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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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waren mit der Umweltproblematik vertraut und begriffen wenigstens die Sprache, und die meisten schrieben auch in ihrem Sinne, aber nie ohne die windigen Argumente der anderen Seite anzuführen: Mag ja sein, daß Ihre Position verdienstvoll ist, aber die Wissenschaft ist eben noch nicht weit genug, und die Computermodelle sagen nicht genug aus, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen , behauptete die andere Seite. Und deshalb war die öffentliche Meinung, zumindest nach den Umfragen, unentschlossen oder machte schon einen Rückzieher. Dieser Präsident war alles, nur kein Umweltfreund, aber man ließ es dem Kerl durchgehen, solange er Carol Brightling als politisches Trostpflästerchen benutzte - oder gar als Deckmäntelchenl Ihr graute bei dem Gedanken, und unter anderen Umständen hätte sie nicht damit leben können. Doch schon war sie wieder zur Stelle, dachte sie und zog sich das Kleid zu, bevor sie die Kostümjacke überstreifte, eine Beraterin aus dem innersten Kreis der US-Führung. Immerhin traf sie den Regierungschef mehrmals in der Woche, und er las ihre Gutachten und Empfehlungen. Sie hatte Zugang zu den wichtigsten Pressevertretern im Land, konnte - innerhalb vernünftiger Grenzen - ihre eigene Politik machen.
    Und doch war sie es, die den Preis dafür zahlte. Immer war sie es, dachte Carol, und kraulte Jiggs hinterm Ohr, bevor sie aufbrach. Das Tier würde wieder allein bleiben tagsüber und seinen Katergeschäften nachgehen, vor allem auf der Fensterbank in der Sonne dösen, vielleicht sehnlichst darauf warten, daß sein Frauchen heimkehrte und ihm das Futter servierte. Nicht zum ersten Mal nahm sie sich vor, beim Tierfachhandel zu halten und Jiggs eine lebende Maus mitzubringen, als Spielzeug und Leckerbissen zugleich. Ein faszinierender Anblick, das Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Jäger und Gejagte ihre jeweiligen Rollen einnahmen... So lief es nun mal auf der Welt, so war es seit unzähligen Jahrhunderten gewesen, bis auf die letzten zwei oder drei. Bis der Mensch anfing, in die Natur einzugreifen, dachte sie mit einem Blick auf das Straßenpflaster - immerhin noch echte Pflastersteine in diesem alten Georgetown-Viertel, mit eingelassenen Straßenbahnschienen, und Ziegelbauten ringsum, die den hier vor zweihundert Jahren blühenden Wald verdrängt hatten. Am anderen Ufer war's noch schlimmer, wo nur noch die Theodore-Roosevelt-Insel in unberührtem Zustand blieb, während Düsenmotoren drüber hinwegdröhnten. Minuten später war sie auf der Schnellstraße, dann fädelte sie sich in die Pennsylvania Avenue ein. Wie immer war sie noch vor dem Berufsverkehr unterwegs und legte die anderthalb Kilometer auf der breiten, geraden Avenue zurück, um ihren Parkplatz aufzusuchen. Eigentlich war er n icht reserviert, aber jeder Beamte hatte seinen eigenen, und ihrer lag vierzig Meter vom West-Eingang. Wie üblich mußte sie sich nicht der Hundekontrolle unterziehen. Der Secret Service benutzte belgische Malinois-Hunde, die deutschen Schäferhunden ähnlich waren mit ihrer Intelligenz und ihrer Spürnase für versteckte Autobomben. Ihr Dienstausweis verschaffte ihr Einlaß auf das Gelände, dann erklomm sie die Treppen zum Ministerium und betrat rechts ihr Büro. Eigentlich war es nur ein schmuckloses, viereckiges GroßraumAbteil, aber größer als die Arbeitsräume für Sekretärin und Assistentin. Auf dem Schreibtisch lag der Early Bird, ein Umlaufordner mit Zeitungsausschnitten der Inlandspresse, das Wichtigste für die hier Beschäftigten, dazu ihre persönlichen Nummern von Science Weekly , Science, und der heute erschienene Scientific American , dazu ein paar medizinische Fachzeitschriften. Die aktuellen Umweltpostillen würden zwei Tage später eintreffen. Sie hatte kaum Platz genommen, als ihre Sekretärin Margot Evans mit dem Geheimordner über die Atomwaffenpolitik hereinkam; sie mußte ihn noch durchgehen, um ihre vom Präsidenten abgelehnte Stellungnahme zu formulieren. Unangenehm war daran nur, daß sie sich Gedanken machen mußte über eine Empfehlung, die der Präsident gedankenlos verwarf. Aber sie durfte ihm keinen Vorwand liefern, nach einer angemessenen öffentlichen Bedenkzeit ihren Rücktritt durchzudrücken. Niemand würde in ihrer Position freiwillig den Abschied nehmen; aber die Lokalpresse hatte bereits die Meldungen in der Schublade und würde ihr Verständnis entgegenbringen. Konnte sie nicht noch einen Schritt weitergehen und die Schließung des Drecksreaktors von Hanford, Washington,

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