10 - Operation Rainbow
gebracht.
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Noonan brachte den Wagen nur wenige Zentimeter vor dem dritten LKW zum Stehen. Geduckt ließ er sich aus der Fahrertür fallen und hörte das deutliche, an Kalaschnikows erinnernde Rattern der Maschinenpistolen. Das mußte der Gegner sein, und sie waren ganz nahe. Er hielt die Beretta mit beiden Händen umklammert, blickte zum Heck des Wagens und fragte sich, wie - ja! An der hinteren Tür war ein Fußsteig befestigt. Er kletterte hinauf, fand die Stelle, wo die Leinwandplane festgezurrt war. Die Pistole zwängte er in den Gürtel und zog sein K-Bar-Kampfmesser, mit dem er die Verschnürung durchtrennte und eine Ecke freilegte. Dann hob er die Plane, spähte hinunter und sah drei Männer, die sich nach links wandten und mit ihren Waffen nach draußen zielten. Okay. Sie anzusprechen oder ihnen etwas zuzurufen, kam ihm gar nicht in den Sinn. Statt dessen beugte er sich herab, hielt mit einer Hand die Leinwand hoch und zielte mit der Rechten. Der erste Schuß löste sich, als er den Abzugsfinger durchzog, und dem Nächststehenden wurde der Kopf abgerissen, während er zusammensackte. Die anderen waren zu sehr vom MP-Lärm abgelenkt, um den Schuß zu hören. Sofort umklammerte Noonan den Pistolengriff fester und sandte dem zweiten Mann eine zweite Kugel in den Kopf. Der Dritte merkte, wie sein Nachbar fiel, und blickte nach oben. Seine braunen Augen weiteten sich, er sprang zur Seite, riß sein Gewehr hoch, war aber nicht schnell genug. Noonan feuerte ihm zweimal in die Brust, dann hob er den Lauf ein wenig und schoß ihm noch einmal in die Nasenwurzel. Noonan vergewisserte sich, daß sich die drei nicht mehr rührten, dann hüpfte er vom Dach des LKWs und lief zum nächsten. Er blieb kurz stehen und lud ein neues Magazin nach, während er mit einem Mal tief im Innern spürte, daß Timothy Noonan automatisch reagiert hatte, fast ohne bewußte Entscheidungen zu treffen.
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Grady trat das Gaspedal durch und drückte auf die Hupe, während er losraste. Das war das Signal für die anderen, sich aus dem Staub zu machen, und galt auch für die Männer im Innern des Krankenhauses, die er mit seinem Handy nicht mehr kontaktieren konnte.
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»Herr im Himmel«, stöhnte O'Neil, als die ersten Kugeln pfiffen. »Warum zum Teufel hat er nicht...«
»Zu spät, sich darum zu kümmern«, winkte Sam Barry ab, riß seinen Bruder mit und hechtete zur Tür. Da stand Jimmy Carr schon bereit, und der Letzte aus ihrem Kommando gesellte sich zehn Sekunden später dazu, als er die Tür zur Feuertreppe aufriß.
»Wird Zeit, sich zu verabschieden, Jungs!« rief O'Neil ihnen zu. Er warf den beiden wichtigsten Geiseln einen Blick zu und überlegte noch, ob er sie mitnehmen sollte, doch die schwangere Frau würde sie nur aufhalten, und es waren noch dreißig Meter zum Lieferwagen. Irgendwas war schiefgegangen, dachte er, obwohl er nicht wußte, was, und sie konnten jetzt nur noch ihre Haut retten.
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Der dritte Militärlaster hielt wenige Meter hinter Noonans Privatwagen. Eddie Price sprang als erster hinaus, die MP-10 im Anschlag, dann bückte er sich und sah sich um, woher der Lärm kam. Was immer hier ablief, alles ging viel zu schnell und planlos vonstatten. Auf solche Situationen war er als Infanterist vorbereitet worden, aber das war zwanzig Jahre her. Jetzt gehörte er einem Eingreifkommando an und müßte eigentlich jeden Schritt kennen, bevor er ihn tat. Mike Pierce ließ sich neben ihn fallen.
»Was in aller Welt geht hier vor, Eddie?«
Erst jetzt sah er Noonan vom Speditionslaster herunterspringen, der das leere Magazin aus der Pistole warf. Der FBI-Agent erkannte sie und winkte sie zu sich.
»Wir sollten ihm folgen«, brummte Price. Louis Loiselle tauchte neben Pierce auf, und beide liefen los. Paddy Conolly holte sie ein, während er in seiner Patronentasche nach der Leuchtgranate fingerte.
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O'Neil und die vier anderen verließen das Gebäude durch den Notausgang und schafften es bis zu ihrem Lieferwagen, ohne daß jemand sie sehen oder aufhalten konnte. Er hatte die Schlüssel stecken lassen, und noch bevor die anderen die Türen zuklappen konnten, setzte sich das Gefährt in Bewegung.
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»Achtung! Achtung!« meldete Franklin über Sprechfunk.
»Mehrere Täter verlassen in einem braunen Lieferwagen den Tatort!« Dann schwenkte er das Gewehr herum, zielte auf den linken vorderen Reifen und drückte ab.
Die schwere Munition zerfetzte die Reifendecke wie ein Stück Zeitungspapier
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