10 - Operation Rainbow
trug dazu bei, Krankheitserreger in enormen Mengen zu beseitigen, und das hat wiederum die Weltbevölkerung anwachsen lassen, stimmt's? Gut und schön, wir müssen ein wenig enger zusammenrücken, aber wünschen Sie sich dafür vielleicht die Tsetse-Fliege zurück? Halten Sie Malaria für eine vernünftige Methode, die Bevölkerungsprobleme zu lösen? Oder möchten Sie wieder Kriege führen? Das hatten wir doch längst, und es hat die Raten gesenkt. Aber d arüber sind wir doch längst hinaus! Hört mal, es ist gar nicht so schwer, die Bevölkerungsdichte zu regulieren. Man nennt das Geburtenkontrolle; fortgeschrittene Industrienationen praktizieren das längst, und die rückständigen würden auch damit anfangen, wenn sie gute Gründe dafür haben. - Es mag vielleicht eine oder zwei Generationen dauern«, schwadronierte John Brightling, »aber gibt es irgendwen hier, der keinen Spaß daran hätte, wieder fünfundzwanzig zu sein? Und zwar mit der Lebenserfahrung, die wir inzwischen haben. Mir jedenfalls kommt das verlockend vor!« fuhr er fort und strahlte. Mit schwindelerregenden Gehältern und Aktienbeteiligungen hatte seine Firma die größten Kapazitäten angeworben, um dieses spezielle Gen zu untersuchen. Die zu erwartenden Gewinne, wenn man es unter Kontrolle brächte, waren kaum abzuschätzen; das US-Patent verhieß siebzehn Jahre Gültigkeit! Was früher allenfalls in billigen Science-Ficrion-Heftchen vorkam - der Menschheitstraum von der ewigen Jugend -, in der Medizin war er längst zum Stein der Weisen geworden.
»Glauben Sie wirklich, daß Sie es erreichen?« fragte eine andere Kongreßabgeordnete, die aus San Francisco kam. Frauen aus allen Schichten fühlten sich von diesem Mann geradezu magisch angezogen. Geld, Macht, gutes Aussehen und vollendete Manieren machten ihn unwiderstehlich.
John Brightling grinste honigsüß. »Fragen Sie in fünf Jahren wieder nach. Wir kennen das Gen. Wir müssen lernen, wie wir es ausschalten. Hier ist noch unbekanntes Terrain zu erkunden, und als Nebenprodukt werden wir eine Menge nützlicher Erkenntnisse gewinnen. Wir fühlen uns wie Magellan, als er in See stach. Wir wissen nicht, wohin wir steuern, aber uns allen ist klar, daß es die Welt verändern wird.« Daß Magellan von dieser Expedition nicht zurückkehrte, schien niemanden hier zu irritieren.
»Und - rentiert sich das auch?« fragte ein neugewählter Senator aus Wyoming.
»Sonst würde unsere Firma wohl nicht so glänzend dastehen, oder? Wir bezahlen Leute dafür, daß sie nützliche Arbeit tun. Ist unser Forschungsbereich etwa nicht rentabel?«
»Wenn Sie Erfolg haben, schon.« Von Haus aus war der Senator Mediziner. Als Hausarzt für Allgemeinmedizin kannte er sich einigermaßen aus, ohne die Grundlagenforschung überblicken zu können. Das Konzept, das Geschäftsziel der Horizon Company war mehr als atemberaubend, aber sollte er sich mit seinem Votum querstellen? Sie hatten allerhand Erfolg in der Krebstherapie, auch bei der Entwicklung synthetischer Antibiotika, und waren das führende Privatunternehmen im Humangenetik-Projekt, einem weltweiten Forschungsverbund, der die Entschlüsselung der Grundlagen menschlichen Lebens weltweit vorantrieb. John Brightling, der selbst ein Genie war, fiel es nicht schwer, Gleichgesinnte in seine Firma zu locken. Er hatte mehr Charisma als hundert Politiker zusammen, und anders als diese hatte er, wie der Senator selbst zugeben mußte, echte Starqualitäten. Er hatte »das Zeug dazu«, wie man bei Piloten zu sagen pflegte. Mit seinem telegenen Äußeren, dem gewinnenden Lächeln, der Kunst zuzuhören und mit seiner erstaunlichen Intelligenz war John Brightling der geborene Publikumsmagnet. Er verlieh allen in seiner Umgebung ein höheres Selbstwertgefühl, und dieser Bastard konnte einem auch noch etwas beibringen, seinen Lehren konnte jedermann folgen! Vor Laien sprach er allgemeinverständlich, mit Kennern seines Fachs, die ihm neidlos den Vorrang einräumten, tauschte er Argumente auf höchstem Niveau aus. Natürlich gab es Forscher, die ihm das W asser reichen konnten: Pat Reily an der Harvard -Forschungsstelle beispielsweise, Aaron Bernstein an der Johns-Hopkins-Universität, Jacques Elise im Louis-Pasteur-lnstitut. Vielleicht auch noch Paul Ging in der U. C. Berkeley. Aber damit harte sich's auch. Brightling wäre ein hervorragender Klinikchef geworden, dachte der Senator-Hausarzt, aber er konnte sein Talent schwerlich an Patienten mit Grippe
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