich darauf hinauslief, anderen Gästen im Dunkeln auf die Füße zu treten. Er versprühte seinen ganzen Charme, und sie lächelte zu seinen Einsneunzig hoch. Unter anderen Umständen hätte er vielleicht mit ihr angebändelt, dachte Kirk. Aber nicht heute nacht.
Die Bar schloß nach zwei Uhr in der Frühe, und sie gingen zusammen fort. Nach den sieben Drinks, die von ein paar Erdnüssen und Salzbrezeln kaum neutralisiert wurden, war sie ziemlich beschwipst. Er hatte seine drei Drinks so lange gestreckt wie möglich und eine Menge Erdnüsse gefuttert. »Am besten«, fragte er auf dem Bürgersteig, »fahre ich dich heim, okay?«
»Aber ich wohne doch nur drei Straßen weiter.«
»Es ist schon
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