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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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das wußte sie nicht. Nirgends ein Telefon. Gab es denn in Krankenhäusern kein Telefon? War sie überhaupt im Krankenhaus? Es sah so aus und erschien ihr auch so, aber sie spürte, obwohl ihr Hirn langsamer arbeitete als sonst, daß etwas nicht stimmte, auch wenn sie nicht wußte, was. Als hätte sie zuviel getrunken. Abgesehen von der Krankheit war ihr unangenehm, daß sie ihrer Sinne nicht vollkommen mächtig war. Es wurde Zeit, daß sie etwas unternahm, aber was? Für kurze Zeit stand sie da und überlegte, dann umfaßte sie den Weihnachsbaum mit der rechten Hand und wanderte zur Tür. Gut, daß die Computersteuerung batteriebetrieben war und nicht an der Steckdose hing. Die Gummiräder glitten weich über die Kacheln.
    Die Tür war unverschlossen, wie sich herausstellte. Sie öffnete und steckte den Kopf durch den Türrahmen. Im Korridor war niemand zu sehen. Sie schlurfte weiter, den Infusionsständer immer noch neben sich herschiebend. Nirgendwo war das Zimmer einer Stationsschwester zu sehen, aber das fiel ihr nicht besonders auf. Versuchsperson F-4 wandte sich nach rechts, schob jetzt den Infusionsständer vor sich her und suchte nach - nach was, wußte sie eigentlich nicht. Seufzend schob sie weitere Türen auf, sie waren nicht verschlossen, aber dahinter war alles dunkel. Überall stank es nach Desinfektionsmitteln, bis sie ans andere Ende kam. An dieser Tür hing ein Schild mit der Aufschrift T 9, und dahinter sah es anders aus. Keine Betten, aber ein Schreibtisch mit leuchtendem Computerbildschirm. Der Computer war also an. Sie trat ein und beugte sich über den Schreibtisch. IBM-kompatibel, mit denen konnte sie umgehen. Sogar ein Modem war angeschlossen, wie sie bemerkte. Dann konnte sie ja genausogut - was?
    Es dauerte noch ein paar Minuten, bis der Entschluß reifte. Ihrem Vater eine e-Mail zu schicken war doch bestimmt nicht verboten, oder?

    ***

    Fünfzehn Meter und einen Flur weiter hatte sich Ben Farmer einen Becher Kaffee besorgt. Nachdem er kurz mal auf der Toilette war, ließ er sich nun wieder im Drehstuhl nieder. Er nahm ein illustriertes Ökomagazin zur Hand und setzte seine Lektüre fort. Drei Uhr früh war es, und in seinem Gebäudetrakt war alles ruhig.

    ***

    LIEBER DADDY, ICH WEISS NICHT, WO ICH BIN. MAN SAGT, ICH HÄTTE EIN FORMULAR UNTERSCHRIEBEN UND ERLAUBT, DASS SIE MEDIKAMENTE TESTEN, IRGENDEIN NEUES PRÄPARAT ODER SO, ABER JETZT GEHT ES MIR HUNDEELEND UND ICH WEISS NICHT WARUM. SIE HABEN MIR SO EINEN SCHLAUCH ANGEHÄNGT MIT LAUTER FLASCHEN, UND IMMER WENN ES IN MEINEN ARM TRÖPFELT, WIRD MIR ÜBEL...

    ***

    Farmer las den Artikel über globale Erwärmung in aller Ruhe zu Ende; dann warf er einen Blick auf den Monitor. Die Einstellungen wechselten ab, in allen diesen Betten lagen kranke Patienten - bis auf eines. Was war das? fragte er sich, wartete, bis die Kamera wieder dort ankam, die Codenummer für das Zimmer mit dem leeren Bett hatte er vergessen. Es dauerte über eine Minute. Verdammte Scheiße, F-4 war es, die fehlte! Das war doch das Mädel, oder? Mary Soundso. Mist, wo konnte sie nur sein! Er faßte sich wieder und trat in den Korridor hinaus. Niemand zu sehen. Und niemand hatte den Gebäudetrakt verlassen. Die Türen zum anderen Bereich waren verriegelt und an die Alarmanlage angeschlossen. Wo zum Teufel waren die Ärzte? Die Bereitschaftsärztin war heute eine Frau namens Lani gewesen, die keiner leiden konnte, weil sie eine arrogante, hochnäsige Hexe war. Offenbar mochte auch Dr. Killgore sie nicht, denn sie bekam immer die Nachtschicht. Palatschek hieß sie mit Nachnamen. Farmer fragte sich flüchtig, woher sie wohl stammte, während er das Mikrofon der Sprechanlage hob.
    »Dr. Palatschek, Dr. Palatschek, bitte sofort die Sicherheit kontaktieren«, rief er über das Lautsprechersystem. Es dauerte rund drei Minuten, bis sein Telefon schellte.
    »Dr. Palatschek hier. Was ist los?«
    »Versuchsperson F-4 muß wohl schlafwandeln. Auf dem Monitor ist sie nicht mehr zu sehen.«
    »Bin schon unterwegs. Rufen Sie Dr. Killgore an.«
    »Ja, Doktor.« Diese Nummer kannte Farmer auswendig.
    »Ja bitte?« meldete sich die vertraute Stimme.
    »Hier ist Ben Farmer, Sir. F-4 ist aus ihrem Zimmer verschwunden. Wir suchen gleich nach ihr!«
    »Gut. Rufen Sie wieder an, wenn Sie sich wieder einfindet.« Damit war die Leitung tot. Killgore regte sich gar nicht groß auf. Ein bißchen herumwandern war nicht schlimm, und das Gebäude verlassen konnte niemand, ohne gesehen

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