10 - Operation Rainbow
gewählt, und nach einer Woche fing er an, sich ernstlich Sorgen zu machen. Nach ein paar Tagen war die Angst so groß, daß er die Polizei informierte und eine Vermißtenmeldung machte. Das war ein sehr unangenehmes Erlebnis für ihn. Der Beamte, an den er endlich geraten war, stellte ihm alle möglichen Fragen über die bisherige Lebensführung seiner Tochter. Nach zwanzig Minuten hatte er ihm dann geduldig erklärt, daß junge Frauen sich öfters mal eine Zeitlang nicht melden, um dann nach einer Weile wieder unversehrt aufzutauchen. Und deshalb gab es nun irgendwo in New York eine Akte, oder einen Computereintrag, zu einer gewissen Bannister, Mary Eileen, vermißt, was die New Yorker Polizei aber nicht einmal für wichtig genug hielt, um einen Beamten ihr Apartment überprüfen zu lassen. Skip Bannister selbst hatte es tun müssen, war den ganzen Weg gefahren, nur um einen »Hauptmieter« anzutreffen, der ihn fragte, ob er die Sachen seiner Tochter vor die Tür stellen solle, da sie seit Wochen nicht mehr aufgekreuzt sei, und die Miete werde auch bald wieder fällig...
In diesem Augenblick wurde Skip - James Thomas - Bannister erst richtig nervös, und er suchte die nächste Polizeistation auf, um persönlich Anzeige zu erstatten und um Nachforschungen zu bitten. Er merkte sofort, daß er unerwünscht war, doch man versprach ihm, einen Vermißtenbericht anzulegen. Dann mußte er sich von einem Detective, der etwa Mitte Fünfzig war, genau das Gleiche anhören, was man ihm schon telefonisch mitgeteilt hatte: »Es sind doch erst ein paar Wochen, Mann... Nein, eine Tote oder Verunglückte, die mit der Beschreibung Ihrer Tochter übereinstimmt, wurde nicht aufgefunden. Höchstwahrscheinlich taucht sie kerngesund und putzmunter wieder auf, und in 99 Prozent der Fälle handelt es sich einfach um junge Frauen, die auch mal über die Stränge schlagen wollen...«
Nicht seine Mary, hatte James T. »Skip« Bannister dem auf diesem Ohr tauben Polizisten erklärt. »Das sagen sie alle, Sir«, war die Antwort, »und in neunundneunzig von hundert Fällen - eigentlich ist die Quote noch höher - geht es ganz harmlos aus. Tut mir leid, Sir, aber wir haben einfach nicht genug Personal, um jedem einzelnen Fall nachzugehen, aber so ist das nun mal. Warum gehen Sie nicht einfach nach Hause und warten, bis das Telefon läutet?«
Das hatte er dann auch getan, war den ganzen Weg zurück nach Gary gefahren, mit einer Mischung aus Angst und Wut. Bei seiner Ankunft fand er, endlich, sechs Meldungen auf dem Anrufbeantworter vor. Er hörte sie alle hintereinander ab, in der Hoffnung - aber nein, keine einzige stammte von seiner vermißten Tochter.
Wie die meisten Amerikaner besaß James Thomas Bannister einen Computer, und da er ihn nur aus einer Laune heraus gekauft hatte und selten benutzte, stellte er ihn heute nur an, um ins Internet zu gehen und seine e-Mails abzurufen. Und an diesem Morgen fand er endlich eine Mitteilung von seiner Tochter in der Inbox. Er bewegte den Mauszeiger, klickte den Brief an, der sofort auf seinen Monitor sprang, und geriet jetzt erst recht in Panik.
Sie wußte nicht, wo sie war? Medizinische Experimente? Und was ihn am meisten erschütterte, war der verwirrte Stil dieses Briefes mit seinen vielen abgebrochenen Sätzen. Mary war immer gut in Englisch gewesen. Ihre Schrift wurde stets als ordentlich und leicht zu lesen gelobt. Ihre Briefe waren freundlich, versteht sich, aber klar, knapp und leicht zu lesen. Der Text hier hätte von einer Drittklässlerin stammen können, dachte Skip Bannister; er war voller Tippfehler, und seine Tochter hatte die Sekretärinnenschule besucht und in diesem Fach eine Eins bekommen.
Was nun? Sein kleines Mädchen wurde vermißt... Und plötzlich sagte ihm eine innere Stimme, daß seine Tochter in tödlicher Gefahr war. Sein Magen preßte sich unter dem Brustbein zu einem Knoten zusammen. Das Herz schlug rasend. Der Schweiß brach ihm aus. Er schloß die Augen und überlegte angestrengt, was zu tun war. Dann nahm er den Hörer ab und das Telefonbuch zur Hand. Auf den ersten Seiten fand er die Liste mit den Notrufnummern. Schließlich wählte er eine.
»FBI hier«, meldete sich eine weibliche Stimme. »Was kann ich für Sie tun?«
21 - SCHAUPLÄTZE
Der letzte von den Saufbrüdern hatte entgegen allen Erwartungen durchgehalten, was jedoch das unvermeidliche Ende nur hinauszögerte. Er hieß Henry und war ein Farbiger von sechsundvierzig Jahren, der allerdings
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