10 - Operation Rainbow
sich und nahm das Tranchiermesser zur Hand, u m seiner Pflicht als Hausherr zu genügen. Patsy warf einen Blick auf den Braten und mußte an Rinderwahnsinn denken, aber ihre Mutter hatte das Fleisch wohl lange genug in der Röhre gehabt. Außerdem mochte sie Roastbeef, Cholesterin hin oder her, und was das Zubereiten von Soßen betraf, war ihre Mutter Weltmeisterin.
»Wie läuft's denn in der Klinik?« fragte Sandy ihre medizinisch ausgebildete Tochter.
»Die Gynäkologie ist reine Routine. Einen einzigen schweren Fall hatten wir in den letzten paar Wochen. Ich hatte schon Hoffnungen in eine placenta praevia gesetzt, oder gar eine placenta abrupt o, um zu sehen, ob wir damit fertigwerden, aber...«
»Wünsch dir das besser nicht, Patsy. Sowas hab ich mal in der Bereitschaft erlebt. Totale Panik, und die Gynäkologen mußten sich ganz schön zusammenreißen, denn im Bruchteil einer Sekunde kann das Schlimmste passieren. Tote Mutter und totgeborenes Kind.«
»Ist das schon mal vorgekommen bei dir, Mom?«
»Nein, aber in Williamsburg war's fast mal soweit gewesen.
Erinnerst du dich an Dr. O'Connor?«
»Dieser hochgewachsene, magere Bursche?«
»Genau!« Sandy nickte. »Gottseidank war er als Stellvertreter eingeteilt. Der Chef vom Dienst hatte keine Ahnung, aber Jimmy kam hinzu und übernahm den Fall. Ich war fast sicher, daß wir die Frau verlieren würden.« .
»Aber wenn du weißt, was du tun mußt...«
»Selbst wenn du das immer wüßtest, war's noch immer dramatisch. Gegen Routine ist nichts einzuwenden. - Ich habe lange genug Notdienst geschoben«, fuhr Sandy fort. »Eine ruhige Nacht, in der ich mit meiner Lektüre weiterkomme, ist mir lieber!«
»Die Stimme der Erfahrung!« bemerkte Clark, der das Fleisch vorlegte.
»Hört sich vernünftig an«, nickte Domingo Chavez und strich seiner Frau über den Arm. »Wie geht's denn unserem Kleinen?«
»Tritt mir ständig in die Weichteile«, gab Patsy zurück und führte die Hand ihres Ehemanns an ihren Bauch. Das wirkte immer - auch diesmal. Sein Blick veränderte sich, wenn er es selbst fühlte. Seit jeher gefühlvoll und voller Leidenschaft, schmolz Ding geradezu dahin, wenn er die Regungen im Mutterleib mitbekam.
»Mein Kleines«, murmelte er leise.
»Unseres!« grinste sie.
»Aber bitte keine bösen Überraschungen, wenn es so weit ist, ja?« beschwor Chavez sie. »Ich will, daß alles routinemäßig abläuft. Es ist schon aufregend genug. Hab keine Lust, in Ohnmacht zu fallen oder so.«
»Wirklich?« Patsy mußte lachen. »Du? In Ohnmacht? Mein comandante ?«
»Man kann nie wissen, Schatz«, schmunzelte ihr Vater, der wieder Platz genommen hatte. »Ich habe schon allerhand starke Männer schwach werden sehen.«
»Aber nicht diesen, Mr. C«, widersprach Domingo mit hochgezogenen Brauen.
»Eigentlich seid ihr bloß die Feuerwehr«, ließ sich Sandy vernehmen. »Immer müßt ihr warten, bis irgendwas passiert.«
»Das ist wahr«, gab Domingo zu. »Und wenn das Feuer nie ausbricht, soll's uns recht sein!«
»Meinst du das ehrlich?« fragte Patsy.
»Ja, mein Schatz«, versicherte ihr Ehemann. »Draußen im Einsatz ist es kein Spaß. Bisher hatten wir Glück. Den Verlust einer Geisel müssen wir immerhin nicht beklagen.«
»Aber das wird sich ändern«, warnte Rainbow Six seinen Untergebenen.
»Nicht, wenn ich etwas dagegen unternehmen kann, John.«
»Sag mal, Ding«, setzte Patsy an und blickte von ihrem Teller auf. »Hast du je... ich meine - mußtest du schon mal...«
Sein Blick beantwortete ihre Frage. Laut sagte er nur: »Laß uns nicht davon reden.«
»Wir schnitzen uns keine Kerben in den Gewehrkolben, Pats«, belehrte John seine Tochter. »Das wäre schlechter Stil, weißt du?«
Chavez wechselte das Thema. »Noonan ist heute gekommen. Angeblich hat er ein neues Spielzeug.«
»Und was kostet es?« war das erste, was John einfiel.
»Nicht viel, sagt er. Fast gar nichts. Delta hat es gerade erst entwickelt.«
»Und wofür soll es gut sein?«
»Es macht Menschen ausfindig.«
»Häh? Ist das schon erprobt?«
»Ein kommerzielles Produkt. Nein, erprobt ist es noch nicht. Aber es ortet Menschen.«
» Wie denn ?«
»Es erkennt den menschlichen Herzschlag auf fünfhundet Meter.«
»Wie bitte?« fragte Patsy. »Und wie soll das gehen?«
»Ich weiß nicht genau, aber Noonan behauptet, in Fort Bragg spielten sie schon verrückt - das heißt, sie sind wirklich aus dem Häuschen. Es nennt sich >Lifeguard< oder so ähnlich. Jedenfalls hat
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