10 - Operation Rainbow
ihnen alles zutrauen. Außerdem waren sie bisher nicht gerade kommunikativ. Wenn ich nicht mit ihnen reden kann, ist Hopfen und Malz verloren.«
»Wie sollen wir vorgehen?«
»Laß sie erstmal im Dunkeln sitzen.«
Clark wandte sich um. »Mr. Dennis?«
»Ja?«
»Können wir die Stromversorgung der Burg unterbrechen?«
»Natürlich«, antwortete der Ingenieur anstelle seines Chefs.
»Soll ich's wagen, Doc?« fragte John, und Bellow nickte.
»Also gut. Dreht ihnen den Saft ab.«
»Mit Freuden.« Der Ingenieur saß an einem Computerterminal und rief mit ein paar Mausklicks das Stromversorgungs-Programm auf. Wenige Sekunden später hatte er die Burg vor sich und klickte eine Schaltfläche an, um die Hauptleitung zu unterbrechen.
»Mal sehen, wie lange sie das aushalten«, murmelte Bellow leise.
Es dauerte nur fünf Sekunden. Dennis' Telefon klingelte.
»Ja bitte?« meldete sich der Parkdirektor über die Freisprechanlage.
»Warum haben Sie das gemacht?«
»Wovon reden Sie?«
»Sie wissen genau, wovon ich rede. Die Lichter sind ausgegangen.«
Dr. Bellow beugte sich über das Mikrofon. »Dr. Bellow hier. Mit wem spreche ich?«
»Ich bin Eins. Worldpark steht unter meinem Kommando. Wer sind Sie?«
»Mein Name ist Paul Bellow, und man bittet mich, mit Ihnen zu sprechen.«
»Aha, Sie sind also der Verhandlungsführer. Großartig. Schalten Sie sofort den Strom wieder ein.«
»Bevor wir das machen«, entgegnete Bellow kalt, »möchte ich gern wissen, mit wem ich es zu tun habe. Sie wissen jetzt meinen Namen; Ihren kenne ich nicht.«
»Wie schon gesagt, ich bin Eins. Nennen Sie mich Eins«, entgegnete die Stimme gleichmütig, ohne erkennbare Erregung oder Wut..
»Okay, Mr. Eins, wenn Sie darauf bestehen. Ich heiße Paul.«
»Stellen Sie den Strom wieder an, Paul.«
»Und was bieten Sie mir dafür, Paul?«
»Ich biete Ihnen dafür, daß ich keins der Kinder umbringe - noch nicht«, fügte die Stimme drohend hinzu.
»Sie klingen nicht wie ein Barbar, Mr. Eins, und die Tötung eines Kindes ist ein Akt der Barbarei. Außerdem würde es Ihre Position erschweren, wenn Sie es recht bedenken.«
»Paul, ich habe bereits gesagt, was ich von Ihnen verlange.
Tun Sie es, am besten sofort.« Damit war die Leitung tot.
»Verdammter Mist«, ächzte Bellow. »Er kennt das Drehbuch.«
»Schlimm?«
Bellow nickte. »Sehr schlimm. Er weiß, was wir versuchen werden - jedenfalls, was ich versuchen werde.«
»Andre?« rief Rene vom Schreibtisch her. »Such ein Kind aus.«
Er hatte schon längst die Wahl getroffen und deutete auf die kleine Holländerin im Rollstuhl, Anna, die noch immer ihren Eintritt-frei-Anstecker trug. Rene war einverstanden. Auf der anderen Seite war also ein Psychologe angereist. Der Name Paul Bellow sagte ihm nichts, vermutlich war er irgendein Seelenklempner, den die Spanier in die Verhandlungen schickten. Sein Job war es, ihre Entschlußkraft zu schwächen, sie letztendlich zur Aufgabe zu bewegen und dazu, sich freiwillig zu stellen. Mal sehen, wie weit er damit kam! Rene blickte auf die Uhr und beschloß, ihm zehn Minuten zu geben.
***
Malloy schaltete die Kontrolle herunter und steuerte den Landeplatz an, wo der Tanklastzug schon bereitstand. Fünf Soldaten warteten auf ihn, einer wies ihn mit dem orangefarbenen Schild ein. Wenige Sekunden später setzte der Night Hawk auf. Der Motorenlärm erstarb, und Malloy sah zu, wie die Rotorblätter langsamer wurden, während Sergeant Nance die Seitentür aufklappte und heraussprang.
»Darf sich die Crew mal die Beine vertreten?« fragte Leutnant Harrison durch das Interkom.
»Klar«, schnaubte Malloy und begab sich ebenfalls zum Ausstieg. Ein paar Meter weiter stand jemand, der wie ein Offizier aussah und seinen Gruß erwiderte, als er auf ihn zuging. Malloy hatte ein wichtiges Anliegen.
***
»Der entscheidende Punkt ist, ob wir nah genug herankommen«, bemerkte Covington.
»Verstehe.« Chavez nickte. Vorsichtig hatten sie die Rückseite der Burg angesteuert. Schon hörten sie, wie sich hinter ihnen der Sturzkampfbomber in Bewegung setzte. Rings um die Burg lagen rund vierzig Meter Grünfläche, zweifellos vom Architekten eigens zur Verschönerung des Zentrums freigeschlagen. Ding und Peter ließen sich Zeit, das Gelände mit seinen künstlichen, von Stegen überbrückten Wasserstraßen eingehend zu rekognoszieren. Auch auf die Fenster der Verwaltungszentrale warfen sie einen Blick, hinter denen sich die Terroristen aufhielten. Von
Weitere Kostenlose Bücher