10 - Operation Rainbow
machen wir.«
»Nächster Punkt - was ist mit dem Fall Bannister?«
»Damit kommen wir momentan keinen Schritt weiter. Am nächsten dran schienen wir zu sein, als wir diesen Kirk MacLean zum zweiten Mal aufsuchten. Er wirkte ein bißchen hektisch. Mag sein, daß er nur Lampenfieber hatte, aber es kann auch was anderes sein. Wir haben nichts gegen ihn in der Hand und wissen nur, daß er mit der Vermißten in dieser Kneipe getrunken und geredet hat. Über seinen Hintergrund haben wir uns informiert. Viel ist da nicht zu berichten. Hat einen einträglichen Job in der Horizon Corporation; von Beruf ist er Biochemiker, hat sein Examen an der Universität von Delaware gemacht, mit Magister, und will in Columbia promovieren. Gehört verschiedenen Bürgeriniativen an, darunter Earth First und dem Sierra-Club, und bezieht ihre Zeitschriften. Sein Hobby ist Gebirgswandern. Zweiundzwanzig Riesen hat er auf der Bank und zahlt seine Rechnungen pünktlich. Die Nachbarn schildern ihn als ruhigen, zurückgezogen lebenden Jungen, der nicht allzuviele Freunde hat im Viertel. Eine Partnerin ist nicht bekannt. Mary Bannister will er nur behäufig gesehen und einmal nach Hause gebracht haben, ohne daß es zu intimeren Kontakten kam. Mehr ist ihm nicht zu entlocken.«
»Sonst noch was?« fragte der stellvertretende Beauftragte.
»Die gedruckten Flugblätter der New Yorker Polizei haben noch keine Ergebnisse gebracht. Allzuviel verspreche ich mir davon nicht.«
»Und wie wollen Sie weiter vorgehen?«
Sullivan zuckte die Achseln. »In ein paar Tagen wollen wir MacLean noch einmal auf den Zahn fühlen. Wie schon gesagt, er wirkt ein bißchen verdruckst, aber nicht genug, ihn überwachen zu lassen.«
»Ich habe mit Leutnant d'Allessandro darüber gesprochen.
Er meint, in diesem Teil der Stadt könnte ein Serientäter unterwegs sein.« »Mag sein. Auch ein anderes Mädchen wird vermißt, Anne Pretloe, aber bei der tappen wir ebenfalls im Dunkeln. Nirgends ein konkreter Anhaltspunkt. Wir bleiben am Ball«, versprach Sullivan. »Wer immer da sein Unwesen treibt, wird früher oder später einen Fehler machen.« Doch bis es soweit war, würden vielleicht weitere junge Frauen in diesem Bermuda-Dreieck verschwinden, und selbst die vereinten Kräfte von Polizei und FBI konnten es nicht verhindern. »Einen solchen Fall habe ich noch nie bearbeitet.«
»Ich schon«, warf der Beauftragte ein. »Den Green-River-Schlächter von Seattle. Da haben wir eine Tonne Akten produziert und das Schwein doch nie erwischt. Irgendwann hörten die Morde einfach auf. Vielleicht haben sie ihn wegen Raubüberfall oder Ladendiebstahl drangekriegt, und er sitzt jetzt in einem Gefängnis in Washington State und wartet auf Amnestie, damit er weitere Nutten abschlachten kann. Wir haben ein detailliertes Profil der Persönlichkeit dieses Täters, wissen aber nicht, wer die Persönlichkeit ist. Das sind die wahren Kopfnüsse in unserem Beruf!«
***
Kirk MacLean saß zu diesem Zeitpunkt gerade in einer der vielen hundert New Yorker Delikatessen-Imbißbuden beim Mittagessen, löffelte seinen Eiersalat und trank ein Eiskrem-Soda.
»Und dann?« fragte Henriksen.
»Dann kamen sie und wollten nochmal mit mir reden, stellten mir wieder und wieder dieselben blöden Fragen. Als erwarteten sie, daß ich mich in Widersprüche verwickle.«
»War das der Fall?« fragte der ehemalige FBI-Mann.
»Nein. Ich habe nur eine einzige Story durchgekaut, und die hatte ich mir längst vorher zurechtgelegt. Woher haben Sie gewußt, wie die mich löchern würden?« wollte MacLean wissen.
»Früher war ich selbst beim FBI. Ich habe Fälle bearbeitet und weiß, wie die Agenten vorgehen. Man darf sie nicht unterschätzen. Ganz plötzlich erscheinen sie - aber nein, wenn die auf der Büdfläche erscheinen, sehen sie sich bei Ihnen um, und d ann geben sie keine Ruhe mehr, bis sie etwas finden«, erklärte Henriksen, um den Jungen noch einmal zu warnen.
»Und was machen sie jetzt?« fragte MacLean. »Die Mädels, meine ich.«
»Das brauchen Sie nicht zu wissen, Kirk. Vergessen Sie das nicht. Besser, Sie wissen nichts davon.«
»Okay.« Mürrisch gab MacLean klein bei. »Und was jetzt?«
»Die kommen wieder. Wahrscheinlich versuchen sie, Ihren Hintergrund auszuleuchten.«
»Und was soll das heißen?«
»Tja, die reden mit Ihren Nachbarn, Kollegen, lassen sich Kreditauskunft geben, prüfen, welchen Wagen Sie fahren, ob Sie viele Knöllchen kriegen, Vorstrafen haben, immer mit dem
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