10 - Operation Rainbow
an. Peter Williams war am Apparat.
»Tja, außerdem sind noch zwei Kreditkarten drin, eine Mastercard und eine von Visa, beide Platin...« - was bekanntlich einen relativ hohen Kreditrahmen verbürgte.
»Ausgezeichnet. Schicken Sie mir möglichst umgehend eine Fotokopie des Ausweises sowie die Kreditkartennummern über die Sicherheits-Faxleitung.« Tawney gab die verschlüsselte Rufnummer durch.
»Jawohl, Sir. Ich kümmere mich gleich darum«, erwiderte Williams eifrig und fragte sich, was das alles sollte. Und wer zum Teufel war der Kollege und Namensvetter William Tawney? Wer auch immer, offenbar arbeitete er nachts durch, denn in England war es schon fünf Stunden später als in New York, und Peter Williams überlegte schon, wo er heute zu Abend essen sollte.
***
»John?«
»Ja, Bill?« seufzte Clark übernächtigt und blickte von seinem Schreibtisch auf. Er hatte gerade an seinen Enkel gedacht. Ob er ihn heute noch zu Gesicht bekam?
»Unser Freund Seroff ist aufgetaucht!« meldete der Geheimdienstler atemlos. Das konnte den Befehlshaber nicht kaltlassen. John Clark kniff die Augen zusammen.
»Ach ja? Wo denn?«
»In New York. Ein britischer Paß wurde in einem Mülleimer am Flughafen La Guardia entdeckt, zusammen mit zwei Kreditkarten. - Und dann stellte sich heraus«, fuhr er fort, »daß Paß und Kreditkarten auf den Namen eines gewissen Joseph A. Seroff ausgestellt sind!«
»Schau doch mal bei den Kreditgebern nach, ob...«
»Ich lasse gerade euren Attache der US-Botschaft in London darum bitten, uns Einsicht in die Kontoführung zu verschaffen. Entsprechende Informationen werden in der nächsten Stunde erwartet. Könnte ein Durchbruch sein für uns«, fügte Tawney optimistisch hinzu.
»Und wer kümmert sich in den USA darum?«
»Gus Werner, Direktionsassistent bei der FBI-Terrorismuseinheit. Kennst du ihn?«
»Persönlich nicht, aber gehört habe ich von ihm.«
»Ich kenne Gus ganz gut. Hat ganz schön was auf dem Kasten!«
***
Das FBI unterhielt gute Beziehungen zu den meisten Unternehmen, da bildeten Visa und Mastercard keine Ausnahme. Ein Agent rief von seinem Schreibtisch im Hoover Building aus in den Zentralen an und gab den Sicherheitschefs beider Kreditkartenfirmen die Nummern durch. Sie waren selbst ehemalige FBI-Kollegen; das Büro vermittelte gern altgediente Agenten auf solche Posten, die ein weitverbreitetes, bewährtes Netzwerk bildeten. Beide befragten ihre Computer und übermittelten Werner die gewünschten Informationen über das Konto - Name, Adresse, Kreditwürdigkeit und was das wichtigste war: jüngste Abbuchungen. So ließ sich auch der British-Airways-Flug von Heathrow in London nach O'Hare in Chicago nachvollziehen. Entsprechende Kontoauszüge wurden ans FBI auf den Schreibtisch von James Washington gefaxt.
»Und - was rausgekriegt?« fragte Gus Werner den jungen Agenten, der in sein Büro kam.
»Er ist gestern noch spät von London nach Chicago geflogen, hat dann noch einen Flug von Chicago nach New York genommen - so ziemlich den letzten, ganz hinten in der Maschine. Direkt danach muß er seinen Paß weggeschmissen haben. Hier, bitte!« Der Agent reichte ihm die Buchungen und die Informationen der Fluggesellschaft. Werner blätterte in den Ausdrucken.
»Echt wahr«, murmelte der ehemalige Chef des Geiselrettungsteams. »Sieht aus, als hätten wir ins Schwarze getroffen, Johnny!«
»Jawohl, Sir!« Der aufstrebende junge Mann war erst kürzlich aus der Oklahoma-City-Division ins Hauptquartier versetzt worden. »Aber eins bleibt ein Rätsel - wie er diesmal nach Europa gekommen ist. Alles andere ist dokumentiert; auch ein Flug von Dublin nach London, aber nicht der Hinweg nach Irland«, erklärte Special Agent James Washington seinem Boß.
»Vielleicht hat er American Express?« fragte sich Werner. »Rufen Sie dort mal an und fragen Sie nach!« befahl er.
»Werd's probieren«, nickte der junge Mann.
»Wem muß ich das hier weitergeben?« fragte Werner. Washington tippte in der Fax-Anfrage auf die Absenderzeile mit der Nummer.
»Ach, das ist ja toll. Den kenne ich. Danke, Jimmy!« Werner hob den Hörer ab und wählte die Auslandsnummer. »Mr. Tawney, bitte!« bat er die Telefonistin. »Hier ist Gus Werner vom FBI-Hauptquartier.«
»Hallo, Gus! das war ja prompte Arbeit, Mann!« rief Tawney, der schon im Regenmantel dastand und Feierabend machen wollte.
»Die Wunder des Computerzeitalters, Bill. Bei diesem Seroff haben wir wohl einen Volltreffer gelandet.
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