Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
würde im Park noch mehr los sein als sonst, hatte man bei der Besprechung heute früh angedeutet. Am Karfreitag, wenn in diesem Teil Europas Bankfeiertag war, würden noch einmal Neuntausend und mehr die Hotels zum Wochenende füllen. Der Park war auf Massenbesuch eingerichtet, und seine Wachbeamtenkollegen hatten viele amüsante Anekdötchen auf Lager, was sich hier abspielte. Vor vier Monaten erst war eine Frau in der Station von Zwillingen entbunden worden, zwanzig Minuten nach einer Fahrt mit dem Sturzkampfbomber, worauf ihr Mann überrascht und Dr. Weiler begeistert reagiert hatte - die Kinder bekamen auf der Stelle lebenslängliche" Freikarten für Worldpark, was im Lokalfernsehen ganz groß rauskam. Der Leiter des Parks mußte ein PR-Genie sein. Vielleicht nannte sie eines der Kinder passenderweise Troll, schmunzelte Andre, als er einem Troll begegnete. Die Trolls waren kurzbeinige Wesen mit großen Kürbisköpfen - diese Kostüme wurden meist von kleinwüchsigen Frauen getragen, wie er erfuhr, als er seinen Job hier antrat. Man erkannte es an den dünnen Beinen, die in riesigen Schnabelschuhen steckten. Es gab sogar einen Wassertank in den Kopf masken, um Speichel über die monströsen Lippen treten zu lassen. Und dort drüben sah er einen römischen Legionär, verwickelt in einen grotesken Zweikampf mit einem Germanen. Einer rannte jeweils dem anderen davon, was die umstehenden Zuschauer zu Beifallsstürmen hinriß. Andre machte kehrt und schlenderte über die »Deutsche Straße«, wo ihm bayerische Blasmusik entgegenschlug - wenn's nach ihm ginge, könnten sie auch das Horst-Wessel-Lied spielen. Das hätte besser zu der verdammten olivgrünen Stuka-Imitation gepaßt. Oder wie wäre es, wenn sie SS-Lederkluft tragen oder einige der Gäste zusammenschlagen würden? War das nicht auch Teil der europäischen Geschichte? Verwünscht sei dieser Ort , dachte Andre. Jeden, der sich noch einen winzigen Rest politischen Bewußtseins bewahrt hatte, mußte die Symbolik ankotzen. Doch die Volksmassen hatten kein Gedächtnis, kein Verständnis für ökonomische oder politische Zusammenhänge. Er war froh, daß sie gerade diesen Ort ausgesucht hatten, um ein Zeichen zu setzen. Vielleicht würde das die Dummköpfe zum Nachdenken bringen über die Verderbnis der Welt! Andre erlaubte sich ein Stirnrunzeln, für Worldpark ungewohnt an einem sonnigen Tag mitten im Trubel.
    Da habt ihr's , sagte er sich, das ist der Ort . Die Kinder liebten ihn. Schon jetzt waren Unmengen hier, rannten durcheinander, zerrten an den Händen ihrer Eltern, in Shorts und Turnschuhen, manche mit Hüten, Heliumballons um die winzigen Handgelenke geknotet. Und da war ein Mädchen im Rollstuhl, das den speziellen Anstecker trug, mit dem sie jeder Standwart ins Karussel hievte, ohne daß sie in der Schlange warten mußte. Krank war sie, und die Eltern nach Kleidung und Gebaren offenbar Holländer. Vielleicht an Krebs erkrankt, hergeschickt von einer Wohlfahrtsorganis ation nach dem Vorbild der amerikanischen Make-A-Wish-Stiftung, die Eltern unheilbar kranker Kinder den ersten und letzten Besuch bei den in Worldpark lizensierten Comicfiguren finanzierte. Wie hell die müden Augen aufleuchteten, die bald dem Tod ins Angesicht sehen mußten; wie rührend sich das Personal um sie kümmerte - als gebe es nichts Wichtigeres als den bourgeoisen, sentimentalen Schwachsinn, von dem dieser ganze Vergnügungspark lebte. Sei's drum - all das hatten sie ins Kalkül gezogen. Wenn es einen Ort gab, wo sie politisch ein Zeichen setzen konnten, der die Aufmerksamkeit der europäischen Öffentlichkeit und der ganzen Welt auf ihre Anliegen lenkte, dann war es dieser hier.

    ***

    Ding hatte sein erstes Pint geleert. Eins würde er sich noch gönnen, mehr nicht. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, das er selbst niemandem vorschrieb, aber nach allgemeiner Übereinkunft trank niemand aus dem Team mehr als zwei, wenn man - wie fast immer - auf Bereitschaft war. Außerdem waren zwei Pints englisches Bier ganz schön viel. Jedenfalls waren alle Mitglieder von Team-2 früh zum Essen daheim bei ihren Familien.  Alle Soldaten waren verheiratet, hatten Frau und mindestens ein Kind. Die Ehen wirkten sogar stabil. John wußte nicht, ob das ein wiederkehrendes Merk mal bei Spezialkommandos war, aber die zweibeinigen Raubtiere, die für ihn schwitzten, waren daheim sanfte Kater, was ihn verwunderte und amüsierte.
    Sandy servierte den Hauptgang, zartes Roastbeef. John erhob

Weitere Kostenlose Bücher