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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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festgelegte Ziele, und ihre >politischen< Gefangenen... Zwei von ihnen kenne ich übrigens, aus der Action Directe, die übrigen sind mir unbekannt.«
    »Ich hab sie.« Noonan hatte seine Datensammlung bekannter Terroristen aufgerufen und tippte nun die auf dem Fax aufgeführten Namen ein. »Sechs von der Action Directe, acht Basken, ein PFLP-Kämpfer, der in Frankreich inhaftiert ist. Lang ist die Liste nicht.«
    »Aber genau durchdacht«, gab Bellow zu bedenken. »Sie wissen, wen sie wollen, und wenn sie Kinder als Geiseln nehmen, glauben sie fest an den Erfolg. Die Auswahl der Geiseln soll besonderen Druck auf die französische Regierung ausüben.« Das war keine überwältigend neue Erkenntnis, wie der Psychologe selbst wußte. »Die Frage ist, ob sich die Franzosen auf Verhandlungen einlassen?«
    »In der Vergangenheit sind sie manche stille Deals eingegangen, wenn auch unter der Hand«, erinnerte Peled. »Das werden auch unsere Freunde wissen.«
    »Kinder!« ächzte Clark.
    »Ein Alptraumszenario«, nickte Noonan. »Wer bringt es schon übers Herz, ein Kind zu töten?«
    »Wir werden mit ihnen reden müssen, dann wissen wir mehr«, brummte Dr. Bellow und warf einen Blick auf die Uhr. »Das nächstemal nehmen wir eine schnellere Maschine!«
    »Immer mit der Ruhe, Doc.« Clark wußte, daß Bellow den schwersten Job von allen übernahm, wenn sie einmal gelandet waren. Er mußte ihre Gedanken lesen, die Beharrlichkeit der Terroristen einschätzen und ihre Reaktionen vorherbestimmen. Was dabei herauskommen würde, wußte er ebensowenig wie die anderen. Und wie das gesamte Team war auch er ein Sprinter in den Startlöchern, wollte aufspringen und losrennen und mußte doch auf das Zeichen warten. Doch anders als die übrigen war er kein Scharfschütze, konnte nicht auf die sich lösende Spannung hoffen, wenn sie in Aktion traten. Heimlich beneidete er die Soldaten darum. Kinder , dachte Paul Bellow. Wie sollte er mit Leuten, die er gar nicht kannte, um das Leben von Kindern feilschen? Wieviel Spielraum würden ihm die Regierungen Frankreichs und Spaniens geben? Er mußte Kompromisse anbieten, obwohl das meiste vom geistigen Zuschnitt der Terroristen abhing. Sie hatten absichtlich Kinder herausgesucht, französische noch dazu, um die Regierung in Paris zu erpressen... und das war eine wohlüberlegte Tat... Daraus mußte er den Schluß ziehen, daß sie jederzeit imstande waren, eins der Kinder zu töten, allen Tabus zum Trotz, die Menschen normalerweise davon abhielten. Paul Bellow hatte über Leute wie sie Bücher geschrieben und Vorlesungsreihen gehalten. Doch tief in seinem Innern fragte er sich, ob er überhaupt imstande war, sich in die Mentalität der Terroristen hineinzuversetzen, so stark unterschied sie sich von seinem vorwiegend rationalen Sinn für die Realität. Äußerstenfalls konnte er ihr Denken nachvollziehen, aber wirklich verstehen? Doch jetzt, mit Ohrenschützern gegen den Lärm der MC-130er-Motoren abgeschirmt, wollte er darüber lieber nicht sinnieren. Daher lehnte auch er sich zurück und schloß die Augen, zwang sich, an etwas anderes zu denken, und wehrte vorläufig den Streß ab, der in weniger als einer Stunde über ihn kommen würde.
    Clark sah, was Bellow tat, und begriff, was es für ihn bedeutete. Für Clark selbst als Rainbow Six war das keine mögliche Option, denn er war letztlich verantwortlich für das Kommando. Statt dessen führte er sich Gesichter vor Augen, die er den Namen auf dem Fax zuordnen wollte. Welches von diesen Kindern würde die Eltern wiedersehen? Welches nicht? Die Verantwortung lastet auf Schultern, die längst nicht so kräftig waren, wie sie schienen.
    Kinder!

    ***

    »Sie haben sich noch nicht gemeldet«, log Hauptmann Gassman am Telefon. Er selbst hatte die Initative ergriffen und bei den Entführern angerufen.
    »Ich hatte Ihnen keine Frist gesetzt«, gab Eins zurück. »Aber ich gehe davon aus, daß Paris unseren guten Willen zu schätzen weiß. Falls nicht, bekommen sie bald unsere Entschlossenheit zu spüren. Machen Sie denen das klar!« Damit brach Rene das Gespräch ab und legte den Hörer auf.
    Anrufen und in Verhandlungen treten ist notwendig , sagte sich Gassman. Das gehörte zu seinen Pflichten, wie er auf der Polizeiakademie und aus Büchern gelernt hatte. In Dialog treten und eine Beziehung zu den Verbrechern aufbauen, sogar Vertrauen bilden, das er zu seinem Vorteil ausnutzen konnte. Einige der Geiseln freibekommen gegen Lebensmittel oder

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