10 - Operation Rainbow
biologische Waffe mit sich herumgeschleppt. Einem US-Staatsanwalt konnte Gearing ja weismachen wollen, der Kanister stamme aus der Horizon Corporation, aber niemand, der an ihrem Projekt beteiligt war, würde es je bestätigen. Es gab also keinerlei stichhaltigen Beweis, der Gearings Aussage erhärten könnte.
Dann waren da noch die - seiner Rechnung nach - dreiundfünfzig Angestellten von Horizon und Global Security, die dem Projekt von Anfang an verbunden waren. Die Entwicklung des A- und B-Serums konnte problemlos als medizinische Forschung deklariert werden. Alle Überbleibsel des Shiva-Virus und die Impfstoffvorräte ließen sich binnen weniger Stunden verbrennen, ohne irgendeine Spur zu hinterlassen.
Das mußte reichen. Oder wenigstens fast. Immerhin hatten sie Gearing, und falls der auspackte - und auspacken würde er, da war sich Henriksen sicher, das FBI kannte Mittel und Wege, die Leute zum Reden zu bringen - konnte er Brightling und einigen anderen Leuten, ihn selbst eingeschlossen, große Schwierigkeiten machen. U-Haft ließ sich vielleicht vermeiden, aber die Peinlichkeit einer Gerichtsverhandlung, alles, was die Enthüllungen mit sich bringen würden, zufällige Bemerkungen, die ein Projekt-Mitglied einem anderen gegenüber fallenließ, all das zusammengenommen... und dann gab es ja auch noch Popov, der Brightling und ihn als Drahtzieher von Terroranschlägen bezichtigen würde! Wegen des Mordes an Fester Hunnicutt konnten sie Popov allerdings auffliegen lassen, und das stellte seine Aussagen grundsätzlich in ein ungünstiges Licht. Am besten war es, sich von vornherein dem Zugriff des FBI zu entziehen, um das sich abzeichnende Strafverfahren zu vermeiden. Als Lösung blieb nur Brasilien, ihr Alternativ-Projekt mitten im Dschungel westlich von Manaus. Dort konnten sie sich in Sicherheit bringen, beschützt von Brasiliens angenehm restriktiven Auslieferungsgesetzen, und in aller Ruhe den Regenwald erforschen... Das schien im Augenblick die einzig sinnvolle Entscheidung zu sein. Er hatte eine Liste eingeweihter Projektmitglieder, die sie alle an den Galgen bringen konnten, wenn das FBI ihnen auf den Zahn fühlte. Die Liste dieser getreuen Jünger ließ er ausdrucken und steckte sie in die Brusttasche. Nachdem all dies erledigt und das Für und Wider durchdacht war, kehrte Henriksen in Brightlings Penthouse-Büro zurück.
»Die Piloten habe ich angewiesen, ihre Vögel schon mal startklar zu machen«, teilte ihm Brightling mit, als er eintrat.
»Gut«, nickte Henriksen. »Brasilien ist momentan unsere beste Zuflucht. Zumindest bringt es uns einen Aufschub, bis wir den am meisten gefährdeten Mitarbeitern erklärt haben, was wir vorhaben und wie sie sich verhalten sollen, wenn jemand sie ausfragt. Wir können es schaffen, John, wir müssen es nur schlau genug anstellen.«
»Und was wird aus dem Planeten?« fragte Carol Brightling betroffen.
»Erst müssen wir unsere eigene Haut retten, Carol«, widersprach Bill. »Von einer Zelle im Marion-Staatsgefängnis aus wirst du der Umwelt kaum nützlich sein. Aber wenn wir's pfiffig anstellen, können wir verhindern, daß irgendwer Beweise gegen uns in die Hand bekommt. Und ohne Beweise sind" wir aus dem Schneider. Also, Leute« - er zog die Liste aus der Brusttasche - »hier sind die Namen der Personen, die wir in Sicherheit bringen müssen. Es sind dreiundfünfzig. Da draußen warten vier Gulfstreams auf uns. Wir können alle sofort zum Alternativ-Projekt runterfliegen. Was dagegen?«
John Brightling schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin einverstanden. Bleiben wir damit auf dem Boden der Legalität?«
Henriksen nickte entschlossen. »Ich denke schon. Popov wird Schwierigkeiten machen, aber er hat einen Mord auf dem Kerbholz. Ich zeige ihn bei der Polizei vor Ort an, bevor wir starten. Mit seiner Glaubwürdigkeit als Zeuge ist es dann nicht mehr weit her. Es wird aussehen, als hätte er sich das alles ausgedacht, um dem Galgen zu entgehen - oder wie immer sie hier in Kansas die Mörder hinrichten. MacLean und Killgore werden ihre Aussagen über den Fall auf Videos sprechen, die wir der Polizei übergeben. Vielleicht reicht das nicht aus, ihn zu verurteilen, aber einheizen wird man ihm schon. So muß man's anfangen - die Beweiskette des Prozeßgegners durchbrechen und seine Zeugen in schiefes Licht stellen. In einem, vielleicht anderthalb Jahren einigen sich unsere Verteidiger mit dem Bundesanwalt, und wir kehren heim. Bis dahin müssen wir in Brasilien
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