10 - Operation Rainbow
Aber niemand würde ihn herausfordern, soviel stand fest. Daheim bereitete sich Patsy jetzt auf ihre Arbeit in der Ambulanz vor. Ding mußte daran denken, daß sie sich im Augenblick in der Unfallmedizin kundig machen wollte, um Chirurgin zu werden. Komisch, daß sie bisher noch keine Spezialisierung als Fachärztin hatte. Bestimmt hatte sie das Zeug dazu, und ihre schmalen Hände qualifizierten sie erst recht für die Chirurgie. Ihre Geschicklichkeit trainierte sie oft mit Hilfe von Spielkarten, und in den letzten Wochen war sie zur Kartentrick-Expertin geworden, der selbst er nicht auf die Schliche kam. Ihre Feinmotorik war unglaublich, dachte Domingo stolz, als er den dritten Kilometerstein hinter sich ließ. Hier fingen die Muskeln an, sich bemerkbar zu machen; nach zwei Kilometern schienen die Beine zu denken, sie wären jetzt weit genug gelaufen und könnten in langsamen Trab verfallen. Wenigstens bei Ding war das der Fall. Zwei aus dem Team waren Marathonläufer, und soweit er es beurteilen konnte, wurden diese beiden, Loiselle und Weber (jeweils der Kleinste und der Größte im Team), nie müde. Besonders der Deutsche, Absolvent der Gebirgsjägerschulung in der Bundeswehr und Träger des Bergführer-Abzeichens, war der Fitteste von allen, und Chavez hielt sich selbst schon für äußerst kräftig. Loiselle hingegen rannte wie ein Reh, mit graziler Eleganz und kaum sichtbarer Anstrengung.
Noch zehn Minuten, dachte Chavez, dann würden seine Beine protestieren, aber er würde sich nichts anmerken lassen und stattdessen eine ruhige, entschlossene Miene aufsetzen. Team-1 rannte auch, aber auf der gegenüberliegenden Bahn; glücklicherweise traten sie nicht gegeneinander an. Ihre Zeiten hielten sie jedesmal fest, doch ein direkter Wettbewerb hätte allen Rainbow-Soldaten eine destruktive Hetzjagd auferlegt, die nur zu Verletzungen führte. Von denen gab es auch so schon mehr als genug, obwohl Team-2 derzeit vollständig einsatzbereit war und alle Zerrungen und Schürfwunden abgeheilt waren.
»Kommando... im Gleichschritt marsch, marsch, und Halt!« rief Pierce endlich, als sie ihre Morgenrunde hinter sich hatten. Nach fünfzig Metern kamen sie zum Stehen.
»Alle herhören, Leute, guten Morgen! Ich hoffe, ihr genießt das Wachwerden und den neuen Tag, um die Welt vor den Schurken in Schutz zu nehmen!« Auch Pierce standen glänzende Schweißperlen im grinsenden Gesicht. »Major Chavez, übernehmen Sie!« Damit kehrte er zu seinem üblichen Platz in der Reihe zurück.
»Meine Herren, das war eine gute Anwärmübung für uns alle. Danke, Sergeant Pierce, daß Sie heute früh den Lauf angeführt haben. Alle Mann duschen und frühstücken. Rührt euch!« Bei diesem Befehl brachen die zwei Fünferreihen auf, und die Männer begaben sich in ihr Quartier, um sich den Schweiß abzuduschen. Manche massierten Arme und Beine, schleuderten und reckten sie zur Auflockerung. Endorphine strömten in ihre ausgelaugten Körper, sorgten für den sogenannten »Sprinterorgasmus«, wie ihn manche nannten. In ein paar Minuten würde sich ein herrliches W ohlbehagen verbreiten, in dem sie für den Rest des Vormittags schwelgten. Schon jetzt schwatzten sie fröhlich durcheinander, über dies und jenes fachsimpelnd oder auch nicht.
Das englische Frühstück unterschied sich gar nicht so sehr vom amerikanischen: mit Schinken und Eiern, Toast und Kaffee - einige zogen Frühstückstee vor - tankten sie Kraft für den Tag. Einige der Männer hielten Diät und kontrollierten ihre persönlichen Blutfettwerte. Inzwischen hatten alle ihre Tagesuniform an, die sie am Schreibtisch trugen. Heute würde Tim Noonan eine Vorlesung über Funkdisziplin halten. Die neuen Geräte von E-Systems machten solche Vorsichtsmaßnahmen eigentlich überflüssig, aber Noonan wollte sicherstellen, daß sie alles darüber wußten, auch wie die Kodierung vor sich ging. Damit konnten sich die Männer ungestört unterhalten, während eventuelle Mithörer nur elektrostatisches Rauschen hörten. Das war vorher auch nicht anders gewesen, doch die neuen tragbaren Geräte mit ihren Kopfhörern und schilfgras-dünnen Mikros, die vor dem Gesicht baumelten, waren technisch ein großer Fortschritt, hatte man Chavez versichert. Bill Tawney wollte sie anschließend über neueste Erkenntnisse der Abwehr und Aufklärung informieren, speziell hinsichtlich der drei vorangegangenen Einsätze. Danach kam die VormittagsÜbung am Schießstand an die Reihe, doch heute nicht mit
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