10 - Operation Rainbow
Geburtsvorbereitungskurs gemeinsam absolviert. Ding machte sich anfangs lustig darüber, bis man ihn schließlich überzeugt hatte, wie notwendig die Atemübungen seien. So groß und kräftig Patsy wirkte, ein Athlet wie er, der Team-2 anführte, würde sie nicht werden. Sie mußte die richtige Bauchatmung üben, damit ihr Kind leichter auf die Welt kam. Deshalb hockten sie jetzt daheim auf dem Boden - Patsy mit gespreizten Beinen, Ding hinter ihr - schnauften und pusteten, als wollten sie die Kerzen einer Geburtstagstorte ausblasen.
»Tiefe, reinigende Atemzüge«, keuchte Domingo, der die fiktive Kontraktion mit der Uhr abstoppte. Dann faßte er nach ihrer Hand und beugte sich vor, um sie zu küssen. »Wie geht's uns denn, Patsy?« wollte er wissen.
»Ich bin bereit, Ding. Ich will nur, daß es endlich kommt und fertig.«
»Fürchtest du dich?«
»Wenn du's genau wissen willst«, gestand Patricia Chavez, »ich weiß, daß es wehtun wird, und wäre froh, wenn ich's so schnell wie möglich hinter mich kriege. Verstehst du das?«
»Klar.« Ding nickte. Das Warten auf etwas Unangenehmes, das einem noch bevorstand, war schlimmer, als wenn es dann eintrat - besonders bei körperlichem Schmerz. Er kannte das aus der Erfahrung, sie noch nicht. Vielleicht war deshalb die Geburt beim zweiten Kind leichter als beim ersten. Die Mütter wußten dann schon, was sie erwartete, und daß sie allen Leiden zum Trotz am Schluß ein Baby in den Armen hielten - und darum drehte sich's doch, auch bei Domingo. Er würde Vater werden! Ein Kind haben, das große Abenteuer der Menschheit beginnen, neues Leben großziehen, sein Bestes tun, manchmal Fehler machen und daraus lernen, und am Schluß der Gesellschaft ein verantwortungsvolles neues Mitglied schenken. Das betrachtete er als seine Mannespflicht. Ein Gewehr tragen, seinen Job tun, war nicht weniger wichtig, immerhin gehörte er zu den Wächtern der Gesellschaft und verhütete Unrecht, beschützte die Unschuldigen, gehörte zu den Kräften, denen die Zivilisation ihre Existenz verdankt. Aber jetzt hatte er die Chance, der Zivilisation selbst voranzuhelfen, indem er ein Kind erziehen, ausbilden und auf den rechten Weg bringen durfte, notfalls auch um drei Uhr früh. Vielleicht würde sein Kind einst Agent oder Soldat sein wie er, oder noch etwas Besseres, Ärztin wie Patricia, im Dienst der Menschheit stehen und eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe wahrnehmen? Diese Verantwortung war die größte, die ein Mensch auf sich nehmen konnte. Domingo freute sich schon darauf, sein Kind in die Arme zu nehmen, es zu knuddeln, schmutzige Windeln zu wechseln und den Hintern abzutupfen. Eine Wiege hatte er längst besorgt und die Wände im Kinderzimmer mit blauen und rosafarbenen Häschen neu tapeziert; und er hatte Spielzeug gekauft, um den Schreihals abzulenken. Er dachte an die Männer seines Teams. Eddie Price hatte einen Sohn von vierzehn Jahren, ein rebellischer, sturer Kerl - bestimmt war sein Vater nicht anders gewesen - doch helle genug, um alles in Frage zu stellen und über kurz oder lang eigene Antworten zu finden, wie einst sein Vater auch. Der Knabe war schon jetzt ganz der künftige Soldat, dachte Ding, aber mit etwas Glück würde er zuerst die Schule abschließen und d ann Offizier werden. Price hätte das auch tun sollen, am besten in Amerika. Hier war das System anders, deshalb war er ein erstklassiger Hauptfeldwebel geworden, auf den sich Ding mehr verlassen konnte als auf jeden anderen, der eigene Ideen entwickelte und jeden Befehl genauestens ausführte. Doch, Ding spürte jetzt schon, wie er sich freute, und noch immer hielt er Patsys Hand umklammert.
»Ein bißchen ängstlich?«
»Nicht ängstlich. Nur ein wenig nervös«, gab Patsy zu.
»Schatz, wenn es wirklich so schwer wäre - wie kommt es dann, daß täglich so viele Kinder geboren werden?«
»Typisch Mann«, gab Dr. Patricia Chavez zurück. »Du hast gut reden. Du mußt es ja nicht machen.«
»Ich bleibe bei dir und helfe!« versprach ihr Ehemann.
»Das will ich dir auch geraten haben!«
23 - ÜBERWACHEN
Bei seiner Ankunft im Kennedy-Flughafen fühlte sich Henriksen wie gerädert, zerhackt und durch den Fleischwolf gedreht, aber das war nicht anders zu erwarten. In nicht viel mehr als einem Tag war er wahrhaftig um die halbe Welt gereist; seine innere Uhr spielte verrückt, und er litt unter gräßlichen Kopfschmerzen. Eine Woche oder mehr würde er zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten
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