10 - Operation Rainbow
»Halten Sie die B-Version für verläßlich?«
»Aber ja. Ich rechne mit 97prozentiger Wirksamkeit - womöglich noch ein bißchen mehr«, fügte sie entschlossen hinzu.
»Aber nicht hundertprozentig?«
»Nein, dafür ist Shiva zu widerspenstig«, erklärte Archer. »Die Tierversuche waren noch ein wenig ungenau, zu gegeben, aber die Resultate stimmen fast völlig mit den Computermodellen überein, auch hinsichtlich der Testfehler-Kriterien. Mit solchen Messungen kennt sich Steve sehr gut aus.«
»Berg ist ein kluger Kopf«, gab der andere zu. Dann drehte er sich im Sessel herum. »Wissen Sie, Barb, was wir hier machen, entspricht ja nicht so ganz den ethischen...«
»Ich weiß«, unterbrach sie. »Aber wir alle wußten, was auf uns zukommt.«
»Schon«, nickte er. Daß er noch immer Vorbehalte hegte, ärgerte ihn selbst am allermeisten. Schließlich würde seine Familie am Leben bleiben, und er hing doch wie alle anderen an der Erde und ihren mannigfaltigen Geschöpfen. Dennoch, die beiden da auf dem Bildschirm waren immer noch Menschen , und eben erst hatte er ihr Liebesspiel belauscht wie ein Perverser. Klar, sie machten das nur, weil sie mit Drogen vollgepumpt waren, die sie als Pillen oder mit dem Essen zu sich nahmen, und dennoch, sie waren zum Tode verurteilt, und...
»Lassen Sie's gut sein, ja?« mahnte Archer, die ihm die Gedanken von der Stirn ablesen konnte. »Ein wenig Liebe haben sie ja schließlich gefunden. Das ist schon mehr, als die überwältigende Menge der anderen erlebt hat, die...«
»Denen muß ich aber nicht zuschauen.« Voyeurismus war nicht gerade sein Fall, und wenn andere wüßten, womit er in Stimmung kam, wäre ihm das auch nicht gerade recht gewesen.
»Nein, aber wir werden jedenfalls mitkriegen, wie es weitergeht. Bestimmt gibt es einen Aufruhr. Aber dann wird's zu spät sein, und wenn sie es herausfinden, werden sie ihre letzten Kräfte daran setzen, uns ausfindig zu machen. Und das ist es, was mir Sorgen bereitet!«
»Die Projekt-Enklave in Kansas ist ganz schön abgelegen, Barb«, versicherte der Mann. »Und die in Brasilien erst recht.« Er selbst würde bald dorthin übersiedeln. Der Regenwald hatte ihn schon immer fasziniert.
»Genug ist nie genug, lieber Gott«, sinnierte Barbara Archer.
»Aber die Welt ist kein Laboratorium, Frau Doktor, nicht wahr?« Und ging es bei Shiva nicht genau darum, verdammt noch mal? fragte er sich. Aber auch diesen Gedanken ließ er besser fallen. Den Namen Gottes wollte er nicht mit ihrem Unternehmen in Verbindung bringen, dazu war er nicht zynisch genug.
***
»Guten Morgen, Dmitrij.« Der Mann hatte sein Büro früher als vereinbart aufgesucht.
»Guten Morgen, Sir.« Der Geheimdienstler stand auf, als sein Auftraggeber das Vorzimmer betrat. Dies entsprach europäischer Sitte, seit den Zeiten der Monarchie, und hatte sich selbst im sozialistischen Staat noch hartnäckig gehalten, wo der Russe noch manches andere gelernt hatte, was ihm hier in New York zugute kam.
»Und? Was haben Sie mir mitgebracht?« fragte der Chef und schloß die Tür zum Büro auf, das sie gemeinsam betraten.
»Ich denke, es wird Sie interessieren«, erwiderte Popov. »Wie wichtig es ist, weiß ich nicht genau. Sie können das besser beurteilen.«
»Na schön. Schauen wir's uns mal an.« Er stellte den Kaffeeautomaten des Büros an, bevor er im Drehsessel Platz nahm.
Popov trat an die gegenüberliegende Wand und nahm die Verblendung von dem in die Holztäfelung eingelassenen Fernseher. Mit der Fernbedienung stellte er Großbildschirm und Videogerät an, dann legte er eine Videokassette ein.
»Der Fernsehbericht aus Bern«, erläuterte er seinem Arbeitgeber. Das Band lief nur dreißig Sekunden, bevor er es stoppte, die Kassette auswerfen ließ und eine andere einlegte. »Wien«, kündigte er an und drückte auf PLAY. Wieder eine Szene, die weniger als eine Minute währte. Auch diese Kassette wechselte er aus. »Gestern abend in diesem spanischen Vergnügungspark.« Diesmal dauerte der Ausschnitt knapp über eine Minute.
»Und?« fragte der Mann, als alles vorbei war.
»Was haben Sie gesehen, Sir?«
»Ein paar Leute rauchten Pfeife - wollen Sie etwa sagen, das ist ein und derselbe?«
»Genau. Bei allen drei Vorfällen war er zugegen, wenigstens scheint es so.«
»Fahren Sie fort«, forderte der Chef Popov auf.
»Das gleiche Kommando griff in allen drei Fällen ein und beendete die Geiselnahmen. Hochinteressant, finden Sie nicht?«
»Sollte
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