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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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welche Chance darin lag? Mehr als einmal war die Welt  nah dran gewesen, Atomkriege zu führen - heute gehörten sie der Vergangenheit an.
    »Diese Frage habe ich mir so nie gestellt, Freunde.«
    »Wir schon«, versetzte MacLean.«Noch sind Menschen und Mächte am Werk, die gegebenenfalls nahezu alles Leben auf dem Planeten zerstören könnten. Jemand muß sie daran hindern, aber wie?«
    »Sie sprechen jetzt nicht von politischer Opposition, oder?« fragte der ehemalige KGB-Spion.
    »Nein, dafür ist es längst zu spät, und die Herrschenden würden einem sowieso nicht zuhören.« Killgore hatte sein Pferd eine Rechtskehre machen lassen, und die anderen folgten ihm. »Heute muß man, fürchte ich, viel drastischere Maßnahmen ergreifen.«
    »Aber was? Die gesamte Weltbevölkerung ausrotten?« fragte Dmitrij Arkadejewitsch mit leisem Spott. Doch die Antwort auf die rhetorisch gemeinte Frage war ein unverwandter, eiskalter Blick. Popov wich ihm nicht aus, aber seine Gedanken nahmen eine unerwartete Wendung. Diese Leute waren fascisti . Schlimmer noch, fascisti mit moralischen Prinzipien, die sich für unfehlbar hielten. Aber würden sie auch nach ihren Glaubenssätzen handeln? War das überhaupt durchführbar? Selbst die verstocktesten Stalinisten... aber nein, die waren ja nicht übergeschnappt, nur politische Eiferer gewesen.
    In diesem Augenblick zerriß Flugzeuglärm die Stille der Morgendämmerung. Diese Maschine gehörte zu Horizons G-Flotte und hob von der Landebahn ab, gewann rasch an Höhe, schwenkte nach rechts und entfernte sich ostwärts - nach New York vielleicht, um weitere >Projektteilnehmer< abzuholen? Vielleicht. Der Wohnturm war jetzt vielleicht zu achtzig Prozent belegt. Popov hatte bemerkt, wie die Neuankömmlinge weniger wurden, doch immer noch trafen welche ein, meist im privaten PKW. Zur Mittag- und Abendessenszeit war der riesige Speisesaal nahezu vollbesetzt; in den Laboratorien und anderen Arbeitsstätten der Anlage brannten noch spät die Lichter. Was zum Teufel machten diese Leute?
    Horixon Corporation war auf Biotechnologie spezialisiert, wie sich Popov erinnerte, stellte Pharmaka und andere medizinische Behandlungsmittel her. Killgore war Mediziner, und MacLean Ingenieur im Umweltbereich. Beide waren Druiden, beide vergötterten die Natur - ein Heidentum, das zu den neuesten Modetorheiten des Westens zählte. John Brightling gehörte anscheinend auch dazu, wenn er sich an ihre Gespräche in New York erinnerte. Es war das Ethos dieser Leute und ihrer Firma. Dmitrij mußte an die Machwerke bei ihm auf dem Zimmer denken. Menschen galten als Schmarotzer, die der Erde nur Unbill zufügten, und die beiden hier sprachen gerade von einem Todesurteil gegen Umweltverbrecher - und stellten anschließend klar, daß sie jeden als Verbrecher betrachteten. Was wollten sie bloß tun - alle umbringen? Wie unsinnig. Wieder schien sich die Tür zur Lösung einen Spalt zu öffnen. Sein Verstand arbeitete rastloser, als Buttermilk galoppieren konnte, aber noch immer nicht schnell genug.
    Schweigend ritten sie eine Zeitlang nebeneinander her.
    Dann glitt ein Schatten über sie hinweg, und Popov blickte gen Himmel.
    »Was war das?«
    »Ein Rotschwanz-Falke«, belehrte ihn MacLean. »Er sucht wohl noch sein Frühstück.«
    Sie sahen zu, wie sich der Raubvogel auf rund 150 Meter Höhe schraubte und dann, die Fittiche gespreizt und den Kopf gesenkt, im Aufwind verharrte und mit seinen scharfen Augen nach einem unachtsamen Nager Ausschau hielt. Wie auf geheime Verabredung zügelten die drei Männer ihre Pferde und beobachteten den Vorgang. Es dauerte ein paar Minuten, und dann geschah etwas zugleich Schönes und Schreckliches. Der Falke legte die Flügel um und schoß im Sturzflug herab wie eine lebende Bombe, dann breitete er die Flügel aus und stieß mit vorgestreckten gelben Krallen zu.
    »Geschafft!« triumphierte MacLean.
    Der Falke benutzte Krallen und Schnabel, um die Beute zu attackieren, zu töten. Schließlich hielt er den erschlafften Kadaver unter sich fest, während er wieder in die Lüfte stieg. Sein Nest mußte irgendwo im Norden liegen, dachte Popov. Der erlegte Präriehund hatte nicht den Bruchteil einer Chance gehabt, aber so war's nun mal in der Natur. Auch Soldaten gönnen dem Feind keinen Fußbreit Boden in der Schlacht; das wäre weder ratsam noch klug. Man schlägt mit eiserner Faust und möglichst ohne Vorwarnung zu. Lieber rasch und leicht töten - präzise vor allem - und wenn der

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