10 - Operation Rainbow
offen stand. Nuncio öffnete sie, Clark kam hinterher, und sie betraten den Eingang.
»Ihr Spanisch ist ausgezeichnet, Senor Clark, aber ich kann Ihren Akzent nirgendwo unterbringen!«
»Indianapolis«, gab John zurück. Es war vermutlich der letzte heitere Moment heute. »Wie sprechen die Ganoven mit Ihnen?«
»In welcher Sprache, meinen Sie? Bis jetzt Englisch.«
Das war in der Tat die erste gute Nachricht heute. Bei all seiner Gelehrsamkeit ließen Dr. Bellows Sprachkenntnisse zu wünschen übrig, und er mußte die Verhandlungen übernehmen, sobald er eintraf.
Die Notverwaltung des Vergnügungsparks lag zwanzig Meter tiefer im Tunnel. Diese Tür wurde von einem Posten der Guardia Civil bewacht, der sie öffnete und vor Oberst Nuncio salutierte.
Ein Polizeibeamter kam auf sie zu. »Hallo, Oberst. Senor Clark? Mein Name ist Hauptmann Gassman.« Man schüttelte sich die Hände.
»Hallo. Mein Team ist in ein paar Minuten hier. Könnten Sie mich bitte auf den aktuellen Stand bringen?«
Gassman begleitete ihn zum Konferenztisch in der M itte des Büros, vor dessen Wänden TV-Monitore und andere elektronische Geräte standen, deren Zweck nicht auf Anhieb klar war. Eine große Karte, die den Lageplan des Parks zeigte, wurde auseinandergefaltet.
»Die Kriminellen haben sich hier verschanzt«, erklärte Gassman und tippte auf die Burg in der Mitte des Parks. »Wir glauben, daß es zehn sind, und fünfunddreißig Geiseln, alle minderjährig. Ich selbst habe mehrmals mit den Entführern gesprochen. Die Kontaktperson ist männlich, vielleicht Franzose, und nennt sich >Eins<. Die Gespräche führten zu nichts, aber wir haben eine Liste ihrer Forderungen: Freilassung einer Reihe verurteilter Terroristen, die hauptsächlich in Frankreich einsitzen, einige aber auch in spanischen Gefängnissen.«
Clark nickte. Das alles wußte er schon, aber der Lageplan des Parks war neu. Als erstes untersuchte er die Blickrichtungen - was von welchem Punkt aus gesehen werden konnte und was nicht. »Wo sind sie genau? Haben Sie einen Grundriß der Burg?«
»Hier«, erklärte ein Ingenieur der Parkverwaltung und breitete den Grundriß vor ihnen aus. »Fenster sind da, da und dort. Treppenhäuser und Lift wie markiert.« Clark verglich die Angaben mit dem Lageplan. »Es gibt eine Feuerleiter zum Dach, das wären vierzig Meter über Straßenniveau. Aussicht ist überall gut, in alle Promenaden.«
»Wenn man einen Blick auf die Burg werfen will, von wo aus geht das am besten?«
»Ganz einfach - vom Sturzkampfbomber aus, der erste Gipfel. Da sind Sie fast hundertfünfzig Meter hoch.«
Clark zog ungläubig die Brauen hoch.
»Größte Achterbahn der Welt, Sir!« bekräftigte der Ingenieur. »Die Leute kommen von überall her, um auf ihr zu fahren. Wenn Sie einen Aussichtspunkt brauchen, wäre das der geeignetste Ort.«
»Gut. Wie gelangt man von hier aus dorthin, ohne gesehen zu werden?«
»Durch die unterirdische Ebene, aber sie wird mit Kameras überwacht...« Er wanderte mit dem Finger über die Landkarte. »Da, da und da, und eine vierte hier. Besser wäre es, oben zu Fuß zu gehen, doch den Kameras auszuweichen wird nicht einfach sein.«
»Können wir sie nicht abschalten?«
»Die Schaltzentrale können wir von hier aus steuern, ja... und wenn nötig kann ich auch Leute hinschicken, die den Saft abdrehen.«
»Aber wenn wir das tun, werden unsere Burgbesetzer unwirsch reagieren«, gab John zu bedenken. »Das will genauestens überlegt sein, bevor wir etwas in dieser Richtung unternehmen.« Er wandte sich an Nuncio und Gassman: »Für den Augenblick möchte ich, daß sie nicht wissen, wer hergekommen ist und was wir hier tun. Ohne Not geben wir nichts preis, ist das klar?«
Beide Polizisten waren einverstanden, und John merkte, daß er sich ein wenig Respekt verschafft hatte. Stolz auf ihre Arbeit, wie Profis nun mal sind, waren sie doch erleichtert, ihn und sein Team vor Ort zu haben. Von ihm wollten sie, daß er die Lage in den Griff bekam und zugleich die Verantwortung übernahm. Hatte die Befreiungsaktion Erfolg, würden sie davon profitieren, aber wenn sie scheiterte, konnten sie ebensogut auf Distanz gehen und behaupten, es sei nicht ihr Fehler gewesen. Der bürokratische Geist war in allen Verwaltungsinstitutionen dieser Welt derselbe.
»Hallo, John!«
Clark fuhr herum. Es war Chavez, und Covington stand schon hinter ihm. Beide Teamleiter traten in ihren schwarzen Kampfanzügen ein und wirkten in diesen nüchternen
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