Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
zwanzig Jahre älter aussah. Kriegsveteran, erklärte er jedem, der es hören oder nicht hören wollte, und erschreckend durstig, was jedoch zur allgemeinen Verwunderung keinen größeren Leberschaden ausgelöst hatte. Und sein Immunsystem hatte sich beim Abwehren von Shiva tapfer geschlagen. Vielleicht war sein tradierter Genpool älter und kleiner, dachte Dr. Killgore, auch wenn ihm diese Vermutung nicht viel half. Seine Vorgeschichte wäre interessant gewesen, zum Beispiel, wie alt seine Eltern geworden waren, aber als er darüber nachdachte, war es längst zu spät. Und jetzt mußte er, angesichts der Analyse seiner Blutzellen, eigentlich längst hinüber sein. Die Leber hatte den Shiva-Ketten schließlich doch nicht standhalten können; die chemische Zusammensetzung seines Blutes lag inzwischen jenseits aller bekannten Werte. Um ihn war es wirklich schade. Der Mediziner, der Killgore im Grunde seines Herzens immer noch war, hätte das Überleben der Patienten vorgezogen. Hat wohl auch etwas mit sportlichem Ehrgeiz zu tun, dachte er, als er in den Sterbetrakt unterwegs war.
    »Wie geht's uns denn heute, Henry?« fragte der Weißkittel, als er ins Zimmer kam.
    »Beschissen, Doc, einfach beschissen. Als würden mir die Eingeweide von innen nach außen gestülpt.«
    »Das können Sie fühlen?« Killgore war überrascht. Der Mann bekam doch schon fast zwölf Milligramm Morphium am Tag - für einen Gesunden wäre das eine tödliche Dosis gewesen, aber die ernsthaft Kranken konnten irgendwie weit größere Mengen der Droge vertragen.
    »Und nicht zu knapp.« Henry verzog das Gesicht.
    »Dann wollen wir doch mal sehen.« Der Weißkittel holte eine 50-ccm-Spritze hervor, zusammen mit einer Ampulle Dilaudil. Zwei bis vier Milligramm war eine starke Dosis für eine kräftige, gesunde Person; er entschied sich für vierzig Milligramm, um ganz sicher zu gehen. Henry hatte genug leiden müssen. Killgore füllte die Spritze, klopfte mit dem Fingernagel gegen den Plastikzylinder, um kleine Luftbläschen aufzulösen, und verabreichte ihm über den Infusionszugang schnell das Mittel.
    »Äh«, konnte Henry noch seufzen, als der kribbelnde Strom von seinem Körper Besitz ergriff, doch ebenso schnell fiel sein Gesicht zusammen, wurden die Augen starr, die Pupillen weiteten sich in letzter Verzückung, mehr war ihm nicht beschieden. Zehn Sekunden später fühlte Killgore den Puls. Hier tat sich nichts mehr, und auch der rasseln de Atem hatte aufgehört. Nur um ganz sicherzugehen, zog Killgore das Stethoskop aus der Tasche und setzte es auf Henrys Brust an. Das Herz hatte aufgehört zu schlagen.
    »Gut gekämpft, Partner«, nickte der Arzt dem Leichnam zu. Dann zog er die Infusionsnadel heraus, stellte das elektronische Versorgungssystem ab und zog eine Decke über das Gesicht. Damit war auch der letzte Penner verschieden. Die meisten hatte es schon im Frühstadium erwischt, nur Henry nicht. Der alte Bastard hatte sich bis zum Schluß gewehrt, allen Voraussagen zum Trotz. Hätten sie nicht wenigstens bei ihm einen der Impfstoffe anwenden können? - »B« wäre mit einiger Sicherheit angeschlagen, hätte ihn vielleicht retten können. Aber dann hätten sie einen gesunden Pennbruder durchfüttern müssen, und Menschen von diesem Kaliber zu retten gehörte nicht zu den Zielen des Projekts. Mal ehrlich, für wen war er denn schon nützlich? Killgore verließ das Sterbezimmer und winkte einem Wärter. In fünfzehn Minuten würde Henry als Asche im Wind treiben; seine Überreste würden Gras und Bäumen als Dünger dienen, wenn sie zu Boden sanken - das war noch so ziemlich das Beste, was ein Wesen wie er für die Natur tun konnte.
    Es wurde Zeit, Mary einen Besuch abzustatten. Versuchsperson F-4 lag im Nachbarzimmer.
    »Wie geht es Ihnen?« fragte er.
    »Ganz gut«, murmelte sie träumerisch. Bei ihr schien jedes Unwohlsein vom Morphium weggeschwemmt zu werden.
    »Sie wollten gestern nacht ein bißchen schlafwandeln, wie?« fragte Killgore und fühlte den Puls. Mit einem Wert von 92 war er noch immer relativ stark und regelmäßig. Aber sie hatte auch noch nicht mit wirklich ernsten Symptomen zu kämpfen, würde auch kaum so lange durchhalten wie Henry.
    »Wollte Daddy sagen, daß es mir gut geht«, erklärte sie.
    »Macht er sich denn Sorgen?«
    »Hab nicht mit ihm gesprochen, seit ich hier bin, und ich hab gedacht...« Ihre Stimme erstarb, sie war wieder eingedöst.
    »Verstehe. Gedacht hast du«, sprach Dr. Killgore den

Weitere Kostenlose Bücher