10 - Operation Rainbow
beiden ermittelt. Sie schicken die Fingerabdrücke dem BKA, damit sie dort überprüft werden.« Aber falls sie niemals abgenommen worden waren, konnte sich auch dies als Sackgasse erweisen. Es würde wohl noch etwas dauern, bis Models Spießgesellen identifiziert waren.
»Keine Verletzten beim Stürmen der Bank?«
»Nein, Sir. Die vier Gangster hat es erwischt. Alle Geiseln konnten befreit werden. Inzwischen müssen sie längst zu Hause sein. Ach ja, Tim Noonan war bei der Operation beteiligt, als Technik-Experte für eine der Einsatzgruppen.«
»Rainbow scheint seinen Zweck zu erfüllen, wie?«
»Diesmal schon, Direktor«, meinte Sinclair.
»Sorgt dafür, daß sie uns einen Bericht schicken, wie die Operation gelaufen ist.«
»Ja, Sir. Ich habe ihnen heute schon eine e-Mail geschickt deswegen.« Weniger als dreißig Leute im Büro wußten von Rainbow, obwohl manche sich offenbar wunderten. Besonders jene Mitglieder im Geiselrettungsteam, denen nicht entgangen war, daß Tim Noonan - Special Agent der dritten Generation - sang- und klanglos verschwunden war. »Und wie wird das Dinner?«
»Mir schmeckf s bei Wendy am besten. Noch mehr Grundnahrungsmittel. Sonst noch was?«
»Der OC-Fall in New Orleans wird bald abgeschlossen sein. Noch drei oder vier Tage, meint Billy Betz. Davon abgesehen ist nichts Wesentliches vorgefallen.«
»Danke, Gordy.« Murray drückte die Trenntaste und steckte das Handy wieder ein. Dann kehrte er ins Eßzimmer zurück, nachdem er sich umgeschaut und seinen beiden Leibwächtern zugewunken hatte. Eine halbe Minute später nahm er auf einem Sessel Platz, wo seine Smith-und-Wesson-Automatikwaffe im Holster dumpf gegen die Lehne schlug.
»War es etwas Wichtiges?« wollte Liz wissen. .
Er schüttelte den Kopf. »Reine Routine.«
Kurz nachdem Brightling seine Rede beendet und die Preismedaille in Empfang genommen hatte, war alles vorbei. Jetzt hielt der Genforscher wieder Hof, mit einer kleineren Gruppe seiner Jünger, bis er sich schließlich Richtung Ausgang entfernte. Draußen wartete sein Wagen. Er brauchte bloß fünf Minuten zum Hay-Adams-Hotel, das am Lafayette-Park lag, dem Weißen Haus direkt gegenüber. Im Obergeschoß bewohnte er eine Ecksuite, und das Hotelpersonal hatte ihm eine Flasche Weißwein der Hausmarke bereitgestellt, im Eiskübel auf dem Nachttisch, denn seine Bettgefährtin war gekommen. Eigentlich trist, dachte Dr. Dr. John Brightling, und hebelte den Korken heraus. So etwas würde ihm fehlen, wirklich fehlen. Aber sein Entschluß war gefaßt, schon lange zuvor - ohne zu wissen, ob das, was er ins Werk gesetzt hatte, auch zum Ziel führte. Jetzt war er überzeugt, daß es gelingen würde, und was er vermißte, war bedeutend weniger wert als das, was er zu erreichen trachtete. Und für einen Augenblick dachte er, als er Jessicas blasse Haut und ihre atemberaubende Figur betrachete, daß er etwas anderes zurückbekam, das auch nicht übel war.
***
Für Carol Brightling war es schwieriger. Trotz ihrer Tätigkeit fürs Weiße Haus steuerte sie ganz ohne Leibwächter ihren eigenen Wagen zur Wohnung hinter der Wisconsin Avenue in Georgetown. Wenigstens wurde sie an der Tür erwartet: von ihrem derzeit einzigen Gefährten, einem Kater namens Jiggs, der ihre Ankunft freudig schnurrend begrüßte und sich an ihren Hosenbeinen rieb, als sie die Tür schloß. Er folgte ihr ins Schlafzimmer, sah zu, wie sie sich auszog - nach Katzenart gleichgültig und neugierig zugleich, weil er wußte, was als nächstes kam. In ihrem kurzen Bademantel wanderte Carol Brightling in die Küche, öffnete den Vorratsschrank und holte einen Leckerbissen für Jiggs heraus, den sie gebückt mit der Hand fütterte. Aus dem Eisschrank holte sie sich einen Schluck Mineralwasser, mit dem sie zwei Aspirin hinunterspülte. Sie stand jetzt da, wo sie sein wollte, das wußte sie nur zu gut. Doch nach all den Jahren fiel es ihr immer noch so schwer wie zu Anfang. Endlich hatte sie den ersehnten Job - genaugenommen hatte es sie selbst am meisten überrascht, als es soweit war. Jedenfalls bezog sie ein Büro im richtigen Haus und nahm Einfluß auf die Politik bei den Themen, die ihr wichtig waren. Wichtige Entscheidungen zu wichtigen Problemen - aber war es das wert?
Ja! dachte sie, und sie glaubte es wirklich, doch der Preis, den sie dafür zahlen mußte, war nicht gering. Sie bückte sich und h ob Jiggs auf, hielt ihn im Arm wie ein Baby, das sie nie gehabt hatte, und trat ins Schlafzimmer,
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