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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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seinem Land von Nutzen waren. Selbst als er es mit Iljitsch Ramirez Sanchez zu tun bekam, hatte Popov geglaubt, dem Wohl seines Volkes zu dienen. Jetzt wußte er es freilich besser. Terroristen waren tollwütige Hunde, reißende Wölfe, die man jemandem nachts in den Garten wirft, um Verwirrung zu stiften. Jawohl: auch das konnte strategisch von Nutzen sein - jedenfalls glaubten das seine Vorgesetzten, die mittlerweile längst nicht mehr im Staatsdienst oder verstorben waren. Doch hatten die Einsätze wirklich jemanden genutzt? Und so effizient der KGB einst gewesen war - Popov hielt ihn nach wie vor für den besten Geheimdienst der Welt - am Ende hatte er doch versagt. Die Partei, deren Schwert und Schild das Komitee für Staatssicherheit sein sollte, existierte nicht mehr. Das Schwert hatte die Feinde der Partei nicht erschlagen, das Schild hatte die tückischen Waffen des Westens nicht abgewehrt. Hatten demnach seine Vorgesetzten wirklich gewußt, was sie taten?
    Vermutlich nicht , gestand Popov sich ein, und schon deshalb war vielleicht jede seiner Operationen mehr oder minder ein Reinfall gewesen. Diese Erkenntnis kam ihn bitter an. Doch die Ausbildung, die er genossen hatte, zahlte sich jetzt, ganz zu schweigen von den beiden Geldkoffern, die er schon früher beiseite geschafft hatte, mit stattlichen Honoraren aus. Aber wofür ? Damit er den Polizeikräften Europas Terroristen vor die Flinte jagte? Einfacher, wenn auch nicht ganz so profitabel, hätte er sie durch entsprechende Hinweise auffliegen und verhaften lassen können. Dann wäre dieser kriminelle Abschaum hinter Gitter gebracht worden, wohin er gehörte, und das wäre doch zufriedenstellender gewesen. Der Tiger im Käfig, der ziellos hinter den Käfigstäben auf und ab wandert und auf seine täglichen fünf Kilo Pferdefleisch wartet, ist zweifellos ebenso hilflos und noch unterhaltsamer als einer, der ausgestopft im Raritätenkabinett steht. In gewisser Weise war er ein Judas, dachte Dmitrij Arkadejewitsch, aber zu welchem Golgatha sollte es führen?
    Der Lohn war nicht zu verachten. Noch ein paar Einsätze wie die ersten beiden, dann konnte er das Geld und die falschen Papiere nehmen und spurlos von der Bildfläche verschwinden. Er würde unter Palmen liegen, sich exquisite Drinks servieren lassen und hübschen, leichtbekleideten Strandmiezen zuschauen - oder was sonst? Popov wußte selbst nicht recht, welches Rentnerdasein am zuträglichsten war, aber gewiß würde sich auch für ihn etwas finden. Vielleicht sollte er seine Talente nutzen, um mit Wertpapieren zu handeln wie ein echter Kapitalist, wobei sich sein Vermögen noch vermehren ließ. Das war es, dachte er, nippte an seinem Morgenkaffee und blickte aus dem Fenster, südwärts zur Wall Street. Aber für dieses Leben war er noch nicht reif, und bis es soweit war, beunruhigte ihn das Fehlen jedes greifbaren Zwecks seiner Operationen. Da er nichts wußte, konnte er auch die Risiken nicht einschätzen. Trotz aller Erfahrung, Intelligenz und professionellem Training hatte er keine Ahnung, weshalb sein Arbeitgeber wollte, daß er die Tiger aus dem Käfig ließ und auf die Lichtung scheuchte, wo die Jäger lauerten. Bedauerlich, dachte Popov, daß er nicht einfach fragen konnte. Die Antwort wäre vielleicht amüsant gewesen.

    ***

    Das Einchecken im Hotel geschah mit mechanischer Präzision. Die riesige Rezeption war mit Computern ausgerüstet, die in Windeseile die Personalien der Gäste aufnahmen, damit sie desto schneller zum Geldausgeben in den eigentlichen Park kamen. Jüan nahm seine Zimmerschlüssel-Plastikkarte und nickte der hübschen Empfangsdame einen Gruß zu, bevor er seine Koffer aufnahm und auf sein Zimmer ging. Gut, daß es hier keine Metalldetektoren gab! Es war nur ein kurzer Weg, und die Aufzüge sehr geräumig, passend auch für Kinderwagen und Rollstühle. Fünf Minuten später stand er in seinem Zimmer und packte gerade aus, als es klopfte.
    » Bonjour. « Es war Rene. Der Franzose trat ein und setzte sich gähnend aufs Bett. »Bist du schon so weit, mein Freund?« erkundigte er sich auf Spanisch.
    »Si«, gab der Baske zurück. Nicht, daß er besonders spanisch aussah; sein Haar spielte eher ins rötliche Blond. Die Züge waren weich und sein Bart kurzgeschnitten. Er war nie von der spanischen Polizei verhaftet worden, intelligent und vorsichtig wie er war - und doch voller Leidenschaft für die Sache, der er mit zwei Autobomben-Atten-taten und einem Mord aus dem

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