10 - Operation Rainbow
Fäden zieht. Es ist ziemlich ungeheuerlich. Ich bin erst gestern dahintergekommen, vor kaum vierundzwanzig Stunden, was er im Schilde führt.«
»Und worauf läuft das alles hinaus?« erkundigte sich John.
»Milliardenfachen Massenmord. Die Ausrottung der menschlichen Rasse.«
Jetzt blieb Clark stehen und drehte sich um. Die Porträtaufnahme in der KGB-Akte war gar nicht schlecht getroffen, wie er bemerkte. »Soll das ein Drehbuch werden für Hollywood?« fragte er kalt.
»Gestern war ich in Kansas, Mr. Clark. Dort erfuhr ich den eigentlichen Zweck dieses >Projekts<, wie sie es nennen. Den Mann, der es mir verriet, mußte ich erschießen, um zu entkommen. Der Tote heißt Foster Hunnicutt und war Jäger und Bergführer in Montana. Ich habe ihm mit seiner eigenen Waffe, einem .44er Colt, in die Brust geschossen. An der nächsten Fernstraße hielt ich einen Wagen an, der mich zum Regionalflugplatz brachte. Von dort flog ich nach Kansas City und nahm einen Anschlußflug nach New York. Vor knapp sieben Stunden habe ich Sie vom Hotel aus angerufen. Ich weiß, daß Sie mich jederzeit festnehmen können, Clark. Mit Sicherheit lassen Sie uns im Augenblick überwachen, vermutlich vom FBI«, erklärte er, als sie in die Gegend mit den Tierkäfigen kamen. »Sie brauchen also bloß zu winken, und ich werde verhaftet. Eben erst habe ich Ihnen den Namen des Mannes genannt, den ich erschossen habe, und den Ort, wo es geschah. Außerdem können sie mich wegen Anstiftung zu Terrorakten drankriegen, wahrscheinlich auch für Drogenschmuggel. Ich weiß das alles, und trotzdem habe ich Sie um dieses Treffen gebeten. Glauben Sie immer noch, daß ich mir mit Ihnen einen Scherz erlaube, John Clark?«
»Vielleicht nicht«, erwiderte Rainbow Six und musterte sein Gegenüber.
»Ausgezeichnet. In diesem Fall schlage ich vor, daß Sie uns zur örtlichen FBI-Vertretung bringen oder an einen anderen sicheren Ort, damit ich Ihnen ohne unliebsame Lauscher die nötigen Informationen geben kann. Ich verlange nur eins von Ihnen: Versprechen Sie mir, daß ich nicht festgehalten oder verhaftet werde!«
»Würden Sie mir das denn glauben?«
»Durchaus. Sie sind schließlich vom CIA und kennen die Spielregeln - oder etwa nicht?«
Clark nickte. »Gut, Sie haben mein Ehrenwort - wenn Sie mir die Wahrheit sagen!«
»Ich wünschte, es wäre nicht wahr, John Clark«, seufzte Popov. »Es wäre mir wirklich lieber, Towarischtsch. «
John starrte ihm tief in die Augen, und entdeckte Angst... nein, etwas anderes, das noch tiefer reichte als Angst. Dieser Kerl hatte ihn gerade Genosse genannt. Das wollte einiges heißen, besonders unter den gegebenen Umständen.
»Kommen Sie«, forderte John ihn auf, wandte sich um und ging mit ihm zur Fifth Avenue.
***
»Da ist unser Subjekt, Jungs!« erklärte eine weibliche Agentin über Sprechfunk. »Seroff, umzingelt von unseren Beobachtern, eingewickelt wie eine Weihnachtsgans. Augenblick mal! Sie machen kehrt, gehen nach Osten... zur Fifth Avenue!«
»Im Ernst?« fragte Frank Chatham. Dann sah er sie in aller Eile auf den geparkten Lieferwagen zukommen.
»Habt ihr einen sicheren Verhörraum in der Nähe?«
»Tja, äh - ja, haben wir, aber...«
»Bringt uns dorthin, sofort«, ordnete Clark an. »Eure Überwachungsaktion ist beendet. Einsteigen, Dmitrij!« Er schob die Seitentür auf.
Der Verhörraum lag keine zehn Häuserblocks weiter. Sullivan parkte den Lieferwagen, und zu viert betraten sie das Haus.
37 - VERLÖSCHEN DER FLAMME
Die FBI-Wohnung lag in einem vierstöckigen Altbau. Vor Jahren hatte ihn ein dankbarer Immobilienhändler, dessen Sohn nach einer Entführung vom FBI wohlbehalten zurückgebracht wurde, dem Bund geschenkt. Gewöhnlich wurde er für Unterredungen mit UN-Diplomaten benutzt, die auf die eine oder andere Weise für die Regierung der Vereinigten Staaten arbeiteten. Hier hatte auch Arkadij Schewtschenko ausgepackt, der noch immer hochrangigste Überläufer der Sowjetunion. Nach außen unscheinbar, verfügte das Haus über ein subtiles Sicherheitssystem sowie drei Räume mit Abhörmöglichkeit und Einwegspiegeln, dazu die üblichen Tische und bequemere Stühle als üblich. Das Haus wurde rund um die Uhr betreut, gewöhnlich von einem Nachwuchsagenten der New Yorker FBI-Division, der als eine Art Hausmeister fungierte.
Chatham brachte ihn in den obersten Stock und bat Clark und Popov, im fensterlosen Verhörraum Platz zu nehmen. Ein Mikrophon stand bereit, das Tonbandgerät
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