10 - Operation Rainbow
ich?«
Popov holte tief Luft. Der Mann mochte ein Finanzgenie sein, auf anderen Gebieten stellte er eine geradezu haarsträubende Naivität zur Schau. »Dasselbe Team hat in drei unterschiedlichen Ländern operiert. Alle drei verfügen jeweils über eigene Polizeikräfte, die bereits im Einsatz waren. Von denen übernahm die Truppe jeweils die Fälle und löste sie erfolgreich. Mit anderen Worten, in letzter Zeit operiert in Europa eine international anerkannte Eingreiftruppe, besetzt mit hochrangigen Spezialisten - ich denke eher an Militärs als an Zivilkräfte. Das Vorhandensein einer solchen Einheit wurde in der Presse seit jeher geleugnet. Es handelt sich um eine streng geheime, sogenannte >schwarze< Operation. Eine Art NATO-Kommando, könnte ich mir vorstellen. Aber das ist reine Spekulation. - Und daraus«, fuhr Popov fort, »ergeben sich für mich ein paar Fragen.«
»Nur zu!« nickte der Boß.
»Kannten Sie dieses Team bereits? Wußten Sie, daß es existiert?«
Ein Kopfschütteln. »Nein.« Dann wandte er sich um und schenkte Kaffee ein.
»Wäre es möglich, daß Sie Näheres darüber in Erfahrung bringen können?«
Achselzucken. »Vielleicht. Was ist daran so wichtig?«
»Die Antwort darauf hängt von einer weiteren Frage ab: Weshalb bezahlen Sie mich dafür, daß ich Terroristen zu Anschlägen überrede?«
»Das brauchen Sie nicht zu wissen, Dmitrij.«
»Doch, Sir. Das sollte ich sehr wohl wissen. Wenn mit einem professionellen Gegner gerechnet werden muß, kann ich keine Aktionen in die Wege leiten, ohne wenigstens das Fernziel zu kennen. Das ist unmöglich, Sir. Mehr noch, Sie haben bedeutende Gelder in die Anschläge gesteckt. Das muß doch einen Zweck haben. Und ich will ihn kennen.« Unausgesprochen steckte dahinter die Drohung, daß er das, was der Chef ihm verschwieg, früher oder später auf andere Weise erfahren würde.
Seinem Auftraggeber ging durch den Kopf, daß seine gesamte bürgerliche Existenz gewissermaßen in der Hand dieses russischen Ex-Spions lag. Vor einem Untersuchungsrichter konnte er alles, was er jetzt sagen würde, ungestraft leugnen, er konnte Popov sogar verschwinden lassen, was ihm aber nicht behagte - schließlich waren sie nicht im Kino. Und Popov mochte mit Verbündeten gesprochen oder ein schriftliches Geständnis hinterlegt haben.
Die Bankkonten, über die Popov die von ihm gezahlten Gelder bezogen hatte, waren sorgfältig abgeschirmt worden, und doch konnte es eine Spur geben, die ein kluger und gründlicher Ermittler auffinden würde, was dem Auftraggeber - wenn die Spur gründlich und umfassend zurückverfolgt wurde - einige Schwierigkeiten zu bereiten in der Lage wäre. Die elektronische Kontoführung brachte es mit sich, daß es Sicherungsdateien gab, daß Kontoauszüge automatisch datiert und mit Beträgen versehen waren. Wenn das ausreichte, eine Verbindung glaubhaft zu machen, wäre es mit größeren oder kleineren Peinlichkeiten für ihn verbunden. Schlimmer noch, er konnte sich das auf gar keinen Fall leisten, denn es würde ihn bei seinen größeren Transaktionen an Orten wie New York, Kansas und Brasilien behindern. Australien nicht zu vergessen, das eigentliche Ziel seines Strebens.
»Darüber muß ich noch ein wenig nachdenken, wenn Sie erlauben, Dmitrij.«
»Ja, Sir. Selbstverständlich. Ich möchte annehmen, daß der Erfolg meiner Aufträge davon abhängt, daß ich mehr weiß. Sie haben gewiß Menschen um sich, denen Sie vertrauen. Denen sollten Sie diese Videobänder zeigen und überprüfen lassen, welche Bedeutung sie dieser Tatsache zumessen.« Popov erhob sich. »Rufen Sie mich an, sobald Sie mich brauchen, Sir.«
»Danke für die Bänder.« Er wartete, bis sich die Tür hinter dem Russen schloß, dann wählte er aus dem Gedächtnis eine Nummer. Das Telefon klingelte viermal, dann kam ein Klick, und eine Stimme meldete sich in der Muschel: »Guten Tag, Sie haben bei Bill Henriksen angerufen. Tut mir leid, aber ich bin zur Zeit nicht erreichbar. Probieren Sie's doch unter meiner Büronummer...«
»Verdammt«, schimpfte der Firmendirektor. Dann kam ihm eine Idee, er nahm die Fernbedienung zur Hand und ging die Fernsehprogramme durch: CBS, nein, NBC, nein...
»Aber ein Kind töten - gibt es Schlimmeres?« hörte er den Moderator von Good Morning, America auf ABC sagen.
»Vor langer Zeit, Charlie, hat ein gewisser Lenin erklärt, der Zweck des Terrorismus sei, Angst und Schrecken zu verbreiten. Darin sehen sie ihre Aufgabe, und das
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