10 - Operation Rainbow
wir sämtliche Kontakte, die wir brauchen. Außerdem steht uns die allerneueste Hardware zur Verfügung. Und wir können mit allem Drum und Dran in drei bis vier Tagen herunterkommen, sobald Sie >ja< sagen.«
Es gab keine Fragen mehr. Der Polizeichef zeigte sich schwer beeindruckt, der SAS-Major fast noch mehr.
»Wir bedanken uns, daß Sie gekommen sind«, verabschiedete sich der Polizeichef, der schon aufgestanden war. Es war schwer, die Australier nicht zu mögen, und ihr Land war noch immer in fast unberührtem Zustand. In der Wüste g ab es noch Kamele - die einzige Gegend außerhalb Nahost, wo sie sich wohlfühlten. Irgendwo hatte er gelesen, daß ausgerechnet Jefferson Davis versucht hatte, sie im amerikanischen Südwesten zu züchten, damit aber gescheitert war. Vielleicht, weil die ursprüngliche Population zu gering war, um zu überleben. Ob das ein Unglück war oder nicht, wer wollte das entscheiden? Ein natürliches Vorkommen der Tiere war in beiden Ländern nicht gegeben, und der Natur ins Handwerk zu pfuschen, tat selten gut. Auf der anderen Seite waren auch Pferde und Mulis keine einheimischen Tiere, und Wildpferde hatten ihn schon immer fasziniert, solange sie von natürlichen Feinden in Schach gehalten werden.
Nein, unberührt war Australien nicht, überlegte er. Auch die Dingos, jene wilden Hunde des Outback, waren importiert worden, und sie hatten die Marsupialtiere ausgerottet oder verdrängt, die dorthin gehörten. Leichte Wehmut beschlich ihn bei diesem Gedanken. Selbst die wenigen Leute, die hier lebten, waren eine Gefahr für die Ökologie. Wieder ein Zeichen dafür, daß dem Menschen nirgends über den Weg getraut werden konnte. Schon deshalb mußte das Projekt auch hier angesiedelt werden.
Eine Schande, daß er nicht mehr Zeit hatte. Wie gern hätte er das Grand Barrier Reef gesehen. Obwohl begeisterter Taucher, war er noch nie mit Taucherausrüstung hergekommen, um die weithin schönste natürliche Umgebung selbst zu erkunden. Eines Tages vielleicht, in ein paar Jahren, dann würde es leichter sein, dachte Bill, als er seine Gastgeber auf der anderen Seite des Tisches musterte. Als lebenswerte Mitgeschöpfe konnte er sie ja nun nicht mehr betrachten, oder? Sie waren Konkurrenten, Rivalen beim Kampf um den Besitz des Planeten, doch anders als er selbst waren sie schlechte Verwalter ihres Paradieses. Vielleicht nicht alle. Vielleicht gab es hier mitfühlende Seelen wie ihn, doch unglücklicherweise war jetzt keine Zeit mehr, sie ausfindig zu machen, und so mußten sie mit den Feinden in einen Topf geworfen werden und mit ihnen den Preis für eine bessere Welt zahlen. Eigentlich schade.
***
Skip Bannister bekam es zum ersten Mal in seinem Leben mit der Angst zu tun. Anfangs hatte er nicht gewollt, daß seine Tochter nach New York geht. Es war ein weiter Weg von Gary, Indiana. In den Zeitungen stand zwar, das Verbrechen herrsche nicht mehr über die gräßliche Stadt am Hudson, aber sie war immer noch verflucht groß und anonym - besonders für alleinstehende Mädchen. Für ihn würde Mary immer ein kleines Mädchen bleiben, denn er erinnerte sich an sie als ein nasses, rosafarbenes, schreiendes Bündel, das ihm von der Mutter in den Arm gelegt wurde. Seine Frau war sechs Jahre später gestorben. Die Tochter war herangewachsen und bekam von ihm Puppenhäuser, zahlreiche Fahrräder, Kleider, eine Ausbildung. Schließlich aber hatte das Vögelchen zu seinem großen Mißvergnügen das Nest verlassen und war nach New York ausgeflogen - in die verhaßte, überfüllte Metropole voller finsterer Gestalten. Aber er hatte sich damit abgefunden, wie damals, als sie anfing, sich mit Jungs abzugeben. Er war nicht vollkommen durchgedreht, denn Mary hatte ihren eigenen Dickkopf wie alle Mädchen ihres Alters. Sie wollte auf und davon, ihr Glück machen, den Märchenprinzen treffen oder was sonst noch.
Doch dann war sie spurlos verschwunden, und Skip Bannister wußte sich keinen Rat. Er fing an, sich Sorgen zu machen, nachdem sie fünf lange Tage hintereinander nicht mehr angerufen hatte. Er versuchte vergeblich, sie in ihrem New Yorker Apartment telefonisch zu erreichen. Ob sie einen Freund hatte, oder Überstunden machte? Er hätte versucht, sie im Büro zu erreichen, aber sie hatte immer versäumt, ihm die Nummer der Anwaltskanzlei zu geben. Vielleicht hatte er sie als alleinerziehender Vater zu sehr verwöhnt.
Jetzt war sie verschwunden. Er hatte ihre Nummer zu jeder Tages - und Nachtzeit
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