10 - Operation Rainbow
erfahren, obwohl Golowko sich nicht erinnerte, durch wen.
Nun, wenn es ein Russe war, womöglich früherer Tschekist, der sich mit Terroristen einließ, dann konnte das dem Ansehen seines Landes nur schaden. Ob er kooperieren sollte? Der Vorsitzende erwog die Vor- und Nachteile. Wenn er jetzt zustimmte, mußte er auch dabei bleiben, sonst war er bei CIA und anderen westlichen Geheimdiensten abgemeldet. Womit diente er seinem Land am besten? Und was lag im Interesse seiner Behörde?
»Ich will tun, was ich kann, Wanja. Aber versprechen kann ich nichts«, hörte Clark ihn sagen. Na schön. Wenigstens zog er es in Betracht.
»Ich würde es als persönlichen Gefallen betrachten, Sergej Nikolajewitsch.«
»Verstehe. Erst muß ich entsprechende Auskünfte einholen.«
»Ausgezeichnet. Einen guten Tag noch, mein Freund!«
» Doswidanija. «
Clark legte auf, ließ die Kassette herausspringen und deponierte sie in der Schublade. »Okay, mein Freund - warten wir ab, womit du rüberkommst.«
***
Die Rechnerprogramme des russischen Geheimdienstes waren längst nicht auf dem gleichen Stand wie die ihrer westlichen Kollegen. Doch technische Mängel finden ihren Ausgleich darin, daß die Verstandesleistung der Benutzer selbst den rückständigsten Computern hinterherhinkt. Golowko benutzte sie, weil er von fremder Hilfe nicht abhängig sein wollte, und es dauerte eine Weile, bis er die entsprechenden Daten zum eingetippten Decknamen auf dem Bildschirm hatte.
POPOV, DMITRIJ ARKADEJEWITSCH, hieß es in der Datei, die auch Dienstnummer, Geburtsdatum und Beschäftigungsdauer aufführte. Bei der letzten großen Umgruppierung, die den Umfang des KGB um fast ein Drittel reduziert hatte, war er im Rang eines Obersten in Pension geschickt worden. Seine Vorgesetzten hatten seine Arbeit stets positiv bewertet, wie Golowko feststellte, doch war er auf einem Gebiet spezialisiert, dem die Behörde kein Interesse mehr entgegenbrachte. In jener Abteilung waren fast alle Mitarbeiter kaltgestellt worden, zwangspensioniert in einem Land, dessen Pensionszahlungen kaum ausreichten, sich länger als fünf Tage im Monat durchzubringen. Daran konnte auch er nichts ändern, dachte Golowko, der seine liebe Not hatte, der Duma regelmäßig Gelder abzuringen, die sein ohnehin schon stark reduzierter Stab für seine ebenso stark reduzierten geheimdienstlichen Aktivitäten dringend benötigte. Dieser Clark hatte zwei Einsätze durchgeführt, von denen auch die GUS-Staaten profitierten - und wenn man bedachte, daß seine frühere Agententätigkeit der alten Sowjetunion schwer geschadet hatte, verdankte Golowko eigentlich indirekt ihm seine jetzige Stellung im Direktorium der Agentur.
Doch, er war bereit, ihm zu helfen. Erstens war es eine schöne Vorleistung, die sich bei entsprechenden Anfragen an den CIA auszahlen würde, zweitens hatte sich Clark ihm gegenüber stets großzügig gezeigt, und drittens ärgerte es ihn nicht wenig, daß ein Ex-KGB'ler dazu beitrug, Clarks Angehörige zu attackieren - so etwas galt ja nun selbst in der Geheimdienstbranche als Tabu. Mag sein, daß in der Ära des Ost-West-Konflikts zuweilen auch die Frau eines CIA-Agenten ruppig behandelt worden war, aber Gewalt hatte man nie angewandt. Das galt nicht nur als nekulturno , sondern hätte zu blutigen Rachefeldzügen geführt und die Abwicklung des seriösen Nachrichtengeschäfts erschwert. Seit den fünfziger Jahren war Spionage ein zunehmend ehrbarer, berechenbarer Beruf geworden. Berechenbarkeit war seit jeher die wichtigste Forderung Rußlands an den Westen, und das galt auch in umgekehrter Richtung. Clark war stets ein verläßlicher Partner gewesen - oder Gegner, je nachdem.
Fest entschlossen ließ sich Golowko den Inhalt der Datei Popov ausdrucken.
***
»Was gibt's Neues?« erkundigte sich Clark bei Bill Tawney.
»Die Schweizer waren ein bißchen langsam. Es hat sich herausgestellt, daß die Kontonummer, die uns Grady gegeben hat, tatsächlich echt...«
»... war?« ergänzte John zweifelnd, der schon das >Aber< einer schlechten Nachricht mitschwingen hörte.
»Eigentlich ist das Konto noch immer vorhanden. Es wies zunächst sechs Millionen US-Dollar auf, dann wurden mehrere Hunderttausend abgehoben - und schließlich, noch am Nachmittag des Anschlags, alles bis auf Einhunderttausend abgezogen und anderswo deponiert. Auf einem anderem Konto bei einer anderen Bank.«
»Wo denn?«
»Das dürfe man uns nicht sagen, heißt es.«
»Dann schreibt dem
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