10 - Operation Rainbow
wenn sie den Bussards zuvorkamen, verstand sich, die sonst alle Beweise zu vernichten pflegten. Doch zwanzig Schritte vor dem Ziel hielt er plötzlich inne. Was immer die Vögel da fraßen, hatte offenbar ein Baumwollhemd getragen. Jetzt drängte er sein Pferd weiter, und plötzlich wurde er bemerkt. Häßliche nackte Köpfe mit grausamen Knopfaugen fuhren herum, dann hüpften die Vögel ein paar Meter beiseite, um sich endlich mit klatschendem Flügelschlag in die Lüfte zu schwingen.
»Ach du Scheiße!« stieß MacLean leise hervor, als er näherkam. Der Hals war aufgerissen, Teile der Wirbelsäule lagen offen, an vielen Stellen waren die Kleider von scharfen Schnäbeln zerfetzt. Das Gesicht war vollkommen zerstört, die Augen fehlten ebenso wie große Teile der Haut und des Fleischs, nur die behaarte Stelle des Schädels war noch einigermaßen intakt, und...
»Herr im Himmel... Foster? Was ist mit dir passiert, Mann?« Als er endlich vor ihm stand, sah er den winzigen roten Kreis mitten im dunkelrot getränkten Hemd. MacLean brauchte nicht vom Pferd abzusteigen. Ein Mensch war tot, und mit Sicherheit erschossen worden. Kirk blickte sich um und entdeckte ganz in der Nähe Hufspuren von einem oder zwei Pferden... eher zwei, wie er glaubte. Zögernd wandte er sich ab, dann gab er dem Pferd die Sporen und galoppierte so rasch wie möglich zu den Stallungen zurück. Eine Viertelstunde brauchte er für den Weg; der scharfe Ritt erschöpfte sein Quarterpferd vollkommen. Zitternd saß er ab, sprang in seinen Brummi und fuhr los, um Killgore zu berichten.
***
An der Kammer selbst konnte Chavez nichts Auffälliges finden. Röhren aus Stahl und Plastik, eine ständig laufende Motorpumpe, die vorhin erst über eine Zeitschaltuhr das Kühlsystem in Gang gesetzt hatte. Chavez erster Gedanke war: Was mache ich, wenn das Virus bereits drinsteckt - gerade erst bin ich durch den Nebel gelaufen - und wenn ich das verdammte Gißzeug dabei eingeatmet habe?
Doch hier stand er nun mal, und wenn es der Fall war... Aber nein, John hatte ihm versichert, die Verseuchung solle erst viel später am Abend beginnen, und daß der Russe genau wisse, wie es vonstatten gehen würde. Auf Nachrichtendienstler mußte man vertrauen; ihre Informationen konnten in seinem Beruf über Tod und Leben entscheiden
Noonan bückte sich, um den Chlorbehälter über dem Verteilerstutzen zu inspizieren. »Sieht aus wie ein Industrieprodukt, Ding«, bemerkte der FBI-Agent, was immer das heißen mochte. »Hab schon kapiert, wie sie ihn auswechseln wollen. Erstmal alles abstellen« - er deutete auf den Motor - »das Ventil schließen und den Behälter mit einer Rohrzange abschrauben, da drüben hängt eine an der Wand! Dann wird der Ersatzbehälter aufgeschraubt, das Ventil geöffnet und die Pumpe wieder angestellt. In dreißig Sekunden ist alles erledigt, eher weniger. Die sind ruckzuck wieder draußen.«
»Und wenn es schon geschehen ist?« zweifelte Chavez.
»Dann sind wir alle am Arsch«, gab Noonan zurück. »Wollen hoffen, eure Informationen sind hieb- und stichfest, Partner!«
Im Nebel draußen schwang, wie Chavez glaubte, ein leichter Chlorgeruch mit, der an amerikanisches Leitungswasser erinnerte. Chlor wurde doch benutzt, weil es Bakterien abtötete. War es nicht das einzige Element außer Sauerstoff, das Oxydation begünstigte? Chavez hatte das irgendwo mal gelesen.
»Was hältst du davon, Tim?«
»Ich denke, es reimt sich schon irgendwie zusammen, aber einen solchen Plan umzusetzen, wäre doch reiner Irrsinn, und dann... Sag mal, Ding, wer zum Teufel würde so etwas tun? Und warum, um alles in der Welt?«
»Das werden wir früh genug rausfinden, nehme ich an. Fürs erste müssen wir die Anlage überwachen, als war sie das wertvollste Spielzeug der Welt. - Na denn«, wandte sich Ding an seine Männer, »George und Homer, ihr rührt euch hier nicht von der Stelle! Wenn ihr pinkeln müßt, meinetwegen auf den Boden.« Er zeigte in die Ecke, wo ein Abfluß eingelassen war. »Mike und ich kümmern uns draußen um alles. Tim bleibt in der Nähe. Wir haben unseren Sprechfunk, darüber können wir uns verständigen. Zwei Stunden hält jede Gruppe abwechselnd Wache, aber niemand entfernt sich mehr als zehn Schritte von hier, ist das klar?«
»Eine Frage, Chef«, meldete sich Sergeant Tomlinson zu Wort. »Wenn einer hier eindringen will, was dann...?«
»Dann werdet ihr ihn daran hindern, egal wie! Und gebt einen Rundspruch an alle
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