10 - Operation Rainbow
meines eher bescheidenen Einkommens. Für die irischen Marxisten sieht die Zukunft nicht weniger trostlos aus. Daher haben sie zwei gute Gründe, den Kampf fortzusetzen: ihre politischen Grundsätze und ihre Gier nach Anerkennung...«
»Kennen Sie diese Leute?« fragte ihn Henriksen direkt.
»Manche von ihnen könnte ich vielleicht identifizieren. Auf der libanesischen Bekaa-Ebene habe ich einige kennengelernt, wo sie mit anderen > progressiven Elementen < trainiert wurden. Und gelegentlich bin ich auch nach Irland gereist, um Nachrichten und Geld zu ihrer Unterstützung zu bringen. Durch ihre Aktionen war die britische Armee zu großen Teilen abgelenkt, der Kampf gegen einen wichtigen NATO-Feind war der Sowjetunion die großzügige Finanzspritze wert.« Popov hatte geendet und blickte seine beiden Gesprächspartner an. »Wie lautet Ihr Auftrag für sie?«
»Es ist weniger die Frage >was< sie tun sollen, als vielmehr >wie< sie es bewerkstelligen sollen«, erklärte Bill dem Russen. »Als ich noch beim FBI war, hieß es immer, in der IRA seien die besten Terroristen der Welt organisiert - fanatisch, gerissen und tückisch bis zum Gehtnichtmehr!«
»Diese Einschätzung teile ich. Sie waren hervorragend organisiert, ideologisch gefestigt und zu fast allem fähig, was ihnen Einfluß auf die Politik verschaffte.«
»Wie würden sie selbst d ie Aktion einschätzen?«
»Welche Aktion denn?« fragte Dmitrij, und Bill erläuterte sein Konzept in Grundzügen. Der Russe hörte aufmerksam zu und überlegte seine Antwort gut. »Es würde ihnen gefallen«, erwiderte er schließlich, »aber Risiko und Einsatz sind nicht gering zu veranschlagen.«
»Was werden sie voraussichtlich für ihre Mitwirkung verlangen?«
»Geld und Sachleistungen, darunter Waffen, Sprengstoff - alles, was sie zur Durchführung der Aktion brauchen. Die gegenwärtige Zersplitterung hat ihre gesamte Logistik lahmgelegt. Auf diese Weise versucht die Friedenspartei zweifellos, diejenigen zu beherrschen, die nach wie vor für Gewalt eintreten. Sie schränken die Verfügbarkeit der Waffen ein. Unbewaffnet kann man keine Aktionen durchführen und verliert darum auch an Prestige. Wenn Sie ihnen die nötigen operativen Mittel bereitstellen, werden Sie ein offenes Ohr finden.«
»Geld?«
»Mit Geld sichert man die Infrastruktur. Vermutlich hat man der Fraktion, mit der wir verhandeln müssen, die regelmäßigen finanziellen Zuwendungen entzogen.«
»Und wo kamen die her?« wollte Brightling wissen.
»Das sind Gelder aus Spielclubs, Bordellen - und dem, was Sie >Schutzgeld-Erpressung< nennen, stimmt's?«
»Richtig.« Henriksen nickte. »So haben sie ihr Geld verdient. Diese Quellen werden heute möglicherweise von Friedensbefürwortern kontrolliert.«
»Und an wieviel haben Sie gedacht, Dmitrij?«
»Mehrere Millionen Dollar sind das Minimum, würde ich meinen.«
»Die müssen sehr sorgfältig gewaschen werden«, warnte Bill ihren gemeinsamen Boß. »Dabei kann ich behilflich sein.«
»Sagen wir, fünf Millionen...?«
»Das müßte reichen«, erwiderte Popov nach kurzem Nachdenken. »Dazu kommt der psychologische Reiz, den Löwen so nahe bei seiner Höhle beim Schwanz zu packen. Aber versprechen kann ich nichts. Diese Leute treffen ihre Entscheidungen selbst, und zwar aus wohlerwogenen Gründen.«
»Wie rasch könnten Sie ein Treffen arrangieren?«
»Innerhalb von zwei Tagen, vielleicht auch dreien, sobald ich in Irland bin«, erklärte Popov.
»Dann besorgen Sie sich das Flugticket.«
***
»Einer von ihnen hat sich verquatscht, bevor sie in den Kampf gezogen sind«, berichtete Tawney. »Sein Name war Rene. Vor seiner Abreise nach Spanien hat er mit einer Freundin geplaudert. Gestern hat sie sich, in einem Anfall von Gewissensnöten, freiwillig gemeldet. Die Polizei ist noch dabei, sie zu verhören.«
»Und?« fragte Clark.
»Das Ziel ihrer Aktion war es, Carlos zu befreien. Aber daß sie von irgendwem beauftragt worden wären, hat er ihr gegenüber nicht erwähnt. Im Grunde hat er gar nicht viel durchblicken lassen, obwohl beim Verhör der Name eines seiner Spießgesellen genannt wurde, wie mein französischer Kollege meint. Diesem Hinweis gehen sie gerade nach. Offenbar hat er dieser Frau vertraut. Zur Polizei ist sie gegangen wegen der kleinen Holländerin. Deren Tod war in der Pariser Presse ein großer Aufmacher, das hat sie offenbar wachgerüttelt. Angeblich hat sie versucht, ihm das Vorhaben auszureden - ich bin nicht sicher, ob
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