10 - Operation Rainbow
können, oder? Darüber konnten sie wirklich mal mit Dr. Bellow reden. Aber für das Team war der Optimismus noch verfrüht... vielleicht, dachte John und trank einen Schluck Bier. Sie fingen ja gerade erst an.
Es war ein langer Tag für die Rainbow-Truppe gewesen, und einer nach dem anderen setzte sein Glas ab, verließ die Kneipe, die offiziell schon längst hätte schließen müssen, und verdrückte sich, um nach Hause zu gehen. Wieder eine erfolgreiche Mission beendet. Doch schon war der nächste Tag angebrochen, und in wenigen Stunden würden sie wieder geweckt, um zu laufen, zu üben und das Routinetraining erneut aufzunehmen.
***
»Ach, der Herr wollte uns verlassen?« fragte der Gefängniswärter mit ätzendem Spott den einsitzenden Sanchez.
»Was wollen Sie damit sagen?« fragte der Schakal zurück.
»Einige Ihrer Kollegen haben sich gestern gar nicht schön benommen«, belehrte ihn der Gefängniswärter und warf ein Exemplar des Figaro durch den Schlitz in der Zellentür. »Aber die besehen sich jetzt die Radieschen von unten...«
Das Foto auf der Titelseite war ein Standbild aus dem Worldpark-Video, von miserabler Qualität, aber es zeigte einen Soldaten, der ein Kind trug. Schon in der Schlagzeile war alles gesagt. Carlos überflog sie und setzte sich auf die Pritsche, um den Artikel ganz zu lesen - dann überkam ihn ein Gefühl schwärzester Verzweiflung, das er nicht für möglich gehalten hätte. Jemand hatte seiner Bitte Folge geleistet, das wurde ihm plötzlich klar, aber es hatte zu nichts geführt.
Leben trat erst dann in diesen steinernen Käfig, den er bewohnte, als die Sonne kurz durch das winzige Zellenfenster schien. Leben. Er würde noch lange leben, bei bester Gesundheit, und das war das Schlimmste von allem. Die Zeitungsseite zerknüllte er mit der Faust, als er die Lektüre beendet hatte. Hol der Teufel die spanischen Bullen. Hol der Teufel die Welt.
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»Doch, die Nachrichten gestern abend habe ich gesehen«, meldete sich die Stimme aus dem Telefonhörer, während er sich rasierte.
»Wir sollten uns treffen, Sir«, schlug Popov vor. »Ich muß Ihnen etwas Wichtiges zeigen.« Es war kurz nach sieben Uhr in der Frühe.
Der Mann dachte darüber nach. Dieser Popov war ein gerissener Hund, der seine Aufträge erledigte, ohne Fragen zu stellen. Bisher... Nun, schriftliche Unterlagen, denen man im Hinblick auf seinen Auftraggeber nachgehen konnte, gab es keine, jedenfalls nichts, was seine Anwälte notfalls nicht regeln konnten. Aber auch dann verfügte er ja noch über Mittel und Wege, mit Popov fertigzuwerden.
»Einverstanden. Um Viertel nach acht bei mir.«
»Jawohl, Sir.« Damit legte der Russe auf.
***
Pete lag bereits im Todeskampf, wie Killgore feststellte. Es wurde Zeit, ihn fortzuschaffen. Das veranlaßte er auf der Stelle; zwei Pfleger rückten in klinischer Schutzkleidung an und verfrachteten den Saufbruder auf einem Rollbett in die Klinikabteilung des Instituts. Diese Abteilung war im Grunde nicht anders eingerichtet als die Räumlichkeiten, in denen die Straßenpenner getafelt und gesoffen hatten, während sie nichtsahnend auf das Einsetzen der Symptome warteten. Bei Pete waren sie inzwischen ganz zum Durchbruch gekommen; Schnaps und kleinere Mengen Morphium hielten die Schmerzen nicht länger in Schach. Die Pfleger hievten Pete auf ein Bett, neben dem ein sogenannter »Weihnachtsbaum« stand, ein Infusionsbaum mit computergesteuertem Tropfsystem zur Verabreichung von Medikamenten. Killgore zog den Schlauch herunter und fü hrte die Nadel in Petes Vene ein. Dann programmierte er das Gerät, und Sekunden später, unter dem Einfluß eines größeren Drogenschubs, entspannte sich der Patient. Die Augen wurden schläfrig und die Glieder schlaff, während Shiva den Körper von innen heraus verzehrte. Ein weiterer intravenöser Katheter versorgte ihn mit Nährmitteln. Daneben erhielt er unterschiedlichste Heilmittel, deren Wirkung getestet werden sollte - womöglich ergab sich ein unverhoffter Einfluß auf Shiva! Solche Medikamente füllten ganze Wandschränke; sie reichten von Antibiotika - die gegen die Viruserkrankung nichts ausrichten konnten - bis zu Interleukin-2 und einer neuen, eben erst entwickelten 3a-Variante, von der man sich einen Effekt erhoffte. Eigens auf Shiva zugeschnittene Antibiotika hatte man bei Tierversuchen gewonnen. Von all dem war nichts zu erwarten, was jedoch im Test nachgewiesen werden mußte, damit es beim Ausbruch der Seuche keine
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