10 - Operation Rainbow
der Bundesregierung betrieben, und alle hatten Zugang, nicht wahr? Das war nur gerecht, denn immerhin finanzierte der Steuerzahler sie. Kein begrenzter Zugang nur für die Elite, sondern Gleichheit für alle. Was in den Sowjetschulen bloß abstrakt gelehrt wurde, galt hier als Lebensregel. Ein weiterer Grund, dachte Dmitrij, weshalb das eine Land untergegangen, das andere immer stärker geworden war.
»Was meinen Sie mit >das wird sich ändern« fragte Popov.
»Ach, dahinter steckt der Gedanke, den Einfluß der Bevölkerung auf die Umwelt zu reduzieren. Als Idee nicht schlecht. Aber bevor es so weit kommt, muß noch einiges passieren«, winkte Brightling ab.
»Stimmt, John - einiges schon!« Henriksen kicherte. Dann merkte er, daß sie schon genug offenbart hatten. »Wie werden wir erfahren, wann Grady losschlägt, Dmitrij?«
»Ich rufe ihn an. Er hat mir eine Handynummer gegeben, unter der ich ihn zu bestimmten Tageszeiten erreiche.«
»Sehr vertrauensselig, scheint mir.«
»Nur zu mir, Sir. Wir sind Freunde seit den achtziger Jahren, als er noch im Bekaa-Tal war. Außerdem ist es ein Mobiltelefon, vermutlich von jemand anderem und auch noch mit gefälschter Kreditkarte gekauft. Dem kommt man nicht so leicht auf die Spur, es sei denn mit hochentwickelten Gerätschaften. Amerika besitzt solche, England auch - andere Nationen kaum, jedenfalls nicht so viele.«
»Dann rufen Sie ihn an, wenn die Zeit reif ist. Aber denken Sie daran, daß es bald sein muß, nicht wahr, John?«
»Genau.« Dr. Brightling hatte einen Entschluß gefaßt. »Bill, du besorgst für morgen das Geld für den Transfer in die Schweiz. Und Sie, Dmitrij, werden das Bankkonto eröffnen.«
»Einverstanden, John«, gab Popov zurück, als der Dessertwagen angerollt kam.
***
Grady brachte die Aktion vollkommen aus dem Häuschen. In Dublin war es zwei Uhr früh. Die Fotos waren von einem Sympathisanten im Badezimmer entwickelt worden, sechs von ihnen vergrößert. Die Großaufnahmen hingen an der Wand. Die kleinen lagen auf den passenden Stellen einer Landkarte, die sie auf dem Arbeitstisch ausgebreitet hatten.
»Von hier werden sie kommen, direkt die Straße entlang. Es gibt nur einen Platz, wo sie parken können. Verstanden?«
»Alles klar«, nickte Rodney Sands und prüfte den Blickwinkel.
»Na schön, Rodney. Wenn wir so weit sind, wirst du...« Grady entwickelte seinen Plan in aller Ausführlichkeit.
»Und wie verständigen wir uns?«
»Per Handy. Jede Gruppe bekommt eins, und wir funken uns mit Schnellwahl an, damit wir alle Informationen rasch und wirksam austauschen.«
»Waffen?« fragte Danny McCorley.
»Haben wir in Hülle und Fülle, Mann. Sie werden mit fünf Männern kommen, vielleicht sogar mit zehn, aber keinesfalls mehr. Sie haben nie mehr als zehn oder elf in den Einsatz geschickt, nicht mal in Spanien. Ihr habt sie doch selbst auf den Videobändern gezählt, oder? Fünfzehn von uns, zehn von denen, und das Überraschungsmoment arbeitet in beiden Phasen für uns.«
Die Barry-Zwillinge Peter und Sam runzelten anfangs skeptisch die Stirn... könnte die Aktion wirklich handstreichartig durchgeführt werden... und würde alles wie abgesprochen laufen? Doch, möglich war es durchaus.
»Was ist mit den Frauen?« wollte Timothy O'Neil wissen.
»Was soll mit ihnen sein?« fragte Grady zurück. »Sie sind unsere Primärziele.«
»Eine Schwangere, Sean... das läßt uns politisch nicht gut aussehen...«
»Es sind Amerikaner. Ihre Männer sind unsere eingeschworenen Feinde. Sie dienen nur als Lockvögel, um an die Männer heranzukommen. Wir brauchen sie nicht gleich zu töten, und wenn es die Umstände erlauben, lassen wir sie meinetwegen leben - als trauernde Witwen, Leute«, setzte Grady hinzu, um die Gewissensbisse des Jüngeren zu mildern. Timmy war kein Feigling, aber ihm haftete noch die alte bourgeoise Rührseligkeit an.
O'Neil gab sich geschlagen. Mit Grady kam man nicht gern überkreuz, außerdem war er sowieso der Kommandoführer. »Danach bringe ich die Gruppe ins Krankenhaus rein?«
Grady nickte. »Richtig. Roddy und ich bleiben draußen und geben Deckung.«
»Dann woll'n wir's versuchen, Sean«, nickte Tim, und entschied sich ein für allemal für diesen Anschlag.
26 - FOLGERUNGEN
Problematisch bei solchen Befragungen war, daß man riskierte, den Gesuchten vorzuwarnen. Aber dagegen war kein Kraut gewachsen. Fast bis Mitternacht kreisten die Agenten Sullivan und Chatham um die Theke, fanden zwei
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