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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wo er der einzige Gast war wie sonst. Immerhin blieb ihr der Kater treu, treuer als alle Männer zusammen. Diese Lektion hatte sie gelernt. Sekunden später lag der Bademantel über dem Stuhl am Bett und sie in den Federn, während Jiggs auf der Decke zwischen ihren Beinen thronte. Ob sie wohl heute nacht früher Schlaf finden würde? Aber sie machte sich keine Hoffnungen, denn ihr ging ständig im Kopf herum, was in einem anderen Bett los war, nur wenige Kilometer entfernt.

    ***

5 -  VERZWEIGUNGEN

    Das Morgentraining begann pünktlich um 6.30 Uhr und endete mit dem Acht-Kilometer-Lauf, für den exakt vierzig Minuten vorgesehen waren. Heute früh waren sie zwei Minuten früher am Ziel, und Chavez fragte sich, ob die erfolgreiche Mission ihm und seinem Team auf die Sprünge geholfen hatte. Und wenn es sich so verhielt, war das gut oder schlecht? Vier seiner Mitmenschen umgebracht zu haben, sollte einen nicht gerade beflügeln. Ein trüber Gedanke an einem trüben englischen Nebelmorgen.
    Nach dem Dauerlauf schwitzten alle heftig und nahmen ihre heiße Dusche. Hygiene wurde in seiner Truppe ganz groß geschrieben, mehr noch als bei uniformierten Soldaten. Fast alle trugen das Haar länger als der Armeevorschrift entsprechend, damit sie unterwegs, mit Anzug und Krawatte, wie normale, wenn auch etwas liederliche Manager erschienen, die ihren Erste-Klasse-Flug auf Spesen machten. Dings Frisur war die kürzeste, denn bei der CIA hatte er sich den Soldatenschnitt aus seiner Sergeantenzeit nicht abgewöhnt. Er mußte es noch mindestens ein, zwei Monate nachwachsen lassen, um es den anderen anzugleichen. Pfeifend verließ er die Duschkabine. Als Befehlshaber beanspruchte er einen eigenen Waschraum und nahm sich Zeit, den eigenen Adam im Spiegel zu bewundern. Sein Körper war Domingos ganzer Stolz. Doch, das anstrengende Training der ersten Woche zahlte sich bereits aus. In der Rangerschule von Fort Benning war der Drill kaum härter gewesen, und da war er mit Vierundzwanzig gewesen, als schlichter E-4-Mann und einer der schmächtigsten seines Jahrgangs. Daß Patsy, langbeinig und hochgewachsen wie ihre Mama, ihn um anderthalb Zentimeter überragte, fuchste Ding ein wenig. Aber Patsy trug nur flache Sohlen, das wirkte für ihn respektabler, und ohnehin hätte sich niemand über ihn lustig gemacht. Er sah nicht aus wie jemand, mit dem man Streit anfängt - das hatte er mit dem Boß gemeinsam. Vor allem heute früh, dachte er beim Abfrottieren. Gestern noch hatte er einen Kerl umgelegt, so flott und beiläufig wie man sich den Reißverschluß zuzieht.
    Daheim hatte Patsy schon den grünen Kittel an. Zur Zeit war sie schichtweise im Gynäkologie-OP eingeteilt und wirkte - wenn auch nur als Assistenzärztin - bei einer Kaiserschnitt-Operation mit, gleich heute früh im Ortskrankenhaus, wo sie ihr praktisches Jahr absolvierte. Als nächstes war sie für die Kinderklinik eingeteilt, worauf sie sich schon freute. Auf dem Tisch standen Eier mit Schinken bereit; irgendwie war das Eigelb in England heller, fand Chavez. Ob sie die Hühner hier anders fütterten?
    »Du solltest gesünder frühstücken«, bemerkte Patsy wie gewohnt.
    Domingo lachte und schlug die Morgenzeitung auf, den Daily Telegraph . »Hör mal, Schatz, mein Cholesterinspiegel ist normal, mein Blutdruck hundertundzehn zu siebzig. Ich bin eine durchtrainierte Kampfmaschine, Frau Doktor!«
    »Und was wird in zehn Jahren sein?« fragte Dr. med. Patricia Chavez.
    »Bis dahin habe ich zehn Generaluntersuchungen hinter mir, und je nach den Ergebnissen ändere ich auch die Speisekarte«, erwiderte Domingo Chavez M. A. rer. pol. (Internationale Beziehungen) und butterte seinen Toast. Das Brot hierzulande war sagenhaft lecker, wie er seit sechs Wochen wußte. Was hatten die Leute nur immer gegen die englische Küche? »Schau dir bloß deinen Vater an, Patsy. Der alte Knabe ist immer noch topfit!« Obwohl er heute früh nicht mitgelaufen war. Naja, er war schon weit über fünfzig. Am Schießstand machte er noch immer eine gute Figur. Damit hatte sich John Respekt bei den Einsatztruppen verschafft. Er war einer der besten Pistolenschützen weit und breit, und am Gewehr noch treffsicherer. Bis 400 Meter konnte er mit Weber und Johnston mühelos gleichziehen. Trotz des Anzugs, den er bei der Arbeit trug, war Rainbow Six niemand, mit dem man sich gern angelegt hätte.

    Auf der Titelseite wurde über die gestrigen Ereignisse von Bern berichtet. Ding überflog den Artikel

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