10 - Operation Rainbow
unterbelichtet. Drei von ihnen waren sogar bei der Volksarmee gewesen und politisch geschult. Immerhin wußten sie, was sie zu tun hatten, und hielten sich bis jetzt an ihre Befehle. Was wollte man mehr! Jetzt verließ das Gesinde die Küche.
Eine der Köchinnen war gehbehindert. Dem Stoppelkopf fiel sie damit auf die Nerven, wie Rosenthal merkte, als er beim Küchentisch stehenblieb. Sie würden sie bestimmt als erste drannehmen, sie umbringen, und wie in seinem Alptraum fühlte er sich wie gelähmt*. Schlagartig wurde ihm das klar, und ein stechender Schmerz durchfuhr seine Stirn. Er zuckte zusammen und sah den Tisch vor sich - auf dem ein kleines Schälmesser lag. Er reckte den Hals, sah nach dem Terroristen, der Maria anglotzte, die Garköchin. Im selben Augenblick faßte er sich ein Herz und griff nach dem Messer, schob es in den rechten Ärmel. Vielleicht gewährte es ihm eine letzte Chance. Wenn es so war, das hatte sich Klaus Rosenthal geschworen, würde er sie zu nutzen wissen.
***
»Team-2, hier Kommandant«, ließ sich Chavez über Sprechfunk vernehmen. »Wir müssen sie erst herankommen lassen. Rückmeldung!« Er hörte zuerst das Doppelklicken von Louiselle und Tomlinson dicht beim Schloß, dann ihre Namen.
»Gewehr Zwei-Eins«, meldete sich Homer Johnston. Sein Visier war jetzt durch das Nachtsichtgerät verstärkt und zielte genau auf die Haupttür der Rückfront. Der Scharfschütze zwang sich, ruhig durchzuatmen.
»Gewehr Zwei-Zwei«, fiel Weber eine Sekunde später ein.
»Oso.« Das war Vega. Er fuhr mit der Zunge über die Lippen, als er die Waffe auf seiner Schulter ausrichtete. Sein Gesicht war bis zu den Augenhöhlen schwarz geschminkt.
»Connolly.«
»Lincoln.«
»McTyler.«
»Patterson.«
»Pierce.« Alle hatten auf der Wiese Stellung bezogen.
»Price«, meldete sich der Hauptfeldwebel vom linken Pilotensessel im Hubschrauber.
»Gewehr frei ist das Kommando. Es gelten die normalen Richtlinien für den Einsatz. - Bleibt auf der Hut, Leute!« fügte Chavez überflüssigerweise hinzu. Dem Befehlshaber fiel es in dieser Situation schwer, den Mund zu halten. Er hockte achtzig Meter vom Hubschrauber entfernt, ein Kinderspiel für seine MP-10, und hatte das Gebäude im Visier.
»Tür geht auf«, zischte Weber den Bruchteil einer Sekunde vor Johnston.
»Es rührt sich was«, bestätigte Gewehr Zwei-Eins.
»Altmark, hier Chavez. Fernsehen abschalten«, befahl Ding über die zweite Funkfrequenz.
»Verstanden«, gab der Hauptwachtmeister zurück. Er wandte sich um und gab einem TV-Redakteur das Zeichen. Die Kameras nahmen noch auf, waren aber nicht mehr auf Sendung, und das Filmmaterial galt ab sofort als Geheimmaterial. In der Flimmerkiste waren ab sofort nur noch der Moderator und seine Expertenrunde zu sehen.
»Tür ist jetzt auf«, berichtete Johnston aus dem Hinterhalt. »Eine Geisel wird sichtbar, offenbar ein Koch, und eine weibliche, dunkelhaarige Person. Bewaffnet.« Sergeant Johnston zwang sich zum Abwarten, nahm die Finger vom Doppelabzug seines Gewehrs. Er durfte nicht schießen ohne direkten Befehl von Ding, und dieser Befehl würde in der gegenwärtigen Situation nicht kommen. »Zweite Geisel in Sicht, der Kleine ist es« - gemeint war Dengler. Ostermann war der Große, und die beiden Sekretärinnen nannten sie Blondie und Brownie, der Haarfarbe wegen. Fotos vom Hauspersonal hatten sie nicht, demnach auch keine Spitznamen. Auf der Täterseite gab es nur »Subjekte«.
An der Tür hielten sie inne, stellte Johnston fest. Die Dame bekam offenbar Schiß, obwohl sie nicht wissen konnte, daß s ie allen Grund dazu hatte. Rührt mich zutiefst, dachte er und nahm ihr Gesicht direkt ins Fadenkreuz, über zweihundert Meter hinweg - was für einen Gewehrschützen allenfalls drei Metern entsprach. »Komm schon, Süße«, keuchte er. »Wir haben eine Überraschung für dich und deine Freunde. - Dieter?« fragte er und drückte den Knopf.
»Bin am Ball, Homer«, gab Gewehr Zwei-Zwei zurück. »Die Visage kommt mir irgendwie bekannt vor... Der Name fällt mir nur nicht ein. Gewehr Zwei-Zwei an Kommandant.«
»Kommandant an Gewehr Zwei.«
»Das weibliche Subjekt haben wir erst kürzlich gesehen. Sie ist jetzt älter, aber ihr Gesicht... Baader-Meinhof, RAF, irgendwer aus dieser Ecke, glaube ich. Arbeitet mit einem Mann. Marxist, erfahrener Terrorist, Killer... Haben einen US-Soldaten auf dem Gewissen, glaube ich.« Große Neuigkeiten waren das nicht, aber wer seinen Feind
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