10 - Operation Rainbow
Stanley darin schmökern und stand auf, um nach hinten zu gehen.
Da saßen sie, die Rainbow-Kämpfer, und wirkten fast alle, als schliefen sie. Vie lleicht dösten sie auch nur, wie er damals, wenn er - lang war es her - mit dem 3. SOG unterwegs gewesen war. Man tat, als ob man schlief, schloß die Augen und ließ die Seele baumeln. Anspannung zehrte an den Kräften, wenn die Muskeln nicht beansprucht wurden. Dagegen konnte man sich nur durch Abschalten wappnen. Die Truppe war erfahren und professionell genug, um zu wissen, daß der Streß früh genug kommen würde, weshalb also ihn herbeisehnen? In diesem Augenblick merkte John Clark, der so lange Chef-SEAL bei der US-Navy gewesen war, wie sehr es ihn freute, solche Männer zu befehligen. Der Gedanke überraschte ihn selbst, während er dastand und ihnen beim Nichtstun zuschaute, denn etwas Besserem konnten sich Leute wie sie es waren in solchen Augenblicken nicht widmen. Sie hatten ihre Mission begriffen und würden sie Schritt für Schritt vollziehen. Jetzt waren sie zu einem Job unterwegs, über den man ihnen nichts mitgeteilt hatte, aber es mußte ernst sein, wenn beide Teams abkommandiert wurden. Und doch verhielten sie sich, als nähmen sie an einem bloßen Transportmanöver teil. Bessere Männer als diese hier würde man nicht finden können, ihre beiden Anführer Chavez und Covington hatten sie wirklich bis zur Rasiermesserschärfe trainiert.
Irgendwo da draußen lauerten die Terroristen, mit Kindern in ihrer Gewalt. Der Einsatz würde nicht leicht werden, und es war noch viel zu früh, um zu spekulieren, wie er ausgehen würde. John wußte nur zu gut, daß es hier, im lärmenden Herky-Vogel, angenehmer war als draußen im Vergnügungspark. In einer halben Stunde würden sie die Augen öffnen, sich schlaftrunken aufrappeln und die Container mit ihrem Handwerkszeug ausladen. Wenn er in ihre Gesichter sah, glaubte John Clark den Tod zu sehen, und dieser Tod stand hier und jetzt unter seinem Kommando.
Tim Noonan saß auf der Bank rechts vorn im Laderaum, mit David Peled neben sich, und spielte am Computer. Clark gesellte sich zu ihnen und fragte, was es gäbe.
»Die Nachrichten bringen noch nichts von dem Fall«, berichtete Noonan. »Ich frage mich, weshalb?«
»Das wird sich in Kürze ändern«, prophezeite Clark.
»Spätestens, wenn wir da sind«, meinte der Israeli. »Wer holt uns ab?«
»Spanisches Militär und die Nationalpolizei, wie es hieß.
Wir haben Landeerlaubnis in... fünfundzwanzig Minuten«, setzte er nach einem Blick auf die Uhr hinzu.
»Schaut mal, die Agence France Presse hat gerade eine Blitzmeldung abgesetzt!« rief Noonan und las sie durch, auf der Suche nach neuen Informationen. »Rund dreißig französische Kinder bei Geiselnahme durch unbekannte Terroristen bedroht... nichts sonst, außer dem Schauplatz. Es wird kein Spaß, John«, bemerkte der ehemalige FBI-Agent. »Dreißig Geiseln in enger Umgebung. Bei Geiselrettungsübungen haben uns solche Szenarien oft ins Schwitzen gebracht. Zehn Ganoven?« fragte er.
»Wenigstens wird es vermutet. Bestätigt ist es noch nicht.«
»Schmeckt mir ganz und gar nicht, Boß.« Noonan schüttelte sorgenvoll den Kopf. Er war wie einer der Schützen gekleidet, in schwarzer Kluft und Panzerweste, die Beretta im Halfter an der rechten Hüfte. Noch immer hielt er sich eher für einen Schützen als für einen Technofreak, und seine Trefferergebnisse bei den Übungen in Hereford konnten mit denen seiner Teamkameraden mithalten. Kinder sind in Gefahr, überlegte Clark, und ein gefährdetes Kind appelliert am stärksten an menschliche Emotionen. Verstärkt wurde das noch durch Noonans frühere Tätigkeit beim FBI, wo man Verbrechen an Kindern als das Niederträchtigste überhaupt betrachtet hatte. David Peled nahm es distanzierter, er saß in seinen Zivilkleidern da und starrte auf den Bildschirm seines Laptop wie ein Finanzbuchhalter, der Bilanzen studiert.
»John!« rief Stanley und schwenkte ein Fax, als er nach hinten kam. »Hier ist die Liste mit ihrer Forderung!«
»Wer soll freigepreßt werden? Kennen wir welche davon?«
»Iljitsch Ramirez Sanchez steht ganz oben auf der Liste.«
»Carlos?« Peled blickte auf. »Wer möchte diesen schmock in Freiheit sehen?«
»Jeder hat irgendeinen Freund.« Dr. Bellow setzte sich und überflog das Fax, bevor er es Clark reichte.
»Sagt uns das irgendwas, Doc?«
»Wieder haben wir's mit Ideologen zu tun, genau wie in Wien. Aber die hier haben genau
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