10 - Operation Rainbow
Überraschungen gab. Der Kontrollgruppe, die man aus den Kneipen von Manhattan gekidnappt hatte, wurde soeben die tatsächlich wirksame B-Impfung verabreicht, zusammen mit der bekannten A-Impfung, die freilich ganz anderen Zwecken diente. Die auf der anderen Seite des Hauses entwickelten Großorganismen sollten erst minimalisiert und einnahmegerecht gemacht werden...
Auch Subjekt F-4, Mary Bannister, klagte über leichte Magenbeschwerden. Nur ein Unwohlsein, das sie nicht weiter ernst nahm. So etwas konnte passieren, und es ging ihr gar nicht mal schlecht; man verabreichte ihr ein Mittel gegen Sodbrennen aus dem wohlsortierten Medizinschrank hinter der Theke. Abgesehen davon fühlte sie sich ganz behaglich und lächelte ihrem Spiegelbild zu; ihr gefiel, was sie da sah: eine junge, attraktive Frau im rosa Jogginganzug, mit glänzendem Haar. Beschwingt verließ sie das Zimmer. Chip fläzte im Lesezimmer auf der Couch und studierte mühsam eine Illustrierte; sie ging schnurstracks auf ihn zu und setzte sich neben ihn.
»Hallo, Chip!« grinste sie.
»Na, Mary?« Er lächelte zurück und faßte nach ihrer Hand.
»Ihrem Frühstück habe ich mehr Valium zugesetzt«, erklärte Barbara Archer im Überwachungszentrum und zoomte das Monitorbild heran, »und auch die andere Dosis verstärkt.« Mit der anderen Dosis war ein Enthemmungsmittel gemeint.
»Nett siehst du heute aus«, schwärmte Chip; das versteckte Mikrofon gab die Stimme nur undeutlich wieder.
»Danke!« Wieder ein Lächeln.
»Sie wirkt reichlich romantisch.«
»Kein Wunder«, versetzte Barbara kaltblütig. »Mit den Psychopharmaka, die sie intus hat, würde eine Nonne den Habit abwerfen und loslegen...«
»Und was ist mit ihm?«
»Ach ja, stimmt - dem hätten wir Hormone geben sollen.« Dr. Archer schnalzte mit der Zunge.
Wie zum Gegenbeweis beugte sich Chip vor und küßte Mary auf die Lippen. Sie saßen allein im Lesezimmer.
»Wie sieht's denn mit ihren Blutwerten aus, Barb?«
»Vollgepumpt mit Antikörpern; trotzdem bildet sie schon kleine Freßzellen. In ein paar Tagen werden sich die Symptome einstellen.«
»Sauft, freßt und seid guter Dinge, Leute«, nickte Dr. Archers Kollege dem Bildschirm zu. »Nächste Woche seid ihr tot!«
»Schade drum«, ergänzte Dr. Archer achselzuckend. Sie brachte kaum mehr Mitleid auf, als sie einem toten Köter am Straßenrand schenken würde.
»Hübsche Figur«, sagte der Kollege, als die Pyjamajacke fiel. »Hab schon längere Zeit keine Pornovideos mehr gesehen, Barb.« Eine Kassette lief natürlich mit. Das Protokoll des Versuchs wurde äußerst streng eingehalten. Alles mußte mitgeschnitten werden, damit allen Forschern das gesamte Testprogramm verfügbar war. Ansehnliche Titten , dachte der Kollege und wohl auch Chip, kurz bevor er nach ihnen griff.
»Dabei war sie furchtbar schüchtern, als sie herkam. Die Tranquilizer leisten wirklich ganze Arbeit.« Wieder eine klinische Bemerkung. Von da an ging alles sehr schnell. Die Zuschauer im Kontrollraum tranken seelenruhig ihren Kaffee. Beruhigungsmittel oder nicht, die menschlichen Triebe verlangten ihr Recht, und nach kurzem Vorspiel fielen Chip und Mary übereinander her, mit dem üblichen Stöhnen und Schnaufen, allerdings war das Bild nicht ganz störungsfrei. Ein paar Minuten später lagen sie nebeneinander auf dem dicken weichen Teppich, küßten sich erschöpft und befriedigt. Mit der Hand strich er ihr über die Brüste, schloß die Augen, atmete tief und wälzte sich auf den Rücken.
»Tja, Barb, immerhin haben wir hier ein hübsches Ausflugsziel für Pärchen eingerichtet«, grinste der Mediziner. »Wie lange werden seine Blutwerte noch halten?«
»Drei oder vier Tage vermutlich, bis sich Antikörper zeigen.« Chip war nicht in der Dusche gewesen wie Mary.
»Und welche Impftests kriegt er?«
»Fünfmal die A-Variante. Drei Patienten haben wir noch, die nicht verseucht sind, die mit dem B-Kontrolltest.«
»Ach ja? Und wer darf am Leben bleiben?«
»M 2, M 3 und F 9«, erklärte Archer. »Sie haben die richtige Einstellung. Einer ist sogar Mitglied des Sierra-Clubs, ob Sie's glauben oder nicht! Die anderen halten sich gern in der Natur auf und eignen sich auch sonst für unser Vorhaben.«
»Politische Kriterien für wissenschaftliche Tests - wo soll das hinführen?« fragte der Mann spöttisch.
»Schließlich müssen wir mit ihnen auskommen, wenn wir sie schon überleben lassen«, gab Archer zu bedenken.
»Stimmt.« Der andere nickte.
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