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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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damit fertig, war es vielleicht Zeit für ein Eis oder was zu trinken, und schon standen konzessionierte Buden bereit, um die leiblichen Bedürfnisse zu stillen. Weiter hinten lag Pepe's, ein vorzügliches, auf katalanische Küche spezialisiertes Luxusrestaurant - allzu nah durften die Abfütterungsstellen nicht an den Achterbahnen liegen! Manche Attraktionen waren nicht gut miteinander vereinbar; dem  Tauchbomber  zuzusehen, steigerte nicht gerade den Appetit, bei den Erwachsenen erst recht nicht. Es war eine Wissenschaft und eine Kunst für sich, einen Themenpark wie diesen zu komponieren, und Mike Dennis gehörte zu den wenigen Zeitgenossen, die sie beherrschten. Das erklärte sein exorbitantes Gehalt und das stille Lächeln, mit dem er seinen Wein süffelte, während er seine Gäste bei ihrem Freizeitspaß beobachtete. Wenn man das Arbeit nennen wollte, war es der schönste Beruf der Welt. Selbst die Astronauten, die im Space Shuttle, konnten nicht so zufrieden mit sich sein - er durfte jeden Tag an sein Spielzeug, sie dagegen wären froh gewesen, zweimal im Jahr ins Weltall fliegen zu können.
    Nach dem Essen erhob sich Dennis und kehrte in sein Büro an der Strada Espafia zurück, die wie eine Radnabe im Halbkreis der Promenaden lag. Es war ein herrlicher Tag in Worldpark, klares Wetter, 21° Celsius, die Luft trocken und rein. Das Grün war grüner, wenn Spaniens Blüten blühten, aber sonst entsprach das Klima ganz dem in Kalifornien, und dazu paßte auch, daß die Mehrheit seiner Mitarbeiter spanisch sprach. Unterwegs traf er einen der Wachbeamten des Parks; Andre stand auf dem Namensschild, und auf der anderen Brusttasche seines Hemds vermeldete ein Sticker, daß er Spanisch, Französisch und Englisch beherrschte. Guter Mann, dachte Dennis, solche brauchten wir viel mehr hier.
    Der Treffpunkt war lange zuvor vereinbart. Das Vorbild der Tauchbomber-Waggons war der deutsche Stuka, die Ju-87, mitsamt Eisernem Kreuz auf Flügeln und Tank, auch wenn man das Hakenkreuz vorsorglich bei der Heckflosse weggelassen hatte. Eigentlich mußte das doch die heiligsten patriotischen Gefühle der Spanier verletzen, dachte Andre. Erinnerte sich denn niemand mehr an Guernica, den ersten Exzeß der Nazibarbarei, dem Tausende spanischer Bürger zum Opfer fielen? War das historische Bewußtsein hierzulande derart schwach entwickelt? Offenbar ja. Kinder und Erwachsene in der Schlange faßten immer wieder das halblebensgroße Modell des Nazi-Kampffliegers an, der seinerzeit Soldaten und Zivilisten mit seiner »Trompeten-von-Jericho«-Sirene zu Tode erschreckt hatte. Eine Einspielung des Sirenenklangs gehörte ebenfalls zur Sturzfahrt und vermochte die Angstschreie der Teilnehmer oft nicht zu übertönen, gefolgt vom Luftdruckknall und der Wasserfontäne auf Bodenniv eau. Von dort erklommen die Waggons, simulierte Flak-Geschosse durchquerend, den zweiten Gipfel, nachdem sie eine Bombe auf ein Schiff abgeladen hatten. War er der einzige Mensch in Europa, der diese Symbolik für widerwärtig und bestialisch hielt?
    Anscheinend war es so. Manche rannten nach der Fahrt sofort los, um sich erneut in die Warteschlange einzureihen, außer denen, die noch unter Schwindelanfällen taumelten, Schweißausbrüche bekamen oder, wie er schon zweimal erlebt hatte, sich übergeben mußten. In solchen Fällen stand einer vom Reinigungsteam mit Mop und Wassereimer bereit; nicht der beliebteste Job in Worldpark. Für Notfälle lag die Erste-Hilfe-Station nicht allzu weit weg. Andre schüttelte den Kopf. Solchen Widerlingen geschah es ganz recht, wenn ihnen übel wurde nach dem freiwilligen Sturzflug in dem verhaßten Symbol des Faschismus.
    Jean-Paul, Rene und Jüan waren fast gleichzeitig am Eingang zur Zeitmaschine erschienen und schlürften alkoholfreie Drinks. Sie und die fünf anderen trugen als Erkennungszeichen Strohhüte, die man vorn am Eingang kaufen konnte. Andre nickte ihnen unmerklich zu und rieb sich wie vereinbart die Nase. Rene gesellte sich zu ihm.
    »Wo finde ich die Herrentoilette?« erkundigte er sich auf Englisch.
    »Folgen Sie den Hinweisschildern«, empfahl Andre. »Mein Dienst endet um 18 Uhr. Abendessen wie geplant?«
    »Ja.«
    »Sind alle bereit?«
    »Jederzeit, mein Freund!«
    »Dann sehen wir uns beim Abendessen«, nickte Andre und entfernte sich, setzte seine Patrouille fort, für die er bezahlt wurde, während die Genossen weiterliefen. Ob einige von ihnen sich die Zeit für eine Achterbahnfahrt nahmen? Morgen

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