10 - Operation Rainbow
Argwohn, Sie könnten was auf dem Kerbholz haben.«
»Aber bei mir werden sie wirklich nichts finden!«
»Weiß ich.« Henriksen hatte ihn bereits selbst in gleicher Weise geprüft. Jemanden mit krimineller Vergangenheit zugunsten des Projekts krumme Dinger drehen zu lassen, wäre der reine Wahnsinn. Das einzige, was gegen MacLean vorlag, war seine Mitgliedschaft bei Earth First, die vom Büro nahezu als terroristische, zumindest aber als radikale Umweltgruppe eingestuft wurde. Doch alles, was MacLean mit denen zu schaffen hatte, war das Zeitschriftenabo. Sie hatten auch viele gute Ideen, und im Projekt wurde erwogen, einigen aus der Gruppe B-Serum zu verabreichen. Leider waren gar zu viele von denen der Ansicht, man hätte schon viel für den Umweltschutz getan, wenn man lange Nägel in die Bäume schlug, damit die Motorsägen dran kaputtgingen. Durch solche Aktionen wurden nur Arbeiter in den Sägemühlen verletzt, was den Volkszorn entfachte, ohne daß man sinnvolle Alternativen aufzeigte. Es war dasselbe wie bei den Terroristen. Deren Aktionen standen immer in grellem Widerspruch zu ihren moralischen Ansprüchen, wie Henriksen seit Jahren wußte. Sie waren einfach nicht klug genug, eine Infrastrukrur zu entwickeln, die der Realisierung ihrer Absichten zugute kam. Dazu mußte man in die Wirtschaft gehen, sich ihre Strukturen zunutze machten - doch das war ein Feld, auf dem die meisten Ökos nicht konkurrieren konnten. Ideologie reichte eben nicht. Man brauchte auch Verstand und Anpassungsfähigkeit. Zur Elite zählte eben nur, wer es verdiente. Kirk MacLean war auch nicht würdig genug, aber er gehörte nun mal zum Bodenpersonal. Und jetzt regte er sich auf, weil das FBI ihm nachstellte. Eigentlich brauchte er nur bei seiner Story zu bleiben. Doch wer so aufgeregt war, konnte leicht einen Fehler machen. Das mußte auf jeden Fall verhindert werden.
»Packen Sie am besten Ihre Sachen. Wir fliegen Sie heute zum Projekt hinaus.« Was soll's, es ging ja sowieso bald los. Sehr bald sogar. .
»Toll!« freute sich MacLean und futterte seinen Eiersalat. Wie er feststellte, hatte sich Henriksen Pastrami bestellt. Veganer war er nicht gerade. Würde sich vielleicht noch ändern...
***
Kunstwerke schmückten schließlich doch noch einige der nackten Wände. Danach kam Popov die Einrichtung wenigstens nicht mehr ganz so seelenlos vor. Es handelte sich um gemalte Landschaften - Bergmassive, Wälder und Tiere. Einige der Bilder waren nicht schlecht, doch das meiste ziemlich platt, wie die röhrenden Hirsche, die man in den Zimmern billiger Motels vorfand. Der Russe fand es merkwürdig, daß man sich diese monströse Anlage mitten in der Einöde soviel kosten ließ und sich bei der künstlerischen Ausstattung mit drittklassigem Kitsch begnügte. Über Geschmack ließ sich nicht streiten, und Brightling war Technokrat und in den feineren Aspekten des menschlichen Daseins ziemlich ungebildet. In früheren Zeiten wäre er Druide geworden, dachte Dmitrij, ein bärtiger Eiferer mit langem weißem Bart, der Bäumen und Tieren huldigte und seinen Göttern auf Steinaltären Jungfrauen opferte. Popov hätte mit den Jungfrauen Besseres anzufangen gewußt. In seinem Auftraggeber mischten sich auf merkwürdige Weise Fortschritt und Rückständigkeit - und in seiner Firma auch. Der Sicherheitschef war »Veganer«, der keine tierischen Produkte benutzte und kein Fleisch aß. Was für ein Mumpitz! Horizon war der weltweite Marktführer in mehreren neuen Bio-Technologien, und in der Konzernspitze wimmelte es von Spinnern und Sonderlingen. Wahrscheinlich war das eine amerikanische Krankheit. In einem Land mit solchen Ressourcen mußten Brillanz und Überspanntheit nahe beieinander wohnen. Brightling selbst war das beste Beispiel dafür. Er war ein Genie, aber er hatte Popov angeheuert, terroristische Attentate zu provozieren...
... und dann hatte er Popov hierhergeschickt. Dmitrij Arkadejewitsch ließ es sich beim Abendessen durch den Kopf gehen. Warum hier? Was war so besonders an dieser Filiale?
Jetzt begriff er auch, weshalb Brightling so lässig die Milliönchen abschrieb, die er den Terroristen überbringen sollte. Horizon Corporation hatte hier mehr für die Pflasterung der Zufahrtsstraßen ausgegeben als alles, was Popov an Koffern beiseite geschafft und auf sein Berner Privatkonto eingezahlt hatte. An diesem Ort hier war ihnen mehr gelegen. Das merkte man an jedem Detail, bis hin zu Drehtüren, die keine Luft nach
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