10 - Operation Rainbow
gesagt, weshalb er das von mir verlangt, aber ich vermute, seinem Freund Henriksen sollte auf diese Weise zu einem Beratervertrag bei den Olympischen Spielen von Sydney verhelfen werden.«
»Das trifft zu«, bestätigte Killgore. »Für uns sind sie von ganz entscheidender Bedeutung!« Könnte sie mir ruhig mal ansehen , dachte Killgore, schließlich sind es die letzten .
»Aber weshalb?«
Auf direkte Fragen reagierten sie regelmäßig bestürzt. Der Arzt und der Ingenieur blickten einander an. Dann ergriff Killgore das Wort .
»Wie denken Sie eigentlich von der Umwelt, Dmitrij?«
»Welche Umwelt meinen Sie? Die hier draußen? Wunderbar ist es hier. Sie haben mir bei diesen Morgenritten so vieles Schönes gezeigt«, erwiderte der Russe und wählte seine Worte mit Bedacht. »Der weite Himmel, die gute Luft, das Weideland und die Weizenfelder - ich habe gar nicht gewußt, wie schön die Welt eigentlich ist. Wohl, weil ich in Moskau aufgewachsen bin, meine Freunde!« Wie grauenhaft verdreckt es in der Metropole war, konnten die beiden ja nicht wissen.
»Nun ja. Aber es ist nicht überall schön.«
»Wem sagen Sie das, John! In Rußland interessiert sich der Staat längst nicht so sehr für Umweltfragen wie bei euch in Amerika. Im Kaspischen Meer - wo der Kaviar herkommt - sind die Fische nahezu ausgerottet von Chemiegiften. Und östlich vom Ural liegt eine Landschaft, die bei unseren Atomversuchen zur verstrahlten Wüste geworden ist. Besucht habe ich sie nicht, aber davon gehört. Dort empfehlen Autobahnschilder erhöhtes Tempo, um die radioaktiv verstrahlte Zone möglichst rasch zu durchqueren!«
»Tja; wenn wir nicht aufpassen, stirbt uns noch der ganze Planet...« MacLean musterte ihn aufmerksam.
»Das wäre ein Verbrechen, nur mit den Untaten Hitlers vergleichbar!« empörte sich Popov. »Es wäre nekulturno , das Werk unzivilisierter Barbaren! Das haben mir die Videos und Zeitschriften in meinem Zimmer drüben erst richtig vor Augen geführt.«
»Wie denken Sie über das Töten, Dmitrij?« warf Killgore ein. »Menschen töten, meine ich.«
»Es kommt darauf an, welche Menschen. Viele hätten es aus dem einen oder anderen Grund nicht anders verdient. Aber in der westlichen Kultur herrscht die merkwürdige Auffassung, anderen das Leben zu nehmen sei grundsätzlich falsch. In manchen Ländern dürfen nicht einmal überführte und verurteilte Schwerverbrecher hingerichtet werden. Mir kam das immer schon sonderbar vor.«
»Und bei Verbrechen gegen die Natur?« hakte Killgore nach und starrte ausdruckslos in die Ferne.
»Ich verstehe nicht recht...«
»Solche, die den Planeten schädigen. Das Ausrotten ganzer Arten, das Verseuchen des Bodens, der Meere... Wie steht es damit?«
»Auch das ist ein barbarisches Verbrechen, Freunde, und sollte streng bestraft werden. Aber wie überführt man die Täter? Sind es die Industriellen, die den Auftrag geben und Profit daraus ziehen? Oder die Arbeiter, die ihr Gehalt dafür bekommen, zu tun, was man ihnen sagt?«
»Wie hat man's denn in Nürnberg gemacht?« Killgore wollte anscheinend das Thema wechseln.
»Die Kriegsverbrecherprozesse meinen Sie? Es wurde festgelegt, daß Befehlsgehorsam nicht als Argument der Verteidigung gilt.« Auf der KGB-Akademie hatten sie es anders gelernt, dort war es die Staatspartei, die immer recht hatte.
»Stimmt«, nickte der Epidemiologe. »Und dennoch ist Harry Truman wegen der Bombardierung Hiroshimas nie zur Verantwortung gezogen worden, wie Sie wissen.«
Weil er den Krieg gewonnen hat, Idiot , entgegnete Popov im stillen. Laut sagte er: »Meinen Sie, weil es ein Verbrechen war? Nein, war es nicht, denn es hat schlimmere Verbrechen verhütet, und die Opfer des Abwurfs waren notwendig, um den Weltfrieden wiederherzustellen.«
»Und wenn es nötig wäre, um den Planeten zu retten...?«
»Wie meinen Sie das?«
»Wenn nun der Planet im Sterben läge, was hätten wir zu tun - wäre es richtig , ihn zu retten?«
Die Diskussion bewegte sich auf das gleiche ideologische SchwarzWeiß-Denken zu, das Popov von Marxismusschulungen an der Moskauer Staatsuniversität her kannte, und war von ähnlicher Relevanz für das wirkliche Leben. Den Planeten u mbringen? Das war gar nicht möglich. Ein Nuklearkrieg unter Einsatz aller Mittel, doch, der konnte vielleicht diese Wirkung haben, aber dieses Risiko war weitgehend geschwunden. Die Welt sah heute anders aus, Amerika hatte den Kalten Krieg gewonnen. Er kannten diese beiden Druiden nicht,
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