10 - Operation Rainbow
bewußtlosen Körper an, »wir müssen aufpassen, daß das nicht wieder vorkommt!« Er stellte die Programmierung des Versorgungsgeräts neu ein und erhöhte die Morphiumzufuhr um 50 Prozent. Das dürfte wohl für andauernde Bettruhe sorgen.
Zehn Minuten später war er draußen und lief nordwärts... dorthin, wo Ben Farmers Lastwagen an der gewohnten Stelle parkte. Im Innern des Gebäudes stank es nach Vogelmist, kein Wunder, obwohl es eher wie ein Pferdestall eingerichtet war. Jede Box war so dicht verschlossen, daß kein Fingerbreit in den Verschlag paßte und kein Vogel hinauskam. Er lief an der Reihe der Türen entlang, bis er Farmer bei einem seiner Lieblinge antraf.
»Machen Sie mal wieder Überstunden?« fragte Killgore.
»Ein bißchen«, gab der Wachbeamte zu. »Nur ruhig, Festus!« Die Eule schlug wütend mit den Flügeln, dann erhob sie sich zwei Meter über Farmers behandschuhten Arm.
»Macht aber keinen freundlichen Eindruck«, bemerkte der Arzt.
»Mit Eulen ist nicht leicht umzugehen, und Festus kann tückisch werden«, erklärte der Ex-Marine, brachte die Eule in den Verschlag zurück und ließ sie dort. Dann glitt er durch die Tür. »Keine raffinierten Jäger, die Eulen. Unheimlich schwer abzurichten. Mit ihm würde ich's gar nicht erst versuchen.«
»Und wenn Sie ihn einfach freilassen?«
»Genau. Ende der Woche laß' ich ihn fliegen«, nickte Farmer. »Zwei Monate ist er jetzt hier, aber der Flügel ist gut verheilt. Jetzt kann er, glaube ich, auf eigene Faust losziehen und sich seine Mäuse suchen.«
»Wurde er nicht von einem Wagen angefahren?«
»Nein, das war Niccolo, die große Horneule. Festus ist, glaube ich, in eine Stromleitung geraten. Hat wohl nicht richtig hingeschaut. Seine Augen sind aber noch gut, aber auch Vögel lassen sich ablenken, wie Menschen auch. Den gebrochenen Flügel hatte ich geschient - recht fachmännisch sogar, wenn ich das so sagen darf.« Farmer grinste selbstzufrieden. »Besonders dankbar verhält sich Festus aber nicht...«
»Sie könnten Tierarzt werden, so gut wie Sie das hinkriegen! Waren Sie bei den Marines als Sanitäter tätig?«
»Nur Erste Hilfe. Die Marines werden von d er Navy medizinisch versorgt, Doc.« Farmer zog den unförmigen Lederhandschuh aus und massierte die Finger, bevor er ihn wieder überstreifte. »Sind Sie wegen Mary hier?«
»Was ist da schiefgegangen?«
»Soll ich Ihnen die Wahrheit sagen? Ich war mal pinkeln, dann setzte ich mich hin und las ein bißchen, und als ich wieder aufblickte, war sie verschwunden. Sie war vielleicht zehn Minuten unterwegs, würde ich sagen, bevor ich Alarm schlug. Ich war doch vollkommen aus dem Häuschen, Doktor, das können Sie mir glauben!«
»Sie hat wohl keinen Schaden angerichtet, denke ich.«
»Ich werde den Computer in einen Raum stellen, den wir regelmäßig abschließen.« Sie wanderten am Rand der Scheune entlang und blieben stehen. »Hallo, Baron!« rief der Mann und öffnete eine weitere Tür. Im nächsten Moment sprang ein Wanderfalke auf den dargebotenen Lederarm. »Du bist mein Liebling, wirklich. Bald kommst du wieder raus, hm? Suchst dir selber was. Ein leckeres Kaninchen zum Beispiel...«
Diese Tiere hatten wahrlich etwas Majestätisches, dachte Killgore. Die Augen scharf und klar, machtvolle, elegante Bewegungen, umgeben von einer Aura der Macht. Und wenn diese Macht auch grausam war für ihre Beutetiere, entsprach es doch bloß dem Willen der Natur, mehr nicht. Raubvögel trugen dazu bei, das ökologische Gleichgewicht herzustellen, die Schwachen, Verkrüppelten und Dummen auszumerzen. Sie waren ein königlicher Anblick, wenn sie sich in die Höhe emporschwangen und auf die Welt herunterblickten, die zu ihren Füßen lag, und darüber entschieden, wer leben durfte und wer nicht. Fast so wie er und seine Laborkollegen, dachte Killgore, obwohl menschlichen Augen die Ungerührtheit des Blicks fehlte, die er bei diesen Tieren wahrnahm. Er lächelte Baron zu, der bald schon in die Freiheit entlassen würde, um in den Aufwinden hoch über Kansas zu kreisen...
»Ob ich das wohl noch machen kann, wenn wir draußen im Projekt sind?« wollte Farmer wissen und setzte Baron auf seinen hölzernen Steg zurück.
»Was meinen Sie damit, Ben?«
»Tja, Doc... Die Leute sagen, ich dürfte keine Vögel mehr halten, wenn wir einmal drüben sind, weil das stört oder so.
Ich sorge verdammt gut für sie - Sie wissen schon, gefangene Raubvögel leben zwei- oder dreimal so lang wie in
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