10 - Operation Rainbow
selten vorkam, unvorhergesehene Überraschungen.
Weder Geiseln noch Täter. Blieb nur noch die Tür in den Nebenraum, die offen stand. »Paddy, Blitzknaller, sofort!« befahl er über Sprechfunk. Mit seinem neutral-weißen Panzerhemd und Panzerweste als Manöverbeobachter ausgewiesen, sah Clark von der Seite zu, wie Connolly hinter Vega und McTyler hereindrängte, die Leuchtgranaten griffbereit in der Hand. Sie flogen eine nach der anderen durch den Saal, und wieder erzitterte das Gebäude unter der Detonation. Diesmal übernahmen Chavez und Price die Führung. Drinnen wartete Alistair Stanley in seiner weißen Nicht-Schießen-Tracht als Beobachter. Clark hörte das gedämpfte Böllern der Schüsse, gefolgt vom Triumphgeschrei: »Erledigt!« - »Erledigt!« - »Erledigt!«
Als er in den Nebenraum trat, sah Clark wie schon so oft Pappfiguren mit durchlöcherten Gesichtsscheiben. Ding und Eddie standen bei den Geiseln, deckten sie mit ihren Schutzanzügen und richteten die Läufe auf Pappfiguren - simulierte Körper, wie sie im wirklichen Leben längst zerschmettert und blutend auf dem Boden gelegen hätten.
»Exzellent«, lobte Stanley. »Gut improvisiert. Sie waren ein bißchen langsam, Tomlinson, aber jeder Schuß hat gesessen. Bei Ihnen auch, Vega.«
»Dann los, Leute. Schauen wir uns den Mitschnitt im Büro an!« forderte John auf und schüttelte mehrmals den Kopf. Ihm brummte der Schädel vom betäubenden Lärm der Blitzknaller. Noch ein paar solcher Übungen, und er mußte sich Ohrenschützer und dunkle Brille aufsetzen, wenn er nicht schwerhörig werden wollte. Aber er ahnte, wie wichtig es war, die tatsächlichen Bedingungen und Abläufe nachzuvollziehen. Als er den Saal verließ, faßte er Stanley beim Arm.
»Schnell genug, Al?«
»Doch!« Stanley nickte. »Die Blitzknaller geben uns, sagen wir, drei bis fünf Sekunden Vorsprung, und weitere fünfzehn Sekunden bleiben die Täter desorientiert. Chavez hat sich gut in die Situation gefunden. Die Geiseln wären wohl alle gerettet worden, John. Unsere Jungs stehen jetzt auf dem Gipfel ihrer Leistungskraft. Besser werden sie nicht mehr. Tomlinson ist mit seinem kranken Fuß kaum einen halben Schritt zurückgeblieben, wenn überhaupt. Und der kleine Franzose bewegt sich flink wie ein Wiesel. Selbst Vega wirkt trotz seiner Riesenkräfte kein bißchen träge. John, diese Jungs sind das beste Team, das ich je gesehen habe.«
»Einverstanden, aber trotzdem...!«
»Trotzdem geben uns noch immer die Feinde das Tempo vor. Ja, ich weiß. Aber gnade ihnen Gott, wenn wir sie erwischen!«
13 - FREIZEITSPASS
Popov gab sich noch immer Mühe, mehr über seinen Boß herauszufinden, doch nirgendwo erhielt er die gewünschten Auskünfte. Die vereinten Ressourcen der Bibliotheken von New York City und des Internet erschlossen ihm eine Fülle von Informationen, doch nichts davon enthielt auch nur den geringsten Hinweis darauf, wieso der Mann einen Ex-KGB'ler beauftragte, Terroristen ausfindig zu machen und zum Abschuß freizugeben. Es kam ihm so unwahrscheinlich vor, als hegte ein Kind finstere Mordpläne gegen seine liebenden Eltern. Nicht die moralische Seite der Angelegenheit irritierte ihn; Moral spielte bei geheimdienstlichen Aktionen keine Rolle. Während seiner Ausbildung an der KGB-Hochschule außerhalb Moskaus war davon nie die Rede gewesen, nur daß man ihm und seinen Kommilitonen stets eingetrichtert hatte, daß der Staat sich nie irrte. »Sie werden gelegentlich Aufträge erhalten, die sie persönlich verabscheuen«, hatte Oberst Romanov einmal gesagt. »Aber auch diese müssen erledigt werden, denn die Gründe, ob man sie Ihnen mitteilt oder nicht, sind allemal sakrosankt! Sie haben das Recht, in taktischer Hinsicht eine Operation zu hinterfragen - als Agent im Außendienst ist es im allgemeinen Ihre Sache, wie Sie den Auftrag umsetzen. Ihn zu verweigern, ist jedoch nicht gestattet.« Und das war sein letztes Wort darüber gewesen. Weder Popov noch irgendein anderer Kursteilnehmer wagte, etwas einzuwenden. Daß Aufträge als Befehl galten, verstand sich von selbst. Und so erfüllte Popov, der sich nun einmal für den Beruf entschieden hatte, die Aufträge...
... allerdings hatte er als Bediensteter der Sowjetunion immer den generellen Zweck seiner Einsätze begriffen, nämlich die Beschaffung wichtiger Informationen für sein Vaterland. Entweder brauchte der Staat Informationen für sich selbst, oder sie halfen bei Aktivitäten anderer Länder, die
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