10 - Operation Rainbow
im Einklang mit der unberührten Natur lebte. Man würde sie als das betrachten, was sie sind - eine Rasse, die es wert war, geschützt zu werden, und die viel zu rückständig war, um der Umwelt zu schaden. Ob auch ein paar afrikanische Stämme überleben würden? Seine Leute glaubten es nicht. Afrikanische Länder erlaubten ihren primitiven Kulturen den direkten Kontakt mit der Zivilisation, und die Städte waren der Haupt-Infektionsherd in allen Ländern der Erde, besonders, wenn Impfstoff-A zur Anwendung kam. Tausende von Litern würde man produzieren und der Menschheit spritzen, vorgeblich um Leben zu retten, doch in Wahrheit, um es zu beseitigen... Nach und nach, versteht sich.
Sie waren ein großes Stück vorangekommen. Im Hauptquartier lagen die gefälschten Testprotokolle für Impfstoff-A fix und fertig in der Schublade. Angeblich hatte man ihn bei über eintausend Affen angewandt, die anschließend Shiva ausgesetzt wurden. Zwei wurden von den Symptomen ereilt, von denen nur einer im Verlauf des - nur auf dem Papier und im Computer stattfindenden - neunzehnmonatigen Versuchs starb. Die Lizenz für Versuche an Menschen hatten sie nicht beantragt, aber das war auch nicht notwendig. Wenn Shiva überall auf der Welt grassierte, würde Horizon Corporation bekanntgeben, daß man seit dem iranischen Angriff auf Amerika heimlich an Impfstoffen gegen das hämorrhagische Fieber gearbeitet hatte. Und angesichts einer globalen Krise und des Vorschlags, eine im Test bewährte Behandlungsmethode anzuwenden, blieb der Gesundheitsbehörde gar keine Wahl, als die Anwendung am Menschen zu gestatten. Nichtsahnend würde man ein Projekt absegnen, das darauf abzielte, die Menschheit auszurotten. Nein, korrigierte sich John Brightling, es ging darum, die gefährlichste Gattung des Planeten in die Schranken zu weisen. Dann erst konnte die Natur ihre Selbstheilungskräfte wiederfindenein Prozeß, den einige wenige menschliche Wesen lenken, wahrnehmen und nachvollziehen würden. In vielleicht tausend Jahren würde die Weltbevölkerung wieder ansteigen, auf eine runde Million vielleicht, aber das waren viel zu wenige, um der Schöpfung gefährlich zu werden. Vernünftig erzogen, zum Respekt vor der Natur angehalten, nicht zur Zerstörung ermuntert durch gewissenlose Umweltfrevler. Nicht das Ende der Menschheit war Ziel seines Projekts, sondern die Schaffung einer neuen, besseren, der Natur selbst gemäßen Welt. Und diese Welt würde seinen Namen für alle Zeit ehren: John Brightling, der Mann, der die Erde gerettet hat.
Brightling umklammerte den Schlüssel in seiner Hand und kehrte zum Wagen zurück. Der Chauffeur brachte ihn zum Haupteingang, wo er den Schlüssel benutzte. Das Tor war unverschlossen, wie er überrascht und ein wenig verstimmt feststellte. Aber schließlich gingen ja noch immer Leute ein und aus. Im Lift ließ er sich in den obersten Stock tragen, wo sein Wohn- und Arbeitsbereich lag. Diese Tür war abgesperrt, wie es sich gehörte, und als er sie auf schloß, überkam ihn der Gedanke, seinen Göttersitz auf dem Olymp einnehmen zu wollen. Nein, das stimmte nicht ganz. Wenn es einen Gott für ihn gab, war es die Natur selbst. Vor seinem Fenster erstreckten sich die Ebenen von Kansas, ihre wogenden Weizenfelder - wie schön das alles war! Fast rührte es ihn zu Tränen. Natur. Zu manchen ihrer Geschöpfe konnte sie grausam sein, denn das Individuum zählte nicht für sie. Das hatte die Menschheit noch immer nicht begriffen, allen Warnungen zum Trotz.
Sie würden lernen müssen, eine Lektion, wie sie die Natur selbst erteilte - in unerbittlicher Strenge.
***
Gegen Abend lieferte Pat O'Connor dem Chef seinen Tagesbericht ab. Ohne Mantel ließ er sich auf dem Stuhl vor Usserys Schreibtisch nieder, die vollgepackte Aktenmappe in der Hand.
»Fall Bannister«, begann Chuck Ussery. »Hat sich da schon irgendwas ergeben, Pat?«
»Nichts«, gab der mit Entführungen beauftragte Special Agent zurück. »Wir haben vierzehn Freundinnen aus der Umgegend von Gary verhört. Keine von ihnen wußte, was Mary in New York suchte. Nur sechs von ihnen hatten überhaupt schon davon gehört, daß sie weg war, und mit keiner hat sie über Jobs oder Männer geredet, wie es scheint. In dieser Richtung tut sich also nichts.«
»Und in New York?«
»Zwei Agenten arbeiten dort an dem Fall, Tom Sullivan und Frank Chatham. Sie bekommen Amtshilfe von einem Detective-Lieutenant der New Yorker Polizei namens d'Allessandro. Die
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