10 - Operation Rainbow
Situationen lebenswichtig.
»Jawohl. Wenn sie mich zwingen, rolle ich mich auf Ihre Seite und rufe Fehlzündung.«
Verdammt nett von dir , dachte Price. Er trug ein blaues Hemd mit einem aufgenähten Flügelpaar über der Brusttasche und ein Namensschild, das ihn als Tony auswies. Ein drahtloser Ohrknopf verband ihn mit dem Sprechfunk des Teams, und im Kragen steckte ein Mini-Mikrophon.
»Auch auf sechzig Meter Abstand keine besonders attraktive Mieze, was?« fragte er seine Teamgefährten.
»Streif dir durchs Haar, wenn du mich hörst«, bat Chavez von seiner Position aus. Sekunden später sah er, wie Price mit der Linken nervös eine Strähne aus der Stirn schob. »Alles klar, Eddie. Cool bleiben, Mann.«
»Bewaffnetes Subjekt mit drei Geiseln an der Tür«, rief Weber. »Nein! Achtung! Zwei bewaffnete Subjekte mit drei Geiseln. Unter ihnen Blondie. Ein alter Knabe und eine Frau mittleren Alters, beide in Bedienstetenkleidung.« .
»Mindestens ein Helfershelfer«, keuchte Ding, und noch wurden mindestens drei Geiseln erwartet. »Der Hubschrauber kann unmöglich alle befördern...« Was hatten sie mit den überzähligen vor? fragte er sich. Eiskalt umbringen?
»Ich sehe zwei weitere Bewaffnete und drei Geiseln hinten im Türrahmen stehen«, berichtete Johnston.
»Das war's dann mit den Geiseln«, meldete sich Noonan. »Demnach sind's insgesamt sechs Subjekte. Wie sind sie bewaffnet, Gewehr-Eins?«
»Maschinenpistolen. Sehen aus wie Uzis, vielleicht tschechischer Nachbau. Jetzt rücken sie zur Tür vor.«
»Okay, ich hab sie.« Chavez hob sein Nachtglas. »Schützen, nehmt Subjekt Dortmund aufs Korn!«
»Im Visier.« Weber war als erster soweit. Johnston wirbelte herum und kam den Bruchteil einer Sekunde später, dann blieb er reglos liegen.
Auf nächtliche Bewegungen reagiert das menschliche Auge besonders empfindlich. Als Johnston sich im Uhrzeigersinn herumwälzte, um sein Zielfernrohr auf sie zu richten, glaubte Petra Dortmund, etwas bemerkt zu haben. Sie blieb stehen wie angewurzelt, ohne zu wissen, was sie innehalten ließ. Sie starrte direkt in Johnstons Richtung, doch sein Tarnnetz ließ ihn als konturloses Büschel erscheinen, ein Haufen Gras oder Laub oder Dreck, das ließ sich im grünen Halbdunkel des von den Tannen zurückgeworfenen Lichts nicht feststellen. Die Umrisse einer Person schienen es jedenfalls nicht, und der Gewehrlauf lag rund hundert Meter von ihr im Unterholz verborgen. Doch selbst jetzt noch starrte sie hin, ohne die Pistole zu heben, mit neugieriger, kaum irritiert wirkender Miene. Durch sein Nachtsichtgerät sah Sergeant Johnston mit dem offenen linken Auge ringsum am Boden die roten Signallampen des Hubschraubers blinken; sein rechtes konzentrierte sich auf das Fadenkreuz, das direkt auf Petra Dortmunds Stirn fixiert war. Sein Finger lag locker am Abzug, gerade so, daß er ihn spüren und jederzeit mit einer leichten Krümmung abdrücken konnte. Dieser Moment erstreckte sich über mehrere quälende Sekunden, während er zugleich ihre Hand an der Pistole überwachte. Wenn sie sich regte, dann...
Aber nichts passierte. Zu Johnstons Erleichterung setzte sie ihren Weg zum Hubschrauber fort, nicht ahnend, daß zwei Scharfschützen jede ihre r Bewegungen verfolgten. Der nächste, entscheidende Moment war das Besteigen der Kanzel. Entschied sie sich, rechts einzusteigen, verlor Johnston sie aus dem Fadenkreuz, und Webers Gewehr würde allein auf sie zielen. Auf der linken Seite würde Dieter sie an ihn verlieren. Sie schien noch zu zögern... Ja, jetzt machte sie kehrt und wandte sich nach links.
»Gewehr Zwei-Zwei verliert das Ziel«, berichtete Weber im selben Augenblick. »Kann momentan keinen Treffer landen.«
»Gewehr Zwei-Eins hält aufs Ziel«, versicherte Johnston. Sei nicht so , dachte er gleichzeitig fast laut. Laß den Kleinen zuerst rein, Süße .
Petra Dortmund erfüllte ihm genau diesen Wunsch, stieß Dengler vor sich in die linke Seitentür und wollte sich wohl selber in die Mitte setzen, vielleicht, um im Fall eines Angriffs von außen geschützter zu sein. Theoretisch nicht falsch, überlegte Homer Johnston, doch in diesem Fall genau daneben. Pech gehabt, Miststück .
Die gewohnte Bequemlichkeit der Hubschrauber-Ausstattung bot Gerhardt Dengler momentan keinen Trost. Er schnallte sich unter Petras vorgehaltener Waffe an und nahm sich vor, wie in solchen Fällen üblich, die Nerven zu behalten und tapfer zu sein. Dann blickte er nach vorn und
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