10 - Operation Rainbow
Mann - ich meine...«
»Auch ihr Mann ist irisch-katholischer Amerikaner, und soviel ich weiß, hat er nie etwas gegen Sie oder Ihr Volk oder Ihre Organisation unternommen. Deshalb begreife ich nicht ganz, weshalb Sie das Leben seiner Frau und seiner Tochter bedrohen.«
»Der Mann ist Chef dieses Rainbow-Haufens, der Freiheitskämpfer im Auftrag der britischen Regierung tötet!«
»Das stimmt nicht ganz. Rainbow ist in Wirklichkeit eine Einrichtung der NATO. Das letzte Mal, als wir ausgerückt sind, mußten wir dreißig Kinder retten. Ich war selbst dabei. Die Leute, die sie gefangen hielten, haben ein Mädchen erschossen, eine kleine Holländerin mit Namen Anna. Sie ist im Rollstuhl gestorben, Timothy. Sie hatte Krebs, aber diese Menschen wollten ihr selbst die letzte Lebenszeit nicht lassen. Ein junger Mann hat sie in den Rücken geschossen und damit umgebracht. Sie haben es vielleicht im Fernsehen verfolgen können. So etwas bringt kein Mensch fertig, der noch an Gott glaubt. Ein guter Katholik würde das nicht tun, ein kleines wehrloses Rollstuhlkind abzuknallen. Und Dr. Chavez trägt ein Kind unter dem Herzen. Ich bin sicher, daß Sie es gemerkt haben. Wenn ihr etwas zustößt, was wird aus dem Kind? Das wäre dann nicht bloß ein Mord, Timothy. Sie würden auch das werdende Leben zerstören. Wir wissen doch, was die katholische Kirche von Abtreibung hält. Auch Sie wissen das. Und die Regierung der Republik Irland weiß es auch. Timothy, ich bitte Sie, sich Ihre Drohung gut zu überlegen. Es sind Menschen aus Fleisch und Blut, deren Leben in Ihrer Hand liegt, keine abstrakten Ideen. Auch das Baby im Leib von Dr. Chavez ist ein kleiner Mensch. Ich hatte Sie gebeten, nach Mr. Casey zu suchen. Ich muß ihm etwas mitteilen. Haben Sie ihn inzwischen gefunden?« fragte der Psychologe.
»Ich - äh, nein, er kann jetzt nicht ans Telefon.«
»Ach so. Ich muß jetzt aufhören. Wenn ich diese Nummer wähle, kommen Sie dann wieder an den Apparat?« ...:
»Ja.«
»Gut. Ich rufe zurück, sobald ich etwas Neues höre. Auf Wiederhören!« Bellow drückte die Aus-Taste. »Gute Nachrichten. Anderer Anführer, jünger, seiner Sache nicht ganz so sicher. Bei ihm habe ich ein Druckmittel. Er ist wirklich katholisch, oder hält sich zumindest dafür. Das heißt, er hat ein Gewissen, moralische Grundsätze... Damit läßt sich zumindest arbeiten«, schloß er nüchtern, aber optimistisch.
»Aber wo steckt der andere?« fragte Stanley. »Es sei denn...«
»Hm?« machte Tawney.
»Es sei denn, er ist gar nicht im Gebäude!«
»Pardon?« fragte Bellow.
»Es sei denn, das Arschloch ist überhaupt nicht im Krankenhaus! Er hat uns vorhin angerufen, aber schon seit geraumer Zeit nichts mehr von sich hören lassen. Müßte er nicht längst nachhaken?«
Bellow nickte. »Das wäre zu erwarten, angesichts der Frist.«
»Aber Noonan hat den Mobilfunk-Telefonverkehr unterbunden«, betonte Stanley. Er schaltete auf Sprechfunk. »Hier Kommandant. Seht euch um, ob irgendwo da draußen jemand ein Handy benutzt! Es könnte sein, daß wir es mit zwei Tätergruppen zu tun haben. Bestätigen!«
»Kommandant, hier Covington, verstanden!«
***
»Himmeldonnerwetternochmal«, fluchte Malloy in seinem kreisenden Hubschrauber.
»Sollen wir etwas niedriger gehen?«
Der Marine schüttelte den Kopf. »Nein, hier oben werden sie uns noch nicht einmal bemerkt haben. Bleiben wir noch eine Weile in Deckung!«
***
»Was zum Teufel...?« ächzte Chavez und starrte seinen Schwiegervater an.
»Drinnen - und draußen?« spekulierte John.
***
Grady war nahe dran, die Beherrschung zu verlieren. Er hatte insgesamt siebenmal probiert, mit seinem Handy zu telefonieren, und immer wieder das zum Wahnsinn treibende Besetztzeichen vernommen. Da hatte er eine taktisch perfekte Ausgangssituation und konnte nicht losschlagen, weil er die Truppenteile nicht zu koordinieren vermochte. Und diese Rainbow-Kerle standen kaum hundert Meter von den Volvo-Speditionslastern entfernt zusammen. Aber das konnte nicht mehr lange dauern. Die Polizei würde mit Sicherheit das Gelände durchkämmen. Es waren jetzt rund hundertfünfzig, vielleicht zweihundert Uniformierte in einem Abstand von dreihundert Metern rings um das Krankenhaus postiert. Das Ziel war ganz nahe. Grady hatte den Feind vor der Flinte.
***
Noonan überquerte den Hügel und steuerte die Stelle an, wo sich sein Team versammelt hatte. Ihm war schleierhaft, was er hier tun konnte. Richtmikrofone und
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